Um 46 Zentimeter hat sich der Kirchturm von Malterdingen schon bewegt über die Jahrhunderte.

"Belastung" aus dem Mittelalter

Gefährliche Schieflage: Turm droht Kirche in Malterdingen auseinanderzubrechen

Stand
Autor/in
Henning Winter
Onlinefassung
Paulina Flad
Foto von Paulina Flad

Seit Jahrhunderten neigt sich der Kirchturm der Jakobskirche in Malterdingen immer mehr. Damit die Kirche nicht auseinanderbricht, soll nun Beton ins Fundament gepresst werden.

Eigentlich ist die evangelische Jakobskirche in Malterdingen (Landkreis Emmendingen) bekannt für ihre Akustik und ihre Orgel. Ganze Konzerte wurden hier schon aufgenommen. Doch nun droht das Gebäude auseinanderzubrechen und die Kirchengemeinde in Unkosten zu stürzen. Schuld daran: der Kirchturm. Seit Jahrhunderten neigt er sich immer mehr und ist nun in eine gefährliche Schieflage geraten.

Lange Risse ziehen sich durch die Fassade

46 Zentimeter weicht der Kirchturm, ein ehemaliger Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert, schon seitlich ab. Der Grund dafür liegt in elf Metern Tiefe. Der Untergrund ist zu weich für den schweren Turm, der im 19. Jahrhundert noch um zwei Stockwerke erhöht wurde.

Die Kirche wurde erst später an den Turm angedockt. Falls der Turm fällt, droht er, einen Teil des Kirchenschiffs mit abzureißen. Schon jetzt ziehen sich lange Risse durch die Fassade. Und das, obwohl die letzte Sanierung der Fassade erst in den 1980er Jahren stattgefunden hat, erklärt die Restauratorin Maria Grünbaum. Das zeige, "dass da eine ganz schöne Dynamik dahinter ist", so Grünbaum. Die Restauratorin drängt: "Da muss jetzt wirklich was gemacht werden."

Da ist eine ganz schöne Dynamik dahinter. So, dass da jetzt auch wirklich was gemacht werden muss.

Lange Risse ziehen sich durch die Fassade der Jakobskirche in Malterdingen.
Lange Risse ziehen sich durch die Fassade der Jakobskirche in Malterdingen.

Beton soll das Fundament des Turms festigen

Und das soll es auch: Im Februar soll Beton unter das Fundament des Turms gespritzt werden. Großflächig, in fünf Metern Tiefe – damit der Turm fest stehen bleibt. Aufrichten, kann man ihn aber nicht mehr. Für Pfarrer Uwe Röskamp ist das kein Problem. Er ist einfach nur froh, wenn der Turm "in dem Zustand so stehen bleibt, wie er jetzt ist und sich nicht weiter neigt."

Doch das neue Fundament und die Sanierung der Kirche sind teuer. 1,3 Millionen Euro kostet das Ganze. Den Löwenanteil übernimmt zwar das Land, doch die Evangelische Kirchengemeinde Malterdingen muss 20 Prozent zusteuern. Grund dafür ist eine Vereinbarung aus dem Mittelalter, sogenannte Hand- und Fuhrdienste, die heute in Geld abgeleistet werden müssen.

Hier soll im Februar Beton unter das Fundament des Turms gespritzt werden.
Hier soll im Februar Beton unter das Fundament des Turms gespritzt werden.

Finanzielle Herausforderung für die Kirchengemeinde

Doch Rücklagen fehlen der Gemeinde, so Pfarrer Uwe Röskamp, denn mit dieser Situation hätten sie nie rechnen können. So hofft die Kirchengemeinde auf Spenden und organisiert bis Januar noch Kirchenkonzerte für zusätzliche Einnahmen. Auch die Evangelische Landeskirche will etwas beisteuern, so Röskamp. Wie viel, ist aber noch nicht klar. Ab Februar ist die Jakobskirche in Malterdingen dann erstmal für ein paar Wochen geschlossen - die Zeit, die der Beton braucht, um zu trocknen.

Die Kirchengemeinde hat dafür definitiv keine Rücklagen, weil wir mit so einer Situation nie rechnen konnten.

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