Im Zuge einer bundesweiten Razzia gegen eine mutmaßliche terroristische Vereinigung haben Ermittler auch einen Mann aus Münstertal bei Freiburg festgenommen. Ein Großaufgebot der Bundespolizei mit Hundestaffel durchsuchte am Mittwochmorgen das alte Schulhaus in Münstertal-Neuhof (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Dort soll der Verdächtige wohnen. Wie Generalbundesanwalt Peter Frank am Nachmittag mitteilte, kam der Mann in Untersuchungshaft.
Es soll sich dabei um einen der führenden Köpfe der mutmaßlichen terroristischen Vereinigung handeln: Rüdiger v. P., ehemals Oberstleutnant des Fallschirmjägerbataillons 251 in Calw, aus dem später das Kommando Spezialkräfte (KSK) hervorging. Ob sich der Mann in seinem Haus befand, ist noch unklar. Auch im Ortenaukreis in Oberharmersbach und im Kreis Rottweil wurden Häuser und Wohnungen durchsucht.
Ex-Bundeswehroffizier wurde festgenommen
In einer Mitteilung der Bundesanwaltschaft heißt es, dass bundesweit 25 mutmaßliche Mitglieder und Unterstützer der Gruppierung festgenommen worden seien, darunter auch Rüdiger v. P.. Gegen ihn besteht der dringende Tatverdacht, einer der Rädelsführer zu sein. Die Gruppierung soll geplant haben, die staatliche Ordnung in Deutschland zu stürzen und durch eine eigene zu ersetzen.
Nachbarn ahnten nichts
Nachbarn in Münstertal waren erstaunt über das große Polizeiaufgebot. Dem SWR sagten sie, dass Rüdiger v. P. nicht auffällig gewesen sei. Der Vater mit seiner Frau und dem Kind seien nette Leute. Von Aktivitäten, die auf eine Verbindung mit sogenannten "Reichsbürger" hätten hindeuten können, wollen sie nichts mitbekommen haben.
Rüdiger v. P. plante offenbar gewaltsamen Umsturz
Der Generalbundesanwalt wirft Rüdiger v. P. vor, seit etwa einem Jahr in einer terroristischen Vereinigung den gewaltsamen Umsturz der Bundesrepublik Deutschland geplant zu haben. Die Mitglieder der Gruppierung sollen sich aus dem Milieu "Reichsbürger", Esoteriker, militanter "Querdenker" und Anhänger der QAnon-Ideologie zusammengefunden haben. Ihr Ziel sei die Bekämpfung des Staates und das Einsetzen eines Rätesystems gewesen, unter Vorsitz des ebenfalls festgenommenen Beschuldigten, Heinrich XIII. Prinz R. aus Frankfurt.
Festgenommener aus Münstertal war wohl Chef des "militärischen Arms"
Den Ermittlern zufolge sollte Rüdiger v. P. aus Münstertal als Kopf des "militärischen Arms" der mutmaßlichen Terrorgruppe die geplante Machtübernahme mit Waffengewalt durchsetzen. Unter seiner Führung sollten demnach "Heimatschutzkompanien" aufgebaut werden. Dies beinhaltet laut Generalbundesanwalt die Rekrutierung neuer Mitglieder, die Beschaffung von Waffen und anderer Ausrüstungsgegenstände, den Aufbau einer abhörsicheren Kommunikations- und IT-Struktur, die Durchführung von Schießübungen sowie Pläne für die künftige Unterbringung und Verpflegung der Truppe.
Mutmaßliche Terrorgruppe wollte Polizisten und Soldaten rekrutieren
Den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft zufolge wollte die Gruppierung vor allem Angehörige der Bundeswehr und Polizei rekrutieren. Im Sommer soll Rüdiger v. P. bei mindestens vier Treffen in Baden-Württemberg für die Gruppierung und deren Ziele geworben haben. Des Weiteren soll er im November mit anderen Beschuldigten in Norddeutschland gezielt Polizeibeamte angesprochen haben.
Außerdem sollen Angehörige des "militärischen Arms" im Oktober Bundeswehrkasernen in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern ausgekundschaftet haben, um sie auf ihre Tauglichkeit für die Unterbringung eigener Truppen nach dem Umsturz zu inspizieren.