Rettungskräfte fordern die Öffnung der gesperrten Albtalstrecke (Foto: SWR, Petra Jehle)

Protest gegen Straßensperrung

Rettungskräfte fordern Öffnung des Albtals

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Petra Jehle

Bergwacht, Feuerwehr und DRK fordern die Öffnung der gesperrten Albtalstrasse (Kreis Waldshut). Die Sperrung könnte im Notfall zu lebensbedrohlichen Verzögerungen führen.

Rund 50 Rettungskräfte von Bergwacht, Feuerwehr und DRK haben sich für die Öffnung der gesperrten Landstraße durchs Albtal ausgesprochen. Sie kritisieren, dass sich die Rettungswege durch die Sperrung verlängern. Die Straße zwischen Albbruck und Görwihl (Kreis Waldshut) ist seit acht Jahren wegen der Gefahr von Felsstürzen gesperrt. Eine Sanierung der alten Straße ist schwierig und teuer.

Umweg dauert zweieinhalb Minuten länger

Die Feuerwehr von Albbruck hat im Frühjahr die Umfahrung getestet und kommt nach eigenen Angaben auf eine Verlängerung der Fahrtzeiten um mindestens zweieinhalb Minuten. Das Rettungsgesetz in Baden-Württemberg sieht für den bodengebundenen Rettungsdienst allerdings eine gesetzliche Hilfsfrist von zehn bis maximal 15 Minuten vor. Bei Bränden, Unfällen und anderen Einsätzen helfen sich die Feuerwehren gegenseitig aus. Am oberen Ende der Straßensperrung ist die Feuerwehr Görwihl zuständig. Auch ihr Kommandant Thomas Mutter fordert, dass die Feuerwehr wieder auf dem schnellsten und direktesten Weg durchs Albtal fahren kann.

"Wir haben den Umweg getestet: Es sind 150 Sekunden Zeitverlust. Wir von der Feuerwehr, vom Roten Kreuz und von der Bergwacht wissen, dass 150 Sekunden lebensrettend sein können."

Problematisch sind Einsätze in der Schlucht

Die Umwege sind nach Auskunft der Rettungsorganisationen vor allem dann ein Problem, wenn es innerhalb der Schlucht zu Einsätzen kommt. Denn dann könnten die Einsatzkräfte nur noch zu Fuß an die Unglücksstelle gelangen, so ihre Befürchtung. Die Schlucht ist im Sommer vor allem bei Wanderern, Klettersportlern und Kanufahrern ein beliebtes Ausflugsziel. Vor drei Jahren musste ein in Not geratener Kanufahrer aus der Schlucht gerettet werden. Markus Baumgartner von der Bergwacht Südschwarzwald gibt zu Bedenken, dass sich für die Bergwacht die Einsatzzeiten sogar um 15 bis 20 Minuten verlängert haben.

Rettungskräfte fordern die Öffnung der gesperrten Albtalstrecke (Foto: SWR, Petra Jehle)
Rettungskräfte fordern die Öffnung der gesperrten Albtalstrecke

Albtal seit 2015 gesperrt

Die Straßenbehörde hat das Albtal im Sommer 2015 nach einem Steinschlag wegen der akuten Gefahr von weiteren Felsstürzen gesperrt. Auch die Einsatzkräfte vor Ort kennen diese Gefahr. In der Abwägung bewerten sie das Risiko von längeren Einsatzzeiten allerdings als höher. Im Albtal habe es in den letzten 100 Jahren nie einen Steinschlag gegeben, bei dem Menschen verletzt worden seien, sagen die Feuerwehrkommandanten von Albbruck und Görwihl. Man könne die Sperrung deshalb nicht nachvollziehen.

"Es kann schon morgen sein, dass es zu spät ist, dass es um Sekunden geht und der Rettungsweg zu lange dauert."

Die Albtalstraße liegt verlassen und leer da. Im Vordergrund ist eine Pfütze zu sehen, in der sich das Albtal spiegelt. Die Farbtöne des Bildes sind braun-grau. (Foto: SWR)

Hohe Kosten und Umweltauflagen

Die Landstraße zwischen Tiefenstein und Albbruck führt durch in die Felsen gehauene Tunnel und schlängelt sich entlang der Felswände des Albtals. Es sind nur wenige Kilometer, aber sie gehören zu den malerischsten Straßenkilometern im Land. Die Straße wurde vor rund 170 Jahren gebaut. Geologen haben bei der Begutachtung nach einem Felssturz zahlreiche Risse und Einschnitte im Gestein oberhalb der Straße entdeckt und befürchte, dass ganze Felsbrocken auf die Straße stürzen könnten. Mit 150 Einzelmaßnahmen müsste der Fels gesichert werden. Neben den hohen Kosten sind vor allem die Umweltauflagen ein Problem. Das Albtal ist in Teilen ein FFH-Gebiet und unterliegt deshalb europäischem Naturschutzrecht. In der Region ist die Straßensperrung inzwischen zum Politikum geworden.

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