Der Gallus-Schrein auf dem Campus Galli mit Steinmetz Jens

Neue Attraktion auf der mittelalterlichen Klosterbaustelle

Campus Galli: neuer Schrein für den heiligen Gallus in der Holzkirche

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AUTOR/IN
Friederike Dauser
Friederike Dauser ist Reporterin und Redakteurin für Hörfunk und Online beim SWR im Studio Tübingen.

Ein Schrein für den heiligen Gallus: In der Holzkirche auf der mittelalterlichen Klosterbaustelle Campus Galli bei Meßkirch (Kreis Sigmaringen) gibt es jetzt ein symbolisches Grab.

Das symbolische Hochgrab des heiligen Gallus, der "Gallus-Schrein", steht hinter dem Altar in der kleinen Holzkirche: sechs steinerne Sockel, darüber vier Rundbogensteine, darauf eine pyramidenförmige Spitze. Was noch fehlt, ist der Sarkophag aus Holz, der in den Schrein gestellt werden soll.

Ein Jahr wurde an dem Schrein gearbeitet

Mitte Juli 2022 hat Steinmetz Jens den ersten Stein für den Heiligenschrein gespalten. Er beschreibt, wie aufwendig die Arbeiten waren: Zunächst hat er aus dem Buntsandstein, der aus dem Schwarzwald kommt, sechs Steinsäulen für den Schrein herausgearbeitet. Später folgten die vier Rundbogensteine und die pyramidenförmige Spitze. Um die Steinsäulen und Rundbögen draufsetzen zu können, musste er die Dübellöcher mit flüssigem Kalk füllen.

Steinmetz Jens passt die Rundsteinbögen auf die Säulen an.
Steinmetz Jens setzt einen Rundsteinbogen auf die kleinen Steinsäulen.

Besonders knifflig waren die Blätter und Weinranken

"Seit 20 Jahren bin ich Steinmetz. Aber das Kniffligste waren die Reliefarbeiten" meint er schmunzelnd. Die Vorderseite des Schreins zieren Blätter, Weinranken und Weinkelche. Auf der Rückseite sind Kreuzsymbole und Flechtwerkknoten in den weichen Stein gehauen. Die sind typisch für das frühe Mittelalter. Mit Tinte und Feder hat der Steinmetz die Ornamente erst auf den Stein gezeichnet, dann den Stein bearbeitet.

Filigrane Blätterornamente im Gallus-Schrein auf dem Campus Galli
In den Schrein hat Steinmetz Jens Blätterornamente, viele Weinranken und drei Weinkelche gehauen. Nach dem Vorbils der Chorschranken im französischen Metz.

Besonderer Tag für den Campus Galli

Tilmann Marstaller ist der bauhistorische Berater auf dem Campus Galli. Für ihn ist das Aufstellen des "Gallus-Schrein" ein Highlight in diesem Jahr. "Das Gallusgrab ist das Wichtigste, was dieses Kloster St.Gallen in dieser frühen Zeit hatte", so Marstaller. Auch im St. Galler Klosterplan, Grundlage für die mittelalterliche Klosterbaustelle, ist ein Heiligensarkophag direkt hinter dem Hauptaltar vorgesehen.

Marstaller hat im Vorfeld viel in historischen Dokumenten und Quellen recherchiert. Erste Entwürfe wurden dann dem wissenschaftlichen Beirat von Campus Galli vorgelegt. Am Ende ging es in die Feinplanung.

"Es ist gefährlich, was wir hier machen. Wir produzieren Geschichte, die wir eigentlich gar nicht produzieren dürften, wenn man es ganz real betrachtet, weil keiner so richtig weiß, wie das aussieht."

Der Schrein soll möglichst detailgetreu sein. Vorbild für die Ornamente auf dem "Gallus-Schrein" sind zum Beispiel die Chorschranken in einem Kloster in Metz in Frankreich.

Am Holzsarkophag wird noch gearbeitet

Während in der Holzkirche nach und nach der "Gallus-Schrein" aufgestllt wird, arbeitet Schreiner Malte draußen in seiner Handwerkerhütte noch am Holzsarkophag. Die einfache, helle Kiste aus Erlenholz bekommt noch einen Deckel, ein Satteldach. Außerdem wird sie noch mit Kreisornamenten verziert.

Schreiner Malte fertigt den Holzsarkophag für das Gallus Grab an.
Schreiner Malte bei der Feinarbeit für den Holzsarkophag. Dieser wird in den Gallus-Schrein geschoben.

Wenn alles nach Plan läuft, soll der leere Sarkophag dann am 16. Oktober, dem Todestag des heiligen Gallus, in den Schrein geschoben werden.

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