Ein Parkscheinautomat ist vor einer Reihe geparkter Autos zu sehen. Eine Online-Petition will Parkgebühren für Kita-Mitarbeiter abschaffen. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Lösung für Personalnot in Kindertagesstätten?

Online-Petition will Parkgebühren für Kita-Beschäftigte in Tübingen abschaffen

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Jonas Grauer
ONLINEFASSUNG
Lisamarie Haas
Lisamarie Haas ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen. (Foto: SWR, Jochen Krumpe)

Es geht um 600 Euro pro Jahr. Die sollen Beschäftigte von Kitas in Tübingen künftig nicht mehr zahlen müssen. Die Online-Petition will damit mögliche Kündigungen verhindern. Die Stadt hält dagegen.

Die hohen Parkgebühren in Tübingen betreffen auch die städtischen Angestellten, beispielsweise die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Kitas. Die könnten deshalb ihre Stellen kündigen, warnt aktuell eine Online-Petition. Sie fordert die Abschaffung der Parkgebühren für Kita-Personal, mindestens aber eine Senkung der Gebühren auf 120 Euro im Jahr. Bis Anfang Februar haben knapp 700 Menschen den Aufruf unterschrieben.

Petition: Kita-Personal könnte wegen Parkgebühren kündigen

600 Euro jährlich kostet es mittlerweile, wenn man in Tübingen vor seiner Arbeitsstelle parken möchte. Die seit Herbst 2023 geltende, neue Parkraumbewirtschaftung betrifft auch städtische Angestellte - zum Beispiel das Personal in den Kitas.

Für Mimoza Kalpakidis, Initiatorin der Petition, ist das unverständlich: Die Elternbeiratsvorsitzende einer Kita im Tübinger Norden sagt, sie kenne keinen anderen Arbeitgeber, der Parkgebühren von seinen eigenen Angestellten verlangt. Besonders für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kitas seien die jährlichen Zusatzkosten von 600 Euro viel zu teuer - gerade in Zeiten gestiegener Lebenshaltungskosten.

Kalpakidis spricht von vielen betroffenen Kita-Mitarbeitenden, die deshalb ernsthaft in Erwägung zögen, ihre Stelle zu kündigen. In Zeiten von Personalnot an den Tübinger Kitas sei das eine fatale Entwicklung. Die Leidtragenden wären dann die verbleibenden Erzieherinnen und Erzieher, Eltern und Kinder gleichermaßen, sagt sie. Zurzeit sind etwa 70 Stellen in den städtischen Kitas in Tübingen unbesetzt, weshalb der Gemeinderat die Öffnungszeiten der Kitas bereits reduzieren musste.

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Stadt widerspricht: keine Kündigungen wegen Parkgebühren

Bei der Stadt Tübingen ist man sich des Problems bewusst. Manfred Niewöhner, Leiter des zuständigen Fachbereichs in Tübingen, sagt, man wisse um den Unmut der Erzieherinnen und Erzieher über die hohen Parkgebühren. Allerdings seien bisher keine Kündigungen aus diesem Grund bekannt. Natürlich seien 600 Euro im Jahr viel Geld, so Niewöhner. Allerdings gehe es der Stadt nicht darum, den eigenen Angestellten zu schaden, sondern man stelle den Klimaschutz in den Vordergrund.

Stadt bietet Angestellten Alternativen zum Auto

Entsprechend biete man den städtischen Angestellten attraktive Alternativen zum Auto - allen voran das Deutschlandticket für 14 Euro im Monat. Damit wolle man die eigenen Mitarbeitenden dazu bewegen, auf Busse und Bahnen umzusteigen, erklärt Niewöhner.

Mimoza Kalpakidis kennt dieses Argument, will das aber nicht gelten lassen. Viele Kita-Mitarbeitenden kämen von außerhalb nach Tübingen und seien wegen schlechter ÖPNV-Anbindung im ländlichen Raum auf ihr Auto angewiesen. In solchen Fällen habe die Stadt jedoch ebenfalls ein Angebot für ihre Angestellten, ergänzt Niewöhner und verweist auf das Programm für vergünstigte städtische Mitarbeiterparkplätze, auf das man sich bewerben könne. Diese Parkplätze kosten jedoch immer noch 500 Euro im Jahr und sind damit ebenfalls weit entfernt von den Forderungen der Petition.

Ein Schild, das auf einen Parkscheinautomat hinweist. Darauf steht, dass man hier einen Parkschein lösen kann. Eine Online-Petition will Parkgebühren für Kita-Mitarbeiter abschaffen.  (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Kita-Mitarbeiter müssen in Tübingen auch Parkgebühren bezahlen. Das will die Online-Petition abschaffen.

OB Palmer hält Forderungen für "übliche Veränderungsschmerzen"

Angesichts dieser Differenzen werde die Problemlage selbstverständlich an die oberste Stadtverwaltung kommuniziert, versichert Niewöhner. Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) hat sich in der Angelegenheit bereits geäußert und gelassen reagiert: Er hält die Forderungen für die "üblichen Veränderungsschmerzen". Die Stadt Tübingen will bis 2030 klimaneutral werden und mit erhöhten Parkgebühren einen günstigeren Öffentlichen Nahverkehr finanzieren.

Mimoza Kalpakidis will die Petition noch im Februar dem Tübinger Gemeinderat vorlegen und in einem offenen Brief auch dem Oberbürgermeister zukommen lassen. Sie hofft, dass dann Bewegung in die Sache kommt.

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