Sieger des 3. Alemannischen Poetry Slams in Lörrach wurde Remo Zumstein aus Bern.

Burghof präsentiert Mundart-Festival

Mundartfestival geht mit 500 Besuchern erfolgreich zu Ende

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Matthias Zeller

Mit 500 Besuchern ist am Sonntag das Lörracher Mundartfestival zu Ende gegangen. Das Festival in Kooperation mit dem SWR beschloss die Saison zum 25-jährigen Jubiläum des Burghofs.

Das dreitägige Mundartfestival des Burghofs hatte am Freitagabend mit dem 3. Alemannischen Poetry Slam begonnen. Die Eröffnungsveranstaltung lockte am meisten Festivalbesucher. Dabei kürte das Publikum Remo Zumstein aus Bern zum Sieger, denkbar knapp vor Jenny Gersbacher aus Häg-Ehrsberg (Kreis Lörrach). Der Sieger wurde vom Publikum per Applaus bestimmt. Der "Applausometer" zeigte zwischen den beiden Spitzenreitern bei der Lautstärke des Beifalls einen Unterschied von nur 0,1 Dezibel.

Schweizer gewinnt die Herzen des Publikums

Rund 200 Menschen haben den insgesamt vier teilnehmenden "Slammern" zugehört, als sie ihre Texte präsentierten. Mit seinem urigem "Berndütsch" gewann der 35-jährige Remo Zumstein die Herzen des Publikums. In der ersten Runde des Slams überzeugte er mit einem Text zu Benimmregeln im öffentlichen Nahverkehr. Sein Fazit: Man kann in der Schweiz viel Anstößiges machen - mit einer Ausnahme: "Ma lost Lüt zerscht la usstiege", ins Hochdeutsch übersetzt: Man lässt die Leute zuerst aussteigen.

Jenny Gersbacher trägt Liebeserklärung vor

Die Zweitplatzierte, Jenny Gersbacher, hatte in ihrem Text zunächst von Gesprächen mit ihren Eltern am Küchentisch erzählt und wie sie versucht, Erkenntnisse in einer verrückten Welt zu gewinnen - "des muesch it verstoh". Im Finale machte sie ihrem Heimatort Häg-Ehrsberg eine Liebeserklärung. Für sie ist die Schwarzwaldgemeinde schlicht das "Paradies".

Steffen Brupbach erzählt, wie er Landwirt wurde

Der Landwirt Steffen Brupbach aus Teningen (Kreis Emmendingen) erzählte in seinem heiteren Text, wie er zur Landwirtschaft kam und dass alles mit "Geissen" angefangen hat. Mit neun Jahren habe er sich zur Kommunion eine Kuh gewünscht. Diesen Wunsch haben seine Eltern damals verwehrt, später aber den Traum erfüllt. In einem zweiten Text nahm er sein Publikum mit auf eine Reise zu einem Camp mit Menschen mit Behinderung in England. Dabei vergnügte er die Zuhörer mit sprachlichen Missverständnissen, die er mit seinem ostdeutschen Landsmann dort erlebt hat.

Dario Bednarz ist beim Alemannischen Poetry Slam kein Neuling

Einen Text mit Tiefgang präsentierte Dario Bednarz aus Lenzkirch. Er schilderte das Zwiegespräch in seinem Kopf - zwischen dem Optimisten und dem Pessimisten in ihm. Seine Botschaft: "Z´träume isch kei Schand, träume isch e Wachzustand. Sei un bliib Du Idealist. Grad weil unsri Welt nit ideal isch." - übersetzt: "Träumen ist keine Schande, träumen ist ein Wachzustand. Sei und bleib Idealist, gerade weil unsere Welt nicht ideal ist."

Deutsch ist nur eine Sprache, Alemannisch die Vollendung.

Dario Bednarz hatte bereits am ersten Alemannischen Poetry Slam in Bernau im Schwarzwald teilgenommen. Seit der Premiere wird der Slam - in Kooperation mit dem SWR - gemeinsam von der "Muettersproch Gsellschaft" und dem Naturpark Südschwarzwald veranstaltet. Deshalb saß im Lörracher Publikum unter den Zuhörern auch die Vorsitzende des Naturparks Südschwarzwald und Lörrachs Landrätin Marion Dammann. Gekommen war auch Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz, Aufsichtsratschef des Slam-Ausrichters, der Burghof GmbH.

Die südbadische "Goschehobel" singt auf Alemannisch.
Die südbadische "Goschehobel" begeistert mit Liedern auf Alemannisch.

Die Veranstaltung moderiert haben SWR-Reporterin Vanessa Amann und Mundartautorin Catharina Müller. Für das musikalische, alemannische Ambiente sorgte die Band "Goschehobel", die das Publikum nicht von der Bühne gehen lassen wollte.

Das ist schon großartig.

Ein weiterer Höhepunkt des Festivals, das mit Musikern und Sängern aus dem Elsass, Südbaden und der Schweiz zu Ende ging, war ein badisches "Late-Night-Quiz", moderiert von Fabian Bürkin. Prominenter Gast war der aus Lörrach stammende Kabarettist Florian Schroeder. Für den Burghof, das Kultur- und Veranstaltungszentrum seiner Heimatstadt, hatte Schroeder nur Lob übrig. Jürgen Hack von der "Muettersproch Gsellschaft", der das Festival gemeinsam mit dem Burghof organisiert hatte, sagte auf der Festivalbühne zum Finale: "Deutsch ist nur eine Sprache, Alemannisch die Vollendung."

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Matthias Zeller