Demo auf der Place Kléber in Straßburg. (Foto: SWR)

Linke Gewerkschaften rufen zum Protest

Streik im Elsass: "Alles steigt, nur unser Lohn nicht"

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Christine Veenstra

Mit Streiks und Demonstrationen im Elsass haben am Dienstag viele Menschen Ärger und Sorgen Luft gemacht. Mehrere Gewerkschaften hatten dazu aufgerufen.

Zu einer Demonstration im Stadtzentrum von Straßburg waren am Vormittag mehr als 1.000 Menschen auf der Place Kléber zusammengekommen. Beschäftigte aus vielen verschiedenen Branchen, aber auch Rentnerinnen und Rentner und Studierende forderten höhere Löhne, Renten und Sozialleistungen. Viele äußerten ihren Unmut über die aktuelle Politik.

"Ich bin ambulante Pflegerin. Was ich mache, wird nicht anerkannt und nicht honoriert. Alles steigt, nur unser Lohn nicht."

Zu dem Protest aufgerufen, hatten im Elsass vier Gewerkschaften: Confédération générale du travail (CGT), Force Ouvrière (FO), Fédération Syndicale Unitaire (FSU) und Solidaires Alsace für das Département Bas-Rhin.

CGT droht: Streiks bis in die Ferien

Laurent Feisthauer Sekretär der Gewerkschaft CGT im Département Bas-Rhin sagte dem SWR: "Wir haben eine starke Inflation in Frankreich, wie in Deutschland. Aber die Arbeitgeber wollen nichts rausrücken."

Laurent Feisthauer, Sekretär der Gewerkschaft CGT im Département Bas-Rhin. (Foto: SWR)
Laurent Feisthauer, Sekretär der Gewerkschaft CGT im Département Bas-Rhin.

Dass der branchenübergreifende Protest gerade jetzt stattfindet, liegt nicht nur an der Teuerung. Anlass ist, laut der Gewerkschaften, auch die Entwicklung des Arbeitskampfs in mehreren französischen Raffinerien.

Dort läuft seit Ende September ein Streik, der zu Treibstoffmangel an französischen Tankstellen geführt hat. Ein Kompromissangebot des Ölkonzerns TotalEnergies, das zwei von vier streikenden Gewerkschaften angenommen haben, reichte CGT nicht aus. TotalEnergies habe Milliarden eingesteckt, wolle aber nichts an die Arbeiter rausgeben.

Dass Frankreichs Regierung inzwischen Personal zur Arbeit zwangsverpflichtet, kritisiert Gewerkschaftssekretär Laurent Feisthauer scharf.

"Unsere Regierung zwingt die Arbeiter, sie bricht den Streik bei Total."

Feisthauer fordert, dass sich die Regierung mit den Gewerkschaften an einen Tisch setzt. Und wenn daraus nichts wird? Die Beschäftigten des staatlichen Eisenbahnunternehmens SNCF seien bereits stark mobilisiert. Sie könnten auch in die Ferien hineinstreiken, so Feisthauer. Und er droht: "Wenn sie nicht hören wollen, müssen sie halt fühlen."

Viele Zugausfälle im Regionalverkehr

Am Straßburger Bahnhof war der Streik der Eisenbahner schon am Dienstagmorgen spürbar: Es herrschte deutlich weniger Betrieb als sonst. Viele Bahnreisende hatten sich wohl auf Probleme eingestellt und umdisponiert. Im Regionalverkehr sollte wegen der Streiks am Dienstag jeder zweite Zug ausfallen. Ausfälle kündigte SNCF im Internet an - zum Beispiel für die Strecke Müllheim - Mulhouse. Ersatzbusse wurden eingesetzt. Weil die Eisenbahner mehrere Tage streiken wollen, ist auch in den kommenden Tagen mit Zugausfällen zu rechnen.

SWR-Reporterin Christine Veenstra berichtet über die Proteste im Elsass:

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