Die Universität Tübingen hat in einer Stellungnahme auf SWR-Anfrage detailliert geschildert, wie sich Karl Lauterbach (SPD) einst beworben hatte und was heute noch über seine Bewerbung bekannt ist. Die Universität hatte 1991 an der Medizinischen Fakultät eine auf fünf Jahre befristete Stiftungsprofessur für Gesundheitssystemforschung eingerichtet und wollte diese in eine ordentliche Professur umwandeln. Unter den 17 Bewerbungen, die damals eingingen, war auch die des heutigen Bundesgesundheitsministers.
Uni Tübingen: Lauterbach lehnte Professur ab
Die Universität teilte mit, dass bei dem Bewerbungsverfahren eine Wahrheitspflicht gegolten habe. Ein zusätzliches Gutachten hatte die Eignung Lauterbachs bestätigt. Für die Professur für Gesundheitssystemforschung war Karl Lauterbach der Wunschkandidat der Berufungskommission. Er lehnte das Stellenangebot aber ab. Da auch der zweitplatzierte Bewerber die Stelle nicht antrat, beschlossen Universität und Medizinische Fakultät, die Einrichtung der Professur "aus strukturellen Gründen" nicht weiterzuverfolgen.
Bundesgesundheitsministerium: Kritik nicht rekonstruierbar
Auch das Bundesgesundheitsministerium hat sich zu den Vorwürfen, dass Minister Lauterbach bei einer Bewerbung für eine Professur an der Uni Tübingen falsche Angaben gemacht haben soll, geäußert. Der Fall aus den 1990er-Jahren sei nicht mehr nachvollziehbar, so das Ministerium. Das Ganze liege über ein Vierteljahrhundert zurück, sagte ein Sprecher des Ministeriums auf SWR-Anfrage. Die Bewerbungsunterlagen von damals lägen dem Minister nicht mehr vor. Man könne die Sache daher nicht rekonstruieren.
"Welt am Sonntag": "falsche Lebenslauf-Angaben"
Einem Bericht der "Welt am Sonntag" zufolge hat Karl Lauterbach 1995 bei seiner Bewerbung um die Professur an der Uni Tübingen in seinem Lebenslauf ein Forschungsprojekt angegeben, das vom Bundesgesundheitsministerium gefördert wurde. Seine Ankündigung: Er könne dadurch Fördergelder nach Tübingen holen. Doch nach Angaben des Ministeriums lässt sich heute nicht mehr sagen, ob es dieses Projekt tatsächlich gab. Schwerer dürften die Vorwürfe wiegen, dass sich Lauterbach laut "Welt am Sonntag" als Leiter einer Studie ausgegeben haben soll, obwohl er den Zeitungsrecherchen nach dort lediglich Assistent gewesen sein soll. Außerdem soll er im Lebenslauf ein gefördertes Buch aufgelistet haben, das aber nie fertiggestellt und veröffentlicht worden sei. Demnach sei dafür auch kein Geld geflossen.