Über 60 Katzen sind aktuell in Rottweil untergebracht. Fast täglich kommen weitere hinzu. Gründe dafür gibt es viele. Aktuell tragen nach Ansicht des Tierschutzvereins Rottweil auf jeden Fall die Folgen der Corona-Pandemie erheblich dazu bei.
Viele Menschen hätten sich während Lockdown, Homeoffice oder Homeschooling ein Haustier gegen die Einsamkeit angeschafft. Nun, nachdem diese Zeiten vorbei seien und der gewohnte Alltag wieder da sei, passe das Tier einfach nicht mehr in den Tagesablauf. Also: "Weg damit ins Tierheim oder raus auf die Straße", so die Erfahrung der Tierschützer.
Ständig klingelt das Telefon im Tierheim
Während Perserkatzendame "Mathilda" lässig in ihrem Katzenhäuschen chillt, hat Günther Hermus, der Vorsitzende des Tierschutzvereins, viel um die Ohren. Das Telefon klingelt nahezu durchgängig. Mal rufen überforderte Hundehalter an, die um Rat fragen. Mal geht es um Organisatorisches.
An diesem Tag im September hat sich zusätzlich noch eine ehrenamtliche Mitarbeiterin angekündigt. Sie hat streunende Katzen eingefangen. Die müssen jetzt "irgendwie auch noch untergebracht werden. Aber es wird eng", sagt Hermus.
Das Problem sei, dass die Quarantäne-Station voll sei: "Die haben einfach keinen Platz mehr. Die sind überfüllt", so der Tierschützer.
Mit dem neuen Katzenhaus in Rottweil, das Anfang des Jahres fertig wurde, gibt es nun zwar deutlich mehr Platz. Doch es fehle eben auch an Personal, klagt Günther Hermus: "Wir sind auf so viele Tiere einfach nicht eingestellt."
Ein Tier bedeutet Verantwortung
Um die Vermittlung der Tiere kümmert sich Tierheim-Chefin Verena Marquardt. Sie kennt alle ihre Schützlinge beim Namen. Nur manchmal kommt sie durcheinander: "nämlich dann, wenn sie sich zu ähnlich sehen", lacht sie.
Zeit, sich ausgiebig mit den süßen Fellnasen abzugeben, bleibt kaum. Viele Tiere bedeuten eben gleichzeitig auch viel Arbeit. Daher wünscht sie sich für jedes Tier im Heim ein schönes Zuhause. Diese Menschen müssten sich aber auch wirklich im Klaren darüber sein, welche Verantwortung sie mit einem Tier übernehmen. "Das schauen wir uns vorab auch immer ganz genau an. Zwischen Mensch und Tier muss es passen," erklärt Verena Marquardt, und ergänzt: "Wir prüfen auch immer die Gegebenheiten vor Ort, bevor ein Tier übernommen werden kann," betont die Tierheimleiterin.
Rottweiler Tierheim ist nicht allein
Nicht allein das Rottweiler Tierheim klagt über zu viele Katzen. "Das geht zurzeit fast in allen Heimen so zu," weiß Tierschützer Günther Hermus von seinen Kolleginnen und Kollegen.
Seine Tierheimleiterin sieht auch in naher Zukunft kaum Entspannung. Im Herbst komme sicher die nächste Corona-Welle und danach wieder mehr Katzen, die sich - ausgesetzt - dann auch noch unkontrolliert vermehrten. Dagegen helfe letztlich nur ein konsequent umgesetztes Kastrationsprogramm. Und mehr Vernunft der Menschen