Am Limit: Landkreise brauchen dringend Unterstützung

Platz in den Flüchtlings-Unterkünften geht aus

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Die Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sind voll. Auch die Kreise sind am Limit. Sie müssen für Geflüchtete deshalb dringend weiteren Wohnraum finden und brauchen Hilfe.

1.200 Menschen, überwiegend aus der Ukraine, hat der Landkreis Freudenstadt in diesem Jahr bislang aufgenommen. Sie konnten in vom Kreis angemieteten Wohnungen untergebracht werden sowie in Pensionen, Gasthäusern und Hotels. Doch jetzt sei man am Limit, sagte Landrat Klaus Michael Rückert dem SWR. Weil er nun mit rund 40 Geflüchteten pro Woche rechnet, wird die Tauchensteinhalle in Horb zur Unterkunft umfunktioniert. 40 bis 50 Menschen sollen hier unterkommen.

Ziel sei es aber, die Halle nur als Durchgangsstation zu sehen und für die Menschen Unterkünfte zu finden. Noch kann aber niemand sagen wie lange das dauert, deshalb hat der Kreis Freudenstadt Wohncontainer für 120 Menschen bestellt. Wo die aufgebaut werden sollen steht noch nicht fest.

Landratsamt Tübingen erwartet viele Flüchtlinge

Beim Landratsamt Tübingen rechnet man damit, dass nicht nur weiterhin Flüchtlinge aus der Ukraine in die Region kommen, sondern dass auch der Zustrom an geflüchteten Menschen aus anderen Ländern wieder ansteigen wird. Wenn die Erstaufnahmestellen des Landes voll sind, geht man davon aus, dass die Geflüchteten direkt den Landkreisen zugewiesen werden. Das Problem allerdings: Auch dort gehen die Wohnungen und Unterbringungsplätze aus.

2.600 ukrainische Geflüchtete im Kreis Tübingen

Der Kreis Tübingen hat derzeit rund 2.600 Ukrainerinnen und Ukrainer aufgenommen. Sie kommen zunächst im ehemaligen Convita-Hotel in Rottenburg am Neckar oder in der Tübinger Kreissporthalle unter. Die soll nach den Ferien aber wieder für den Schulsport genutzt werden. Die Flüchtlinge, die derzeit dort leben, sollen in Wohnungen umziehen. Der Kreis brauche weiterhin dringend Wohnraum, den er für neue Flüchtlinge anmieten könne, heißt es aus dem Landratsamt. Das könnten auch Ferienwohnungen sein.

Ein leeres Zimmer für Flüchtlinge mit zwei Betten und einem Schrank. (Foto: SWR, Pia Pelzer)
Ein Bett, ein Schrank und ein Dach über dem Kopf: 280 Schlafplätze gibt es in der Tübinger Kreissporthalle.


Kreis Reutlingen will Halle für Flüchtlinge vorbereiten

Auch im Kreis Reutlingen sind die Kapazitäten ausgeschöpft. Nur mit Mühe könne man die wöchentliche Aufnahmeverpflichtung gegenüber dem Land erfüllen, sagte eine Landratsamtssprecherin. Die Folge: Schon Anfang September sollen bis zu 120 Flüchtlinge in einer Sporthalle unterkommen. Weitere Hallen als vorübergehende Unterkunft für Flüchtlinge sind in Planung.

Blumen heißen Flüchtlinge an neuem Ankunftszentrum in Meßstetten willkommen. (Foto: SWR, Matthias Neumann)
Ankunftszentrum für ukrainische Geflüchtete in Meßstetten (Zollernalbkreis).

Zollernalbkreis richtet weiteren Wohnblock in Meßstetten her

Flüchtlinge im Zollernalbkreis sind derzeit zentral im Ankunftszentrum in Meßstetten untergebracht. Weil auch dort kaum noch Schlafplätze zu finden sind, wird jetzt ein weiterer Wohnblock der ehemaligen Bundeswehrkaserne für Menschen aus der Ukraine hergerichtet. Die zentrale Unterbringung hat laut Landratsamt Vorteile: Die Städte und Gemeinden im Kreis werden entlastet, Sprachkurse und andere Veranstaltungen könnten an einem Ort gemeinsam stattfinden.

800 weitere Flüchtlinge nach Sigmaringen

Auch in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Sigmaringen werden die Unterkünfte in der ehemaligen Graf-Stauffenberg-Kaserne weiter ausgebaut. Dort sollen künftig fast doppelt so viele Menschen beherbergt werden wie bisher. Geplant ist, rund 800 weitere Geflüchtete auf dem Gelände unterzubringen. Das bestätigte das Regierungspräsidium Tübingen auf SWR-Anfrage. Bisher bietet die Einrichtung Schlafplätze für 875 Menschen. Man müsse die Einrichtung trotz Corona wieder enger belegen, so das Regierungspräsidium.

In Hohentengen reicht der Platz aktuell noch

Im Kreisgebiet Sigmaringen sind bisher etwa 1.300 Geflüchtete aus der Ukraine angekommen. Dort leben sie entweder bei Bekannten oder Verwandten in Privatwohnungen oder in Unterkünften in Sigmaringen, Mengen und Hohentengen. Zwar wird es auch dort immer voller, aber man hat laut Landratsamt noch Platz. Die Gemeinschaftsunterkunft in Hohentengen kann erweitert werden. Auch dort gibt es - wie in anderen Unterkünften - Angebote wie Sprach- und Sportkurse und ein Programm für Kinder.

Alle Landkreisverwaltungen berichten über eine große Hilfsbereitschaft der Menschen. Man sei dankbar für das viele Engagement und die Unterstützung.

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