Damit er als Wasserstraße für Menschen und Güter dienen kann, wurde der Rhein einst begradigt. Darunter leiden zunehmend Pflanzen und Tiere, deren Lebensraum schwindet. Im Wald südlich vom Kulturwehr Breisach (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) soll nun ein neues Überflutungsgebiet entstehen - für den Hochwasserschutz und zugunsten der Natur.
Fische wie Barbe und Nase sollen zurückkehren
"Wenn wir den Rückhalteraum in Betrieb nehmen, soll er sich durch die ökologischen Flutungen so entwickeln, dass sich die ganzen Lebensräume wieder in Richtung eines typischen Auengebiets entwickeln“, sagt Stephanie Meurer vom Referat Integriertes Rheinprogramm des Regierungspräsidiums Freiburg.
Wenn die Polder am Kulturwehr Breisach geöffnet werden, soll der 505 Quadratmeter große Rückhalteraum mehrmals im Jahr überflutet werden. So bekommen Fische wie Barbe und Nase, die im Rhein ursprünglich vorkommen, wieder neue Lebensräume.
Auenlandschaften entlang des Rheins gehen verloren
Zuletzt ist ihr Bestand nach Einschätzung von Experten stark zurückgegangen. Das Problem: Die Tiere brauchen Auenlandschaften mit flach überströmten Kiesbänken. Die aber sind entlang des Rheins verloren gegangen. "Die Strukturen, die hier geschaffen wurden, um beispielsweise die Ufer zu befestigen, führen dazu, dass wichtige Lebensräume komplett verschwinden“, erklärt Christian Haas vom Landesfischereiverband Baden-Württemberg.
Die Flussauen mit abwechselnd Hoch- und Niedrigwasser mussten bei der Kanalisierung des Rheins weichen. Auch einige Vogelarten brauchen aber Überschwemmungsflächen. "Wenn wir diese Flächen nicht mehr haben, haben wir auch die Arten nicht mehr: Das kann der Flussregenpfeifer sein und alle Limikolen-Arten", erklärt Siegfried Mattausch, Mitglied beim BUND und beim Nabu. Limikolen werden auch Watvögel genannt.
Erfolgsbeispiel: die Polder Altenheim
Neue Überflutungsgebiete sollen nun helfen. Und erste Erfolge sind schon zu beobachten: Weiter nördlich von Breisach, an den Polder Altenheim bei Straßburg, können die Auearten bereits zeitweise überflutete Gebiete vorfinden. Der dortige Hochwasserrückhalteraum ist seit 30 Jahren in Betrieb. Und ein Monitoring zeigt: Die Auenlandschaft kehrt zurück.