"Ich finde es gut, dass wir keine Noten haben", sagt Lena, Zweitklässlerin aus der Grundschule Ottenhöfen (Ortenaukreis). Anders als die meisten Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg bekommt sie im Laufe dieses Schuljahres keine Noten – sondern zu jedem Test einen Rückmeldebogen. Da ist aufgeschlüsselt, was schon gut klappt – und was nicht, erklärt Mitschülerin Lara: "Unsere Lehrerin schreibt uns auf, was wir schon gut können und wo wir uns noch verbessern müssen."
"Lernförderliche Leistungsrückmeldung" heißt der Schulversuch offiziell. Als im Frühjahr die Information dazu kam, war Rektorin Janina Rappenecker schnell klar, dass das für ihre Schule interessant ist. Denn: Das Kollegium arbeitete bereits mit Rückmeldebögen. Für Rappenecker ist der Versuch deshalb die logische Weiterentwicklung. "Das ist eine Chance, die Leistungsbewertung kindgerechter zu gestalten."
Skepsis bei einigen Eltern wegen weiterführenden Schulen
Die Gesamtlehrerkonferenz, der Elternbeirat – alle mussten zustimmen. Dann war klar: Die Zweitklässer gehen ohne Noten durch die Grundschule. Elternbeirätin Petra Käshammer erzählt, dass es durchaus auch Skepsis bei einigen Eltern gibt: Gerade der Übergang zu weiterführenden Schule mache vielen Sorgen, wenn dann in der fünften Klasse plötzlich Noten kämen.
Grundschulempfehlung bleibt erhalten
Rappenecker sieht das gelassen. "Ich glaube nicht, dass es in der fünften Klasse einen Schock gibt. Die Kinder sind dann ja in einem anderen Alter und können besser für sich einschätzen, was eine Note bedeutet." Eine Grundschulempfehlung gibt es trotzdem. Die Lehrkräfte beurteilen, wie gut das Kind die Standards für die vierte Klasse erreicht hat – das gehe auch ohne Noten.
Bis zur weiterführenden Schule haben Lara und Lena noch eine Weile Zeit. Für die Zweitklässlerinnen läuft der Schulversuch bis zum Ende ihrer Grundschulzeit – ab Herbst startet er dann für nächsten Jungen und Mädchen in Ottenhöfen.