In Bayern nehmen Menschen mit Plakaten und Fahnen an einer Auftaktdemonstration der Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie teil. Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Lohn für Beschäftigte - die ersten Tarifverhandlungen starten heute in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen.

Gewerkschaften fordern sieben Prozent mehr Lohn

Angespannte Lage: Tarifverhandlungen für Metall- und Elektroindustrie in BW gestartet

Stand
Autor/in
Dennis Just

Am Mittwoch starteten Gewerkschaften und Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg in neue Tarifverhandlungen. Der Auftakt ging ohne Annäherung zu Ende.

Heute hieß es "Vorhang auf" für den ersten Showdown in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg): dort begann am Mittwochnachmittag die erste Runde der neuen Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Abend vermeldete, seien die ersten Gespräche ohne Annäherung zu Ende gegangen. Vertreterinnen und Vertreter der verhandelnden Parteien gaben sich zwar grundsätzlich mit der Gesprächsatmosphäre zufrieden, die Fronten blieben demnach aber verhärtet.

Auch bundesweit schaut man gespannt auf die Gespräche - galten Ergebnisse in BW doch oft schon als Vorbild für Verhandlungen in anderen Tarifbezirken.

Sieben Prozent mehr Lohn laut IG Metall gerechtfertigt

Die Stimmung in der Industrie ist angespannt - die Kurzarbeit nimmt zu und viele Firmen drohen mit Stellenabbau. Erst am Dienstag protestierten Angestellte des Autozulieferers ZF Friedrichshafen gegen die geplante Streichung von 14.000 Stellen, auch der Autohersteller VW schloss vergangene Woche Werksschließungen und Entlassungen nicht mehr aus.

Dennoch sieht die Gewerkschaft IG Metall die Lage nicht so schwarz, wie sie gemalt wird. Viele Firmen verdienten weiterhin gut Geld und könnten deshalb mehr Lohn bezahlen, so IG Metall-Chefin Barbara Resch. Sieben Prozent mehr Gehalt für Metaller und Metallerinnen sowie 170 Euro für Auszubildende fordert die Gewerkschaft unter anderem.

Barbara Resch (links) bekräftigt als IG Metall-Chefin die Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn für Beschäftigte - Arbeitgeber-Sprecher Harald Marquardt plädiert dafür, die wirtschaftliche Lage einzelner Firmen zu berücksichtigen.
Barbara Resch (links) bekräftigt als IG Metall-Chefin die Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn für Beschäftigte - Arbeitgeber-Sprecher Harald Marquardt plädiert dafür, die wirtschaftliche Lage einzelner Firmen zu berücksichtigen.

Arbeitgeber sehen sich "überfordert"

Diesen Annahmen stellen sich die Arbeitgeber recht deutlich entgegen. Die wirtschaftliche Lage in der Metall- und Elektrobranche sei schlecht - viele Unternehmen erwirtschafteten kaum noch Rendite oder schrieben rote Zahlen. Laut Verhandlungsführer der baden-württembergischen Arbeitgeber, Harald Marquardt, dürfe es nicht die Lösung sein, immer nur mehr zu fordern und die Arbeitgeberseite zu überfordern.

Die wirtschaftliche Lage wird von den Arbeitgebern und der Gewerkschaft unterschiedlich eingeschätzt. Das ist der Knackpunkt.

Höhere Löhne sollen Wirtschaft ankurbeln

Laut IG Metall-Chefin Resch könnten höhere Löhne dagegen dem ganzen Land etwas bringen. Wenn rund eine Million Beschäftigte in der Branche mehr Geld auf dem Konto hätten, würde das auch den Konsum ankurbeln und damit die Wirtschaft stärken.

Die Gegenseite fordert dagegen einen differenzierten Tarifabschluss, der die unterschiedliche wirtschaftliche Lage einzelner Firmen berücksichtigt.

SWR Aktuell-Wirtschaftsexperte Christof Gaißmeyer stuft die Forderungen der Gewerkschaften angesichts der aktuellen Lage hoch ein - für viele Firmen vielleicht zu hoch. "Aber auch am Ende dieser Tarifverhandlungen wird ein Kompromiss und ein Ergebnis stehen, das vielleicht etwa bei der Hälfte liegen wird."

Eine Einigung wurde in Kornwestheim am Mittwoch ohnehin nicht erwartet - ein zweiter Verhandlungstermin ist bereits für den 15. Oktober vereinbart. Ende Oktober läuft die so genannte Friedenspflicht aus, sollte es bis dahin zu keiner Einigung gekommen sein, sind in Baden-Württemberg wieder Warnstreiks möglich.

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