Es geht um das ehemalige St. Augustinusheim in der Wintererstraße in Freiburg: Hat es in dem Kinderheim in den 90er Jahren Gewalt und sexuellen Missbrauch gegeben? Nach ersten entsprechenden Hinweisen will der damalige Betreiber des Heimes, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Freiburg, diesem Verdacht jetzt zusammen mit unabhängigen Experten nachgehen.
SWR-Reporter Jan Lehmann berichtete in SWR4 Aktuell Südbaden:
Münchner Institut untersucht Vergangenheit des Kinderheims
Gemeinsam mit dem Münchner Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) wolle man "Licht in ein dunkles Kapitel bringen", sagt die Freiburger SkF-Vorsitzende Rita Grießhaber. Das IPP hat Erfahrung in dem Bereich und Einrichtungen wie etwa die Odenwaldschule bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch unterstützt.
Derzeit sammele man Informationen über die erzieherische Praxis im Augustinusheim während der 80er und 90er Jahre, erklärt Projektleiter Peter Caspari vom IPP. Im Rahmen der Heimerziehung im 20. Jahrhundert sei Gewalt lange Zeit üblich gewesen, sagt Caspari, der auch in Freiburg "problematische Verhältnisse" vermutet. Darauf deuteten erste Anhaltspunkte hin.
SkF sucht Zeitzeugen und mögliche Betroffene
Um welche Art von Gewalt und sexuellen Übergriffen es sich handeln könnte, will der SkF nicht sagen. Dafür wisse der Verein noch zu wenig. Stattdessen sucht er jetzt die Öffentlichkeit und hofft, dass sich Zeitzeugen und Betroffene melden, "damit der Stein ins Rollen kommt", wie es Rita Grießhaber formuliert.
Gesucht werden frühere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Augustinusheims oder aber Menschen, die als Kinder oder Jugendliche dort untergebracht waren. Für die rechtliche Betreuung möglicher Opfer habe man bereits eine Anwältin engagiert, die auf solche Fälle spezialisiert sei, sagt Grießhaber.