Ein Mann schießt einen Fußball, der wie eine Weltkugel aussieht. Auf dem Tor steht "Eigentor der Menschheit. (Foto: SWR, Paula Zeiler)

Einige Kneipen ohne Spiele

Fußball-WM in Freiburg: Boykottieren oder zeigen?

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Jasmin Bergmann
Paula Zeiler

Die WM in Katar wird massiv kritisiert und von vielen boykottiert. Einige Kneipen in Freiburg wollen kein Spiel übertragen. Bei anderen überwiegt die Fußballleidenschaft.

An diesem Sonntag um 17 Uhr deutsche Zeit beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Doch Public Viewing wird es in Freiburg bei dieser WM wohl nicht geben, zumindest liegen der Gesellschaft Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe (FWTM) bisher keine Anfragen für ihre Veranstaltungsflächen vor, wie beispielsweise dem Messegelände.

Der komplette Radiobeitrag zum Nachhören von SWR-Reporterin Jasmin Bergmann:

Am Vortag des WM-Starts gab es eine Mahnwache auf dem Platz der Alten Synagoge in Freiburg, organisiert von den Gruppen "Students for Future" und "Amnesty International". Beide kritisierten am Samstagvormittag die Menschenrechtsverletzungen in Katar. Franziska Bräuherr von "Amnesty International Freiburg" sagte, die Gruppe sei zwar gegen einen Boykott der Spiele. Sie fordere jedoch Gespräche, Entschädigungen und faire Löhne für die Arbeitsmigrantinnen und -migranten in Katar. Das Aktionsbündnis "Students for Future" sprach sich dagegen für einen Boykott der WM aus.

Eine Frau ist von hinten zu sehen, wie sie Fotos auf einer Art Wäscheleine aufhängt. (Foto: SWR, Paula Zeiler)
Bei einer Mahnwache in Freiburg machten die Gruppen Students for Future und Amnesty International auf die Menschenrechtsverletzungen im WM-Gastgeberland Katar aufmerksam.

Im Fokus der Mahnmache stand die Fotoausstellung "The forgotten Team" von Mohamed Bardane. Die 33 Bilder zeigen den Arbeitsalltag von Arbeitern und ihren Familien, die beim Bau der WM-Stadien beteiligt waren. Nach der Mahnwache wird die Ausstellung für die Dauer der WM öffentlich in der Universitätsbibliothek Freiburg zu sehen sein.

Gespaltene Meinungen zur WM

Die Diskussion um die WM in Katar ist in vollem Gange. Eine Umfrage in Freiburg zeigt: Einige sind sich noch unsicher, ob sie die Spiele wirklich anschauen sollen oder doch lieber nicht. "Ich sehe die sportliche Seite und will unsere Mannschaft schon sehen", sagte einer. "Dieses typische WM-Feeling ist bei mir noch ausgeblieben. So wirklich Bock habe ich eigentlich nicht drauf", sagt ein anderer.

So gespalten sind auch die Meinungen bei den Freiburger Fußball-Kneipen: Die einen zeigen Spiele, die anderen boykottieren die WM. Auch SC Freiburg-Trainer Christian Streich sagte in einem Interview, er werde nicht "heulen", wenn er mal ein Spiel nicht sehen könne.

Fußballkneipe "Swamp" boykottiert

Die Freiburger Fußballkneipe "Swamp Club" wird kein einziges Spiel übertragen. Der inhabende Verein "Sumpfkultur" boykottiert. Der Verein hat sich der Initiative "Boykott Qatar" angeschlossen. Auf der "Swamp"-Website steht: "Die WM 2022 in Qatar ist ein dem Fußball unwürdiges Turnier. (…) Es werden so viele Gebote der sportlichen und politischen Fairness verletzt, dass es uns unverantwortlich erscheint, an diesem Ereignis teilzuhaben."

"Das ist kein Event, das wir unterstützen wollen."

Statt den Spielen bieten sie ein Alternativprogramm wie eine Party nur mit Fußballsongs und eine Lesung aus dem Fußballbuch des Jahres 2021 "'71./'72. Die Saison der Träume". Ein Umsatzloch befürchten sie deshalb nicht. Außerdem sei eh noch keine richtige WM-Stimmung, sagt Rudi Raschke vom "Swamp Club" Freiburg. Bringt der Boykott wirklich etwas? Raschke glaubt schon, denn: Wenn weniger Menschen zuschauten, seien die Quoten geringer und die Werbekunden weniger erfolgreich, so seine Erklärung. "Dann hätte man tatsächlich etwas bewirkt."

Deutscher Kaiser zeigt Deutschland-Spiele

Das Hotel und Restaurant "Freiburger Kaiser" hat sich dazu entschieden, die Spiele der deutschen Mannschaft zu übertragen. Es sei zwar "bitter, dass wir eine Klimaanlagen-WM in der Wüste feiern", sagt Max Welte. Aber jetzt zu boykottieren bringe nichts, da sei man zehn Jahre zu spät dran. Katar sei vor zehn Jahren als Austragungsort festgelegt worden.

"Es ist nicht unsere Aufgabe, politische Statements zu setzen."

Wenn Fußball laufe, dann zeigten sie auch Fußball, das habe dort eine gewisse Tradition, sagt Welte. Man wolle die deutsche Mannschaft und die Spieler unterstützen, denn sie könnten nichts für die ganzen Umstände.

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