Intiative Kürzt uns nicht weg (Foto: SWR)

Weniger Geld für Freiwilligendienste

"Kürzt uns nicht weg": Bufdis in Tübingen empört wegen Einsparungen

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AUTOR/IN
Nadine Ghiba

Junge Menschen arbeiten zum Beispiel in Tübingen und Reutlingen als Freiwillige in Krankenhäusern, Kitas und Heimen. Nun will die Bundesregierung die Förderung dafür streichen.

Der Internationale Bund warnt: In den Kreisen Tübingen und Reutlingen sind etwa 200 Freiwilligen-Stellen in Gefahr. Denn die Bundesregierung wolle kommendes Jahr knapp 80 Millionen Euro Fördermittel streichen. Das bedeutet, dass die Bufdis weniger verdienen. Der gute Verdienst war bisher Anreiz, den Bundesfreiwilligendienst anzutreten.

In Tübingen kämpft man gegen Kürzung

Am Mittwoch sind deswegen Proteste in Berlin geplant. Auch in Tübingen kämpft der Internationale Bund gegen die Kürzungen. Die Organisation vermittelt jedes Jahr hunderte junge Menschen in der Region an verschiedene Einsatzstellen. Viele zum Beispiel ans Tübinger Uniklinikum, so Sprecherin Renate Toews-Raible.

Uniklinik Tübingen: Patienten freuen sich auf Besuche von Bufdi

Die Patientinnen und Patienten freuen sich auf die Besuche von Jordan Gonzalez. Der junge Medizinstudent aus Kuba hält gerne ein Pläuschchen mit ihnen. Als Freiwilliger darf er nach wenigen Wochen schon die Digitalanzeigen prüfen, Patienten waschen und sie auf Operationen vorbereiten, sagt Gonzalez stolz.

Freiwilliger Jordan Gonzalez (Foto: SWR)
Der Freiwillige Jordan Gonzalez unterhält sich mit Renate Toews-Raible vom Internationalen Bund. Sie hat ihn ans Uniklinikum vermittelt

Jordan Gonzalez und seine lebenslustige Art kommt beim Personal und den Patienten gut an. Der Freiwilligendienst ist für ihn eine gute Möglichkeit, Berufserfahrung zu sammeln und gleichzeitig eine längere Zeit im Ausland zu verbringen. Außerdem lerne man durch soziales Engagement viel dazu.

Andere zu unterstützen ist nicht nur mein Beruf, sondern auch meine Lebensaufgabe.

Nach dem Jahr will Jordan Gonzalez erstmal sein Studium beenden. Wer weiß: Vielleicht verschlägt es ihn irgendwann ja wieder ans Tübinger Uniklinikum. Das sei international bekannt, sagt er. Am meisten faszinieren ihn die vielen digitalen Geräte.

Freiwillige Helfer unterstützen Pflegepersonal in Klinik

Freiwillige Helfer unterstützen das Pflegepersonal im Uniklinikum täglich, besonders wenn Kollegen krank sind oder es Engpässe im Dienstplan gibt, so Floriana Cekaj, stellvertretende Bereichsleiterin der Herz-Thorax-Chirurgie. Sie kommen auch gerade da zum Einsatz, wo sonst die Zeit fehlt.

Das Pflegepersonal könne sich oft nicht länger mit den Kranken unterhalten, so Cekaj. Gerade nach schweren Operationen hätten die Menschen aber viele Fragen und Sorgen. Hier könnten Freiwillige einen großen Beitrag leiten. Dass am Tübinger Uniklinikum möglicherweise Stellen für Freiwillige gestrichen werden müssen, will sie sich gar nicht vorstellen.

Kürzungen betreffen auch Kitas und kulturelle Einrichtungen

Die Kürzungen der Fördergelder betreffen nicht nur Krankenhäuser, sondern zum Beispiel auch Kitas und den kulturellen Bereich, so der Internationale Bund Tübingen. Bundesweit könnten schätzungsweise über 6.000 Stellen wegfallen.

Wenn die Gelder gestrichen werden, ist das für unsere Gesellschaft ein herber Verlust. Man kann schon sagen, dass überall wo die Stellen wegbrechen, bestimmte Dinge nicht mehr laufen können.

Freiwillige sollen auch künftig die Chance bekommen, ins Berufsleben zu schnuppern und sich zu engagieren, findet sie. Man müsse ihnen ein faires Taschengeld geben. Und auch Vermittlungsorganisationen, wie der Internationale Bund, hätten Personalkosten, sagt Renate Toews-Raible. Sie bieten Schulungen an und betreuen die Freiwilligen.

Zusammen mit ihrem Team engagiert sich Toews-Raible bei der Aktionswoche "Kürzt uns nicht weg". Am Mittwoch plant der Internationale Bund in Tübingen eine Demonstration. Außerdem habe man Briefe an verschiedene Politikerinnen und Politiker verschickt und sie aufgefordert, gegen die geplanten Kürzungen zu stimmen.

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