Eine verlassene Unterkunft in Beuron (Kreis Sigmaringen) hat es der Textilkünstlerin Alraune Siebert aus Tübingen angetan. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie das Gregoriushaus gekauft, das zuletzt dem Benediktinerorden gehörte. Das ehemalige Pilgerheim will die Künstlerin in ein Museum verwandeln und dort mit ihren skurrilen Figuren aus Stoff einziehen.
Die lebensgroßen Figuren waren bislang in Haigerloch zu sehen und in ganz unterschiedlichen, teils schauerlich-schönen Situationen inszeniert. Zum Beispiel als Metzgerei mit vielen Stoffwürsten oder auch als Küchenbelegschaft, die streikt und daher beim Rauchen und Trinken anzutreffen ist.
Künstlerin sucht neue Abenteuer in Beuron
Nach zehn Jahren wechselnder Ausstellungen hat das Künstlerehepaar beschlossen, sein Privatmuseum im "Schwanen" am Haigerlocher Marktplatz aufzugeben. In Haigerloch werde die Infrastruktur immer schlechter, meint Alraune. Ein Café nebenan habe schon dicht gemacht und auch eine Pizzeria werde demnächst schließen.
"Ich brauche einfach eine Umgebung, in der die Gäste sich wohlfühlen, wo sie auch einen Kaffee trinken können", erklärt die Künstlerin. In Beuron gebe es das und auch viele Touristen, die sie als Museumsgäste gewinnen will. Deswegen wollen Alraune und Hans Siebert nun im Donautal "ein neues Abenteuer" beginnen. Das ehemalige Pilgerheim sei wunderschön, aber auch heruntergekommen und "total vermüllt", so Alraune Siebert. Für sie sei es ein magischer Ort.
Entrümpelung nimmt viel Zeit in Anspruch
Bis die Künstlerin mit ihren außergewöhnlichen Textilwerken ins neue Domizil mit etwa 50 Zimmern einziehen kann, muss es ordentlich entrümpelt werden. In den Fluren und Zimmern stehen noch Tische, Stühle, Schränke und Sofas. Dazwischen viel unappetitlicher Müll: verschimmelte Klamotten, halbleere Marmeladengläser. Bis alles aufgeräumt sei, werden noch einige Monate vergehen, sagte Alraune Siebert dem SWR. Das Gregoriushaus sei zuletzt untervermietet worden und habe vor allem als Abstellkammer gedient.
Eröffnung frühestens im Sommer 2024
Der Entrümpler habe gesagt, es müssten mindestens 30 Container voller Müll weggeschafft werden, so Alraune Siebert. Man brauche starke Nerven, um sich durch das Chaos zu arbeiten. "Ich bin jetzt schon etwas abgehärtet und kann auch Taschentücher von anderen Leuten aufheben", sagt die Künstlerin. Bis sie das Museum eröffnen kann, werde es mindestens bis Sommer 2024 dauern.
Die Ideen sprudeln schon
Trotz der vielen Arbeit: Die Räume im Gregoriushaus bieten Inspiration für neue Ideen. Davon hat Alraune Siebert schon etliche. So will sie ein Hutzimmer einrichten, in dem sich die Leute verkleiden können und ein Spiegelkabinett mit Zerrspiegeln soll dazukommen. Natürlich wird auch wieder die Metzgerei mit den vielen Stoffwürsten einziehen. Alraune ist sicher: "Ich werde Raum für Raum füllen."
Stuckdecken und Kronleuchter
Das Haus wurde 1900 als Herberge für die vielen Pilger erbaut. In dieser Zeit kamen sie laut Hans Siebert scharenweise über den damals neu angelegten Bahnhof im Südosten Beurons ins Kloster. Täglich seien hunderte Gläubige in Pilgerzügen in Beuron angekommen. Die neuen Besitzer sind stolz, dass das Gregoriushaus auch auf den Seiten der Landesdenkmalpflege erwähnt wird.