Die Tübinger Chirurgen am OP-Tisch nach der tausendsten erfolgreichen Lebertransplantation. (Foto: Uniklinikum Tübingen)

Komplizierte Operationen an der Uniklinik

Tausend Lebertransplantationen in Tübingen - davon viele für Kinder

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Tim Richter
Tim Richter ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen. (Foto: SWR, Jochen Krumpe)

Es ist eine komplizierte Operation, die Leben rettet. In Tübingen wurde die tausendste Lebertransplantation durchgeführt. 200 davon bei Kindern. Es sollen in Zukunft mehr werden.

Das Transplantationszentrum der Tübinger Uniklinik hat bei den Lebertransplantationen die Tausender-Marke geknackt. Ein Fünftel davon ging nach eigenen Angaben an Kinder. Denn das Zentrum in Tübingen ist eines der wenigen, das chronisch kranke Kleinkinder mit dem lebenswichtigen Organ versorgt.

Hilfe für kranke Kinder

Die meisten Kinder führen nach der Transplantation ein weitgehend normales Leben, so das Universitätsklinikum Tübingen in einer Pressemitteilung. Deutschlandweit kämen Kinder oft bei Lebertransplantationen zu kurz. Angesichts des andauernden Organmangels gehen die Transplantate laut Uniklinik eher an chronisch kranke Erwachsene. Der Leiter des Tübinger Transplantationszentrums möchte das ändern und mehr Lebern an Kinder abgeben.

"Ich setze mich dafür ein, dass chronisch kranke Kinder bei Lebertransplantation priorisiert werden."

Überdurchschnittliche Überlebensraten in Tübingen

Im Vergleich mit anderen Zentren im deutschen und europäischen Raum schneide Tübingen bei der Überlebensrate der erwachsenen Patienten überdurchschnittlich ab, so die Universitätsklinik. Im Schnitt liege die Überlebensrate drei bis fünf Jahre nach der Organverpflanzung bei 70 Prozent, in Tübingen dagegen bei 85 Prozent.

Seit 2005 gibt es das Zentrum in Tübingen, das bundesweit als einziges sämtliche Organe des Bauchraums transplantiert. (Foto: Uniklinikum Tübingen, Nina Sander)
Seit 2005 gibt es das Zentrum in Tübingen, das nach eigenen Angaben bundesweit als einziges sämtliche Organe des Bauchraums transplantiert.

Auch ein Teil einer Leber kann transplantiert werden

Eine Lebertransplantation ist entweder die Verpflanzung einer gesunden Leber eines Verstorbenen. Oder man nimmt einen Teil einer Leber eines Gesunden und verpflanzt den in den Körper eines leberkranken Patienten. Eine Spenderleber muss nicht unbedingt vollständig verpflanzt werden. Sie kann zuvor geteilt werden - eine Split-Leber. Dann können zwei Empfänger von der Spende profitieren. Dieses Verfahren bietet sich gerade bei Kindern an, da es für sie selten Organe gibt, die von der Größe her passen.

2022 wurden bundesweit laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) 748 Lebertransplantationen (86 weniger als 2021) vorgenommen. 42 davon stammten von Lebenden. Zum Jahresende standen weitere 841 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für eine Lebertransplantation. In Baden-Württemberg sind Leberverpflanzungen ausschließlich an den Unikliniken Heidelberg und Tübingen möglich.

Die Besonderheit des Organs Leber

Die Leber ist eines der wichtigsten Organe des Menschen. Landläufig wird sie auch als "Chemielabor des Körpers" bezeichnet. Sie entgiftet das Blut und ist für den Stoffwechsel, die Energiegewinnung und ein funktionierendes Immunsystem unverzichtbar. Die Leber hat ein einzigartiges Regenerationsvermögen: Innerhalb kurzer Zeit kann sie ihre Zellmasse komplett wiederherstellen, wenn zum Beispiel Teile des Organs entfernt worden sind oder verletzt wurden. Bereits nach sechs Monaten kann sie wieder die ursprüngliche Organgröße erreichen.

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