Menschen auf einer Fußballtribüne, am Geländer ein Transparent, auf dem "Boykott Qatar 2022" steht. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Veranstaltung "laut totschweigen"

Fußball-WM in Katar: Freiburger Soziologin wirbt für Boykott von Public Viewing

Stand
AUTOR/IN
Matthias Schlott
Wera Engelhardt
Wera Engelhardt (Foto: SWR)

Menschenrechts-Verletzungen, tödliche Arbeitsunfälle: Der WM-Gastgeber Katar wird scharf kritisiert. Rufe nach Boykott werden auch aus Freiburg laut.

Weniger als einen Monat vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hat die Freiburger Soziologin Nina Degele dazu aufgerufen, Public Viewing und die Übertragung von Spielen in Kneipen zu boykottieren.

"Es geht darum deutlich zu machen, dass wir das nicht mitmachen und dies auch offensiv nach außen tragen."

Klare Worte bei Podiumsdiskussion in Freiburg zur Fußball-WM in Katar

So äußerte sich Degele bei einer Podiumsdiskussion zur Fußball-WM in Katar am Dienstagabend in Freiburg, zu der die Landeszentrale für politische Bildung eingeladen hatte. Zu den Teilnehmern gehörten auch der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Fritz Keller, und der ehemalige Direktor für Kommunikation beim Weltfußballverband FIFA, Guido Tognoni.

SWR-Reporter Matthias Schlott berichtet im Radio über die Podiumsdiskussion zur WM in Katar.

Vorwurf an Katar: Tödliche Unfälle und Menschenrechtsverletzungen

Der Wüstenstaat Katar auf der arabischen Halbinsel steht wegen Menschenrechtsverstößen und des Umgangs mit Arbeitern aus anderen Ländern schon lange in der Kritik. In der Vergangenheit hatte es auch tödliche Unfälle auf den WM-Baustellen gegeben. Die Regierung des Emirats verweist auf eigene Reformen und weist Teile der Vorwürfe zurück. Daneben steht auch die Vergabe der WM nach Katar in der Kritik - beim Votum im Jahr 2010 sollen Schmiergelder geflossen sein.

Viele Städte in Deutschland haben angekündigt, vor diesem Hintergrund keine Public-Viewing-Veranstaltungen anzubieten. Laut einer SWR-Umfrage bei den größten Städten in Baden-Württemberg plant auch im Südwesten keine Stadt Fanmeilen oder Public Viewing im öffentlichen Raum. In den Fanblocks des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg waren zuletzt Plakate mit der Aufschrift "Boycott Qatar" zu sehen.

WM "laut totschweigen": Freiburger Soziologin für Protest auf breiter Fläche

Die Soziologin Degele warb bei der Podiumsdiskussion in Freiburg unter der Überschrift "Fußball-WM in Katar - Macht.Mammon.Menschenrechte" dafür, die Veranstaltung "laut totzuschweigen". Der Protest habe dann einen Effekt, wenn er "auf breiter Fläche geschehe", sagte sie.

Am 8. November soll es an der Uni Freiburg eine zweite Diskussion der Landeszentrale für politische Bildung dem Thema geben, dann mit einer anderen Besetzung und dem Schwerpunkt Menschenrechte.

Sehen Sie im Beitrag im SWR Fernsehen, wie Event-Manager mit dem schlechten Image der WM in Katar umgehen.

Mehr zur Kritik an der Fußball-WM in Katar

Public Viewing, Kneipen, Fanclubs In Teilen von BW will man die Fußball-WM in Katar ignorieren

Seit Katar 2010 den WM-Zuschlag bekam, sind Medienberichten zufolge mehr als 6.500 Gastarbeiter dort gestorben. Auch in BW stellt sich die Frage: Sollte man diese Fußball-WM nicht besser boykottieren?

DASDING DASDING