Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck, der Baumaschinenproduzent Liebherr, der Maschinenbauer HOMAG, der Motorsägenhersteller Stihl: Sie alle gehören zu den Unternehmen, die in letzter Zeit auf Kurzarbeit zurückgegriffen haben. Und angesichts der wirtschaftlichen Flaute rechnet die IG Metall Baden-Württemberg damit, dass noch mehr Unternehmen das Instrument nutzen werden.
"Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt haben wir im Südwesten aktuell doppelt so viele Beschäftigte in Kurzarbeit. Und das wird meines Erachtens noch zunehmen", sagte die Bezirksleiterin der Gewerkschaft, Barbara Resch, der Deutschen Presse-Agentur. Im Juli hatte der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck Kurzarbeit in deutschen Werken ab September angekündigt. Wie viele Beschäftigte betroffen sein werden, war noch offen.
Mehr Kurzarbeit in BW als im Bund
Die Zahl der Kurzarbeiter in Baden-Württemberg ist im Verlauf dieses Jahres deutlich gestiegen. Das zeigen die bisher vorliegenden vorläufigen Daten der Bundesagentur für Arbeit für die ersten vier Monate. Im April erhielten demnach fast 61.000 Menschen im Land konjunkturelles Kurzarbeitergeld, nach etwas mehr als 55.000 im März und rund 48.000 im Februar.
Im April waren damit fast dreimal so viele Menschen in Kurzarbeit wie ein Jahr zuvor. Die Kurzarbeiterquote - das ist der Anteil der Kurzarbeitenden an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten - lag in Baden-Württemberg im April bei 1,2 Prozent - doppelt so hoch wie im Bundesschnitt.
Dass Baden-Württemberg stärker betroffen ist, dürfte unter anderem auf Probleme in den für das Land wichtigen Industriezweigen zurückgehen. So haben beispielsweise viele Maschinenbauer aktuell mit einer Auftragsflaute zu kämpfen. Im Juli meldeten BW-Betriebe für rund 10.000 Beschäftigte Kurzarbeit an, einen Monat zuvor für rund 12.000. Ob diese auch in Anspruch genommen wird, zeigt sich aber immer erst später.
IG Metall blickt pessimistisch in die Zukunft
Kurzarbeit sei für Betriebe ein gutes Instrument, um "Unterauslastungen durchzustehen und die Leute eben nicht rauswerfen zu müssen", sagte IG-Metall-Bezirksleiterin Resch. Außerdem gebe es auch aktuell viele Betriebe, in denen die Geschäfte brummten. Aber: "Die Wolken werden definitiv grauer". Neben angemeldeter Kurzarbeit gebe es auch mehr Anzeigen auf Massenentlassungen in Baden-Württemberg.
Sorge um die Autoindustrie - Kritik an Debatte um Verbrenner-Aus
Sorgen bereitet der IG Metall unter anderem die Situation bei den Automobilzulieferern im Land. Sie stehen durch den Wandel vom Verbrennungsmoor zur Elektromobilität vor großen Herausforderungen. Diese werden momentan dadurch verschärft, dass sich die E-Auto-Verkäufe nicht so entwickeln wie erwartet. So hatte beispielsweise ZF Friedrichshafen erst Ende Juli angekündigt, in den kommenden Jahren weltweit bis zu 14.000 Stellen streichen zu wollen. Auch Branchenprimus Bosch hat solche Pläne, wenn auch in geringerem Ausmaß.
Aber auch bei kleineren Autozulieferern sieht die IG Metall zunehmend Probleme. "Das Management kommt oft zu mutlos daher. Bei Befragungen unserer Betriebsräte ist rausgekommen, dass sich nicht alle schon auf den Wandel eingestellt oder sich die Gedanken gemacht haben", kritisierte Resch. "Ohne Personalabbau geht es nur, wenn man auch Zukunftsprodukte produziert."
Darum kritisierte die Gewerkschafterin auch das Hin und Her in der Politik beim Aus für den Verbrennungsmotor. Man brauche hier "keinen Schlingerkurs, sondern klare Signale", so Resch. "Ich glaube nicht, dass wir im weltweiten Wettbewerb durchkommen, wenn wir sagen, der Verbrenner läuft noch länger." Die EU hatte im März 2023 beschlossen, dass ab 2035 keine Neuwagen mit Verbrenner mehr verkauft werden dürfen - es sei denn, der Motor funktioniert CO2-neutral. Die CDU hält den Schritt für falsch und will den Termin nach hinten verschieben.