Leerstand im Einzelhandel. In Hechingen stehen zahlreiche Ladengeschäfte leer. Bäcker, Metzger, Schuhgeschäfte (Foto: SWR, Julia Klebitz)

Aussterbende Innenstadt

Immer mehr Geschäfte in Hechingen schließen

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Julia Klebitz

Leerstehende Geschäfte sind spätestens seit Corona vielerorts ein Problem. In Hechingen (Zollernalbkreis) begann das Ladensterben schon viel früher. Viele in der Stadt kämpfen dagegen an.

Ungefähr 200 Ladengeschäfte gibt es in Hechingen. 30 Prozent davon stehen leer. Das schätzt Rainer Weith. Er ist Vorsitzender des Stadtmarketingvereins und selbst Inhaber eines Schuh- und eines Bekleidungsgeschäfts in Hechingen. Corona habe vor allem viele Gastrobetriebe das Leben gekostet. Aber schon vor der Pandemie hat in Hechingen ein Geschäft nach dem nächsten geschlossen.

Rainer Weith vom Stadtmarketing-Verein Hechingen. (Foto: SWR, Julia Klebitz)
Rainer Weith vom Stadtmarketing-Verein Hechingen.

Nächste Generation will Traditionsgeschäfte oft nicht übernehmen

Viele Geschäfte wurden laut Weith über mehrere Generationen geführt. Oftmals wolle die nächste Generation dann aber nicht mehr weitermachen. Die Kinder ergreifen andere Berufe. Der Stadtmarketing-Vorsitzende hat dafür Verständnis. Nicht so schön ist, dass viele der Läden in bester Lage dann nicht mehr viel bieten, außer leere Schaufenster. Das gefällt auch Weith nicht. Er kritisiert vor allem, dass einige Inhaber ihre Ladengeschäfte lieber leerstehen ließen, als zu einem Preis zu vermieten, der unter den ursprünglichen Vorstellungen liege.

Leerstand im Einzelhandel. In Hechingen stehen zahlreiche Ladengeschäfte leer. Bäcker, Metzger, Schuhgeschäfte (Foto: SWR, Julia Klebitz)
Leere Schaufenster in der Hechinger Innenstadt.

Jedem ist klar, dass in Hechingen etwas passieren muss

Egal ob familiäre Gründe, die Pandemie, oder andere Umstände Schuld tragen: Dass in Hechingen etwas passieren muss, da sind sich alle einig. Das wissen die, die durch die Stadt spazieren und bummeln wollen und das weiß der Gemeinderat. Das aber ist nicht so einfach. Die Stadt ist in eine Ober- und eine Unterstadt geteilt. Eine steile, historische Gasse verbindet sie. Diese Staig soll eine Art Kreativviertel werden. Rainer Weith denkt zum Beispiel an Kunsthandwerker. Das ist noch Zukunftsmusik. Doch die ersten Schritte sind getan. Zum Beispiel am zentralen Obertorplatz, der erst vor kurzem neugestaltet wurde.

Erste Erfolge gibt es schon

Am neuen Obertorplatz ist das Eiscafé fast immer voll. Wo früher Autos fuhren, toben jetzt Kinder auf neuen Spielgeräten. Das Stadtmarketing hat sich zum Ziel gesetzt, erstmal den Bestand zu sichern. Also alle in Hechingen halten, die schon da sind und die leeren Läden wieder mit Leben zu füllen. Rainer Weiths Vision ist eine Familienstadt, keine reine Einkaufsstadt. "Wir haben hier tolle Voraussetzungen für Familien: Wir haben alle Schulen, wir haben einen Schaukelweg, wir haben unheimlich viele Freizeitmöglichkeiten für Kinder für Jugendliche", sagt der Vorsitzende des Stadtmarketingvereins.

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