Wolfgang Schäuble. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Nach langer Krankheit

Früherer Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist tot

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Der aus Baden-Württemberg stammende frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) ist gestorben. Das teilte seine Familie am Mittwoch mit.

Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist tot. Der CDU-Politiker sei im Kreise seiner Familie zu Hause in Offenburg am Dienstagabend gegen 20 Uhr friedlich eingeschlafen, teilte die Familie am Mittwoch mit. Schäuble starb nach langer, schwerer Krankheit. In seiner politischen Laufbahn war er Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er.

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Würdigung als "leidenschaftlichen Politiker"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Schäuble als "Glücksfall für die deutsche Geschichte". "Mit Wolfgang Schäuble haben wir einen großartigen Menschen und leidenschaftlichen Politiker verloren, der Historisches für unser Land erreicht hat", hieß es in einem Kondolenzschreiben Steinmeiers an die Witwe Ingeborg Schäuble. Der Bundespräsident ordnete zum Gedenken an Schäuble einen Trauerstaatsakt an, der vom Bundestag ausgerichtet wird. Zeitpunkt und Ablauf stehen noch nicht fest.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) teilte mit, Schäubles Tod erfülle ihn mit großer Trauer. In persönlichen Begegnungen habe ihn seine politische Urteilskraft und sein unabhängiges Denken sehr beeindruckt.

Deutschland und Baden-Württemberg verlieren mit ihm einen engagierten Demokraten und überzeugten Parlamentarier, der entscheidende Jahre der Bundespolitik maßgeblich geprägt hat.

Der Vorsitzende der CDU in Baden-Württemberg, Manuel Hagel, würdigte Schäuble als Jahrhundertpolitiker. "Mit ihm verliert die CDU Baden-Württemberg einen feinen Menschen und großartigen Politiker." Schäuble habe der Deutschen Einheit den Weg bereitet und "diese Einheit zum Pulsschlag für ein geeintes Europa gemacht".

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Trauerbeflaggung in Offenburg

Mit Trauerbeflaggung und großer Betroffenheit reagierten die Stadt und die Region Offenburg auf den Tod Schäubles. Der Ehrenbürger der Stadt repräsentiere wie kein anderer die Werte und Ansprüche Offenburgs als Freiheitsstadt. "Als Politiker und Staatsmann hat er Weltgeschichte, deutsche Geschichte und vor allem Demokratie- und Parlamentsgeschichte geschrieben", sagte Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU). Trotz seiner Position als Staatsmann von Weltrang sei Schäuble tief in seiner Heimat verwurzelt und immer ansprechbar gewesen.

Schäuble wurde in Freiburg geboren

Schäuble wurde am 18. September 1942 in Freiburg geboren. Er studierte Jura, es zog ihn aber früh in die Politik. Er trat 1965 in die CDU ein. 1972 errang er erstmals ein Mandat für den Bundestag, dem er ohne Unterbrechung bis zu seinem Tod angehörte.

Mit dem Namen Schäuble sind Jahrzehnte deutscher Politik verbunden. Unter Kanzler Helmut Kohl (CDU) war er zunächst Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben, von 1989 bis 1991 Bundesinnenminister. Schäuble handelte nach dem Mauerfall in der DDR den Einigungsvertrag mit aus. Seit dem Attentat eines geistig verwirrten Mannes auf ihn im Oktober 1990 saß Schäuble im Rollstuhl, seine politische Karriere ging aber weiter. Von 1991 bis 2000 führte er die CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Nach dem Machtverlust der Union 1998 wurde Schäuble im Zuge der Neuaufstellung der CDU Parteichef. Angela Merkel wurde Generalsekretärin.

Rücktritt als CDU-Chef nach Spendenaffäre

In den Turbulenzen der CDU-Spendenaffäre und nach Aussagen zu einer 100.000-Mark-Barspende trat Schäuble im Februar 2000 als CDU-Chef zurück. Merkel wurde Parteichefin, 2005 machte sie als Kanzlerin Schäuble zum Innenminister, vier Jahre darauf zum Finanzminister. Das Amt hatte Schäuble zwei Wahlperioden inne, er schaffte die "schwarze Null", also einen Bundeshaushalt ohne neue Schulden.

Nach der Bundestagswahl 2017 wurde Schäuble als Nachfolger von Norbert Lammert zum Bundestagspräsidenten gewählt, das zweithöchste Amt im Staat. Das höchste Amt im Staat, das des Bundespräsidenten, blieb Schäuble verwehrt.

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Rückzug aus Führungsgremien nach verlorener Bundestagswahl

Nach der von der Union verlorenen Bundestagswahl 2021 zog sich Schäuble aus den Führungsgremien zurück. Im Bundestag wurde die SPD-Politikerin Bärbel Bas Präsidentin, Schäuble war nun einfacher Abgeordneter. In seiner Rede als Alterspräsident - jener Abgeordnete mit den meisten Dienstjahren - warb er für offenen Diskurs und selbstbewusste Abgeordnete.

In seiner Partei zählte Schäuble eher zu den konservativen Politikern, hinter den Kulissen hatte sein Wort stets Gewicht. Auf der anderen Seite hatte er früher als andere die CDU zur Offenheit für Bündnisse mit den Grünen aufgerufen. Schon 2007 sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Schwarz-Grün ist nicht unser Wunsch, aber eine Option für die Union." Im Ringen um die Kanzlerkandidatur 2021 schlug sich Schäuble auf die Seite des damaligen CDU-Chefs Armin Laschet und stellte sich gegen CSU-Chef Markus Söder.

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Schwiegersohn Innenminister von BW - Tochter ARD-Programmdirektorin

Auch im Privaten spielte bei Schäuble oft die Politik eine Rolle. Schon Vater Karl Schäuble war CDU-Politiker und gehörte dem Badischen Landtag an. Schäubles jüngerer Bruder Thomas war ebenfalls Politiker, 13 Jahre lang war er Landesminister in Baden-Württemberg. 2013 starb er an den Folgen eines Herzinfarkts. Der CDU-Spitzenpolitiker Thomas Strobl war Schwiegersohn von Wolfgang Schäuble, Tochter Christine, die ARD-Programmdirektorin, Strobls Ehefrau. Schäuble hinterlässt insgesamt vier Kinder und Ehefrau Ingeborg, mit der er seit 1969 verheiratet war.

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