Der Felsklotz als symbolischer Grabstein. Wer steckt hinter dem Protest?

Stummer Protest gegen Straßensperrung

Tonnenschwerer Felsklotz taucht im Albtal nach Jahren plötzlich wieder auf

Stand
AUTOR/IN
Petra Jehle
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Louise Schöneshöfer
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Ein Felsblock blockiert vor neun Jahren zum ersten Mal eine Straße im Albtal. Jahre später verschwindet er über Nacht. Jetzt ist er plötzlich wieder da. Aber niemand will es gewesen sein.

Seit neun Jahren ist eine Straße im Albtal (Kreis Waldshut) wegen der Gefahr von Steinschlägen gesperrt. Ein riesiger Felsbrocken war damals auf die Straße zwischen Albbruck und dem Südschwarzwald gekracht. Seitdem ist die historische Route gesperrt - zum Ärger vieler Bürgerinnen und Bürger. Im Frühjahr 2019 verschwand der Felsbrocken über Nacht: Unbekannte räumten den abgestürzten Brocken weg und stießen ihn in die Alb herunter. Jetzt, vier Jahre später, liegt er plötzlich wieder auf der Straße, 14 Tonnen schwer und vier Meter hoch. Bestückt mit Blumen ähnelt er einem Grabstein. Wer ihn dort wieder hingeräumt hat, ist unklar. Ein stiller Protest gegen die jahrelange Sperrung der Albtalstraße?

Bürgerbewegung "Pro Albtalstraße" will Straße wieder öffnen

"Wahrscheinlich war es niemand. Genauso niemand, wie niemand sich dieser Straße angenommen hat", sagt Stephan Marder von der Bürgerbewegung "Pro Albtalstraße" mit einiger Ironie. Die Initiative fordert eine Wiedereröffnung der Straße. Stephan Marder befürchtet aber, dass die Straße nach neun Jahren Sperrung nicht mehr für den Verkehr freigegeben wird. Er kritisiert, dass sich niemand zuständig fühle.

Zur Bürgerbewegung "Pro Albtalstraße" gehören auch Bernhard Huber und Herbert Nägele. "Die Straße ist für die Menschen gebaut worden und man sollte sie wieder für die Menschen öffnen", sagt Nägele. Seit neun Jahren drehe man sich im Kreis, sagt Bernhard Huber. Die Vertreter aus dem Hotzenwald hängen an der historischen Straße. Vor rund 160 Jahren wurde sie gebaut und steht heute unter Denkmalschutz.

Wir wollen gleiches Recht für alle. Die anderen Täler, die stärker frequentiert sind, werden nach einem Steinschlag sofort wieder aufgemacht.

Andere, häufiger befahrene Täler machten nach einem Steinschlag sofort wieder auf, beklagt Stephan Marder. "Wenn HIER ein Stein herunterkommt, bleibt es neun Jahre lang zu", fügt er hinzu.

Bernhard Huber aus dem Hotzenwald
Bernhard Huber aus dem Hotzenwald fordert mit vielen Weiteren der Bürgerbewegung "Pro Albtalstraße" eine Wiedereröffnung der Straße.

Gutachter schätzten Kosten auf mehr als 20 Millionen Euro

Im Sommer 2017, zwei Jahre nach der Sperrung, hatte Verkehrsminister Winfried Hermann das Albtal besucht. "Mein Ziel ist schon, dass wir die Straße wieder aufmachen können", sagte der Grünen-Politiker damals. Sein Plan war, die Straße "sicher zu machen", ohne das Tal zu beschädigen. Später fanden jedoch Gutachter 38 weitere Stellen am Fels, die saniert werden müssten. Die Kosten schätzten sie auf mehr als 20 Millionen Euro.

Hinzu kommt, dass der betroffene Straßenabschnitt im Vogelschutzgebiet Südschwarzwald und in einem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet liegt, wie das Landratsamt Waldshut mitteilt. Für eine Öffnung der Straße sei zwar das Land zuständig, das Landratsamt Waldshut arbeite aber gemeinsam mit dem Verkehrsministerium und dem Regierungspräsidium Freiburg an Lösungen, sagte eine Sprecherin des Landratsamts dem SWR.

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Wie geht es weiter im Albtal?

Noch in diesem Jahr soll entschieden werden, was mit der Straße passiert. Das Ministerium wird die Sperrung aufheben, sobald die Verkehrssicherheit wieder hergestellt ist, heißt es in einer Stellungnahme. In diesem Zusammenhang sei das Landratsamt Waldshut beauftragt, die Baumaßnahmen weiter zu vertiefen und zu planen. Insbesondere in Sachen Natur- und Umweltschutz erwarte das Land die erforderlichen Genehmigungen. Dem Landratsamt Waldshut zufolge ist man im regelmäßigen Austausch mit den Protestierenden.

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