Deutschland ist angesichts der Krisen in der Welt und vor allem auch wegen des Kriegs in der Ukraine ein Zufluchtsort für viele Menschen. Allein in Baden-Württemberg kommen pro Woche aktuell zwischen 1.700 und 2.000 Geflüchtete und Asylsuchende an. Die Landeserstaufnahmestellen platzen aus allen Nähten, auch die Kreise und Kommunen, die für die Anschlussunterbringung der Hilfesuchenden zuständig sind, arbeiten im Krisenmodus. Sie hoffen auf Unterstützung aus Berlin. Am Mittwoch treffen sich die Länder mit dem Bund. Unter anderem geht es auch um finanzielle Hilfen für die Versorgung von Geflüchteten. Wie nötig die sind, zeigt das Beispiel aus Freiburg.
SWR-Reporterin Gabi Krings berichtet in SWR4 Baden-Württemberg aus dem Studio Freiburg über die aktuelle Situation:
In der Landeserstaufnahmestelle in Freiburg herrscht zurzeit reger Betrieb. Um Platz für die vielen Geflüchteten zu schaffen, musste die Einrichtung sogar wieder Wohncontainer aktivieren.
Maximal-Belegung in LEA Freiburg nahezu erreicht
Karl Dorer ist umringt von mehreren Familien, die vor einem Gebäude auf ihre Anmeldung warten. Täglich kommen in der LEA Freiburg neue Asylsuchende an. Am 31. Oktober lag die Belegung bei 950 - die maximale Zahl von knapp 1.200 war in der letzten Woche nahezu erreicht. Die meisten Hilfsbedürftigen kommen aus der Türkei und arabischen Staaten.
Menschen aus der Ukraine sind wegen ihres Sonderstatus dagegen die Ausnahme: Sie müssen keinen Asylantrag stellen, "weil bei ukrainischen Flüchtlingen die Aufnahmeverpflichtung bei den Stadt- und Landkreisen liegt", erklärt Karl Dorer: "Wir nehmen kurzfristig auf, wenn jemand nichts findet. Die Menschen bleiben aber nur zwei, drei Tage bei uns und werden dann sofort in die Stadt- und Landkreise weiter verlegt."
Wegen des großen Andrangs ist die LEA Freiburg aktuell auch für Asylbewerber nur eine kurze Durchgangsstation: nach Registrierung, Gesundheits-Check und Stellung des Asylantrags geht es zügig weiter. Entsprechend herrscht in Freiburg momentan ein sehr starkes Kommen und Gehen. Allein letzte Woche habe es 200 Verlegungen in die Stadt- und Landkreise gegeben, heißt es.
Kreise am Limit - Kommunen mieten Wohnungen an
Doch die Kreise und ihre Kommunen sind bereits am Limit, auch wegen der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. In Appenweier bei Offenburg haben ukrainische Geflüchtete in angemieteten Wohnungen Obdach gefunden. Asylbewerber aus anderen Ländern drängen dagegen in die neugebaute Flüchtlingsunterkunft. Doch wegen eines Wasserschadens ist derzeit das Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes nicht bewohnbar. Die Gemeinde hat deshalb das angrenzende ehemalige Asylbewerberheim wieder besetzt - eine alte Holzbaracke, die eigentlich abgerissen werden sollte. Viele Männer sind auch auf dem Hof untergebracht - in Containern, die vom Ortenaukreis angemietet wurden.
Der Bedarf sei sehr hoch, sagt Claus Sperling, der Hausmeister der Flüchtlingsunterkunft in Appenweier. Man habe bei weitem nicht den Platz, den man bräuchte. Etwa ein weiteres Gebäude, um die Menschen richtig oder einigermaßen lebenswürdig unterzubringen.
Hoffen auf Hilfen nach Bund-Länder-Gesprächen
Die Kreise und Kommunen hoffen auf Unterstützung im Ergebnis der Bund-Länder-Gespräche in Berlin. Denn nicht nur Appenweier sucht händeringend nach Wohnraum. In der Not wurden - wie jüngst in Kirchzarten und Staufen - schon die ersten Turnhallen mit Geflüchteten belegt.