Im Zuge der steigenden Sensibilisierung für ökologische Themen und einen schonenden Umgang mit Ökosystemen wird in der naturnahen und nachhaltigen Waldbewirtschaftung wieder über den Einsatz von Pferden nachgedacht. Ein Experte auf diesem Gebiet ist Jürgen Duddek aus March bei Freiburg, einer von zwei sogenannten Pferdeholzrückern in Südbaden. Im Freiburger Waldhaus hat er schon über 300 Menschen in dieser alten Arbeitsweise unterrichtet. Auch am Wochenende fand dort wieder ein Kurs statt - der SWR war dabei.
In der Nähe des Freiburger Waldhauses bei Günterstal wartet ein prächtiger Wallach: Hugo ist ein vierzehnjähriger Ardenner mit einem stattlichen Stockmaß von 1,64 Metern und einem Gewicht von 900 Kilo. Neugierig spitzt er die Ohren, während ihm Jürgen Duddek, ein Mann Ende 50 mit Jägerhut und gezwirbeltem Oberlippenbart, den Hals tätschelt. Sein französisches Kaltblut ist für ihn mehr als nur ein Tier.
Pferd mit Charakter und Arbeitseifer
Hugo habe Charakter und verrichte die Arbeit selbstständig und freudig, schwärmt Duddek. Wenn er mit ihm im Wald arbeite und da liege ein Stamm, dann drehe sich Hugo um und schaue ihn erwartungsvoll an. "Wenn er reden könnte, würde er sagen: Häng´ den Stamm an! Das ist einfach klasse."
Arbeiten sei Hugos Leidenschaft. Wenn es gut laufe, ziehe er 20 Festmeter Holz - das entspricht etwa 40 Zehnmeterstämmen mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern - aus dem Wald, berichtet Duddek. Einen tonnenschweren Stamm schaffe er locker.
Schnupperkurs: für Hugo "wie spielen"
Beim Schnupperkurs im Holzrücken wird es freilich nicht so anstrengend. Hier geht es um einen Einblick in die Technik. Dazu gehören vor allem die korrekte Leinenführung und vorausschauendes Arbeiten. Für Hugo sei das wie spielen, meint Guddek schmunzelnd. Die vier Teilnehmenden, drei Frauen und ein Mann, kommen dagegen ins Schwitzen. Auch Barbara Gossmann, Pferdebesitzerin aus Bayern, hat Respekt, während sie Hugo anleitet: "Man läuft hinter dem Pferd und man muss sich anders verständigen, als ich das beim Reiten gewohnt bin."
Durchsetzen gegen 900-Kilo-Wallach
Das Auftreten sei wichtig, erklärt Duddek. "Du musst dich gegen das Pferd durchsetzen. Wenn Hugo nicht geführt wird, dann schaltet der auf sein eigenes Programm. Und das soll er ja nicht.“ Wichtig seien klare Ansagen, auf die reagiere das Tier auch gut.
Holzrückepferd Hugo hört auf genau fünf Kommandos, hat Kursteilnehmerin Lea Dieckmann gelernt: "'Wiescht' ist links, 'hott' ist rechts, 'hüh' heißt weiter und 'brr' oder 'steh' bedeutet stopp." Im Großen und Ganzen habe das bei ihr funktioniert, obwohl auch immer "der Jürgen" neben ihr gelaufen sei und sie nicht wisse, ob Hugo deshalb gehorcht habe.
Holzrücken mit Pferd ist "hohe Kunst"
Nach dem Führen ohne Stamm kommt das Führen mit Stamm und zum Schluss geht es noch in den Wald, um dort mit Hugo zwischen den Bäumen Slalom zu laufen. Das ist dann schon ziemlich kompliziert. Kursleiter Duddek muss zwischen drin auch mal seine Stimme erheben. Im Anschluss findet er dennoch lobende Worte für seine Gruppe: "Souverän gelöst", sagt er und lacht. Eine Teilnehmerin gibt zu, was so leicht aussehe, sei eben doch eine "hohe Kunst".
Der Radiobeitrag von Gabi Krings zum Nachhören: