Die hohen Parkgebühren in Tübingen betreffen auch die städtischen Angestellten, beispielsweise die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Kitas. Die könnten deshalb ihre Stellen kündigen, warnt aktuell eine Online-Petition. Sie fordert die Abschaffung der Parkgebühren für Kita-Personal, mindestens aber eine Senkung der Gebühren auf 120 Euro im Jahr. Bis Anfang Februar haben knapp 700 Menschen den Aufruf unterschrieben.
Petition: Kita-Personal könnte wegen Parkgebühren kündigen
600 Euro jährlich kostet es mittlerweile, wenn man in Tübingen vor seiner Arbeitsstelle parken möchte. Die seit Herbst 2023 geltende, neue Parkraumbewirtschaftung betrifft auch städtische Angestellte - zum Beispiel das Personal in den Kitas.
Für Mimoza Kalpakidis, Initiatorin der Petition, ist das unverständlich: Die Elternbeiratsvorsitzende einer Kita im Tübinger Norden sagt, sie kenne keinen anderen Arbeitgeber, der Parkgebühren von seinen eigenen Angestellten verlangt. Besonders für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kitas seien die jährlichen Zusatzkosten von 600 Euro viel zu teuer - gerade in Zeiten gestiegener Lebenshaltungskosten.
Kalpakidis spricht von vielen betroffenen Kita-Mitarbeitenden, die deshalb ernsthaft in Erwägung zögen, ihre Stelle zu kündigen. In Zeiten von Personalnot an den Tübinger Kitas sei das eine fatale Entwicklung. Die Leidtragenden wären dann die verbleibenden Erzieherinnen und Erzieher, Eltern und Kinder gleichermaßen, sagt sie. Zurzeit sind etwa 70 Stellen in den städtischen Kitas in Tübingen unbesetzt, weshalb der Gemeinderat die Öffnungszeiten der Kitas bereits reduzieren musste.
70 Stellen in städtischen Kitas unbesetzt Fachkräftemangel: Können Migranten in Tübingen das Problem lösen?
Zu wenige Plätze und kurze Öffnungszeiten: Den Tübinger Kitas fehlt Personal. Ein Kurs soll Migranten schnell in die Ausbildung für Kita-Berufe bringen. Doch reicht das?
Stadt widerspricht: keine Kündigungen wegen Parkgebühren
Bei der Stadt Tübingen ist man sich des Problems bewusst. Manfred Niewöhner, Leiter des zuständigen Fachbereichs in Tübingen, sagt, man wisse um den Unmut der Erzieherinnen und Erzieher über die hohen Parkgebühren. Allerdings seien bisher keine Kündigungen aus diesem Grund bekannt. Natürlich seien 600 Euro im Jahr viel Geld, so Niewöhner. Allerdings gehe es der Stadt nicht darum, den eigenen Angestellten zu schaden, sondern man stelle den Klimaschutz in den Vordergrund.
Stadt bietet Angestellten Alternativen zum Auto
Entsprechend biete man den städtischen Angestellten attraktive Alternativen zum Auto - allen voran das Deutschlandticket für 14 Euro im Monat. Damit wolle man die eigenen Mitarbeitenden dazu bewegen, auf Busse und Bahnen umzusteigen, erklärt Niewöhner.
Mimoza Kalpakidis kennt dieses Argument, will das aber nicht gelten lassen. Viele Kita-Mitarbeitenden kämen von außerhalb nach Tübingen und seien wegen schlechter ÖPNV-Anbindung im ländlichen Raum auf ihr Auto angewiesen. In solchen Fällen habe die Stadt jedoch ebenfalls ein Angebot für ihre Angestellten, ergänzt Niewöhner und verweist auf das Programm für vergünstigte städtische Mitarbeiterparkplätze, auf das man sich bewerben könne. Diese Parkplätze kosten jedoch immer noch 500 Euro im Jahr und sind damit ebenfalls weit entfernt von den Forderungen der Petition.
OB Palmer hält Forderungen für "übliche Veränderungsschmerzen"
Angesichts dieser Differenzen werde die Problemlage selbstverständlich an die oberste Stadtverwaltung kommuniziert, versichert Niewöhner. Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) hat sich in der Angelegenheit bereits geäußert und gelassen reagiert: Er hält die Forderungen für die "üblichen Veränderungsschmerzen". Die Stadt Tübingen will bis 2030 klimaneutral werden und mit erhöhten Parkgebühren einen günstigeren Öffentlichen Nahverkehr finanzieren.
Mimoza Kalpakidis will die Petition noch im Februar dem Tübinger Gemeinderat vorlegen und in einem offenen Brief auch dem Oberbürgermeister zukommen lassen. Sie hofft, dass dann Bewegung in die Sache kommt.