Die ukrainische Familie von Nataliia Honchar und Oleksandr Khomenko hat bei Vermieter Alois Wehrle in Weil-Haltingen ein neues Zuhause gefunden. (Foto: SWR, Matthias Zeller)

Wie Integration gelingt

So fand eine Familie aus der Ukraine eine neue Heimat in Weil

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Matthias Zeller

Kurz nach Kriegsausbruch flüchteten Nataliia, Oleksandr und ihre beiden Kinder nach Weil am Rhein. Zwei Jahre später ist die Stadt zu ihrer zweiten Heimat geworden.

Die ukrainische Familie fühlt sich in Haltingen, einem Ortsteil von Weil am Rhein (Kreis Lörrach) zuhause, weil sie dort mit offenen Armen aufgenommen worden ist. Das liegt aber auch daran, dass die Familie selbst die Initiative ergreift und mit anpackt.

Gleich nach Kriegsausbruch war Mutter Nataliia Honchar (48) mit ihren beiden Kindern im Teenageralter aus der Zentralukraine über Polen nach Deutschland flüchten. Ihr Mann Oleksandr Khomenko (46) durfte mit seinem Vater nachkommen, weil der auf den Rollstuhl und auf Hilfe angewiesen ist.

Eine beherzte Frage brachte einen Job im Gasthaus

Nataliia und Oleksandr helfen in der Küche des Haltinger Gasthauses "Hirschen" dem Wirtepaar Susi und Jürgen Engler. Den Minijob verdanken sie dem Zufall und der Courage von Oleksandr. Ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn, kaum in Haltingen angekommen, traf er auf dem Weg zum Lörracher Tafelladen Susi und Jürgen Engler, die gerade bei der Weinlese waren, und fragte sie, ob sie Arbeit für ihn haben. Das war der Fall.

Glück und Courage haben der Familie viele Türen geöffnet

Durch die Englers fanden die Khomenkos aber auch neue Freunde. Denn Jürgen Engler ist der Kommandant der Haltinger Feuerwehr und hat Oleksandr und seinen bald 18 Jahre alten Sohn Sascha auch in die Mannschaft aufgenommen. Plötzlich wird Oleksandr, wenn er mit dem Fahrrad durch den Ortsteil mit seinen fast 8.000-Einwohnern fährt, häufig gegrüßt.

Über Susi und Jürgen Engler haben die Khomenkos auch ihre Vermieter, Alois Wehrle und seine Frau Ingrid, kennengelernt - ihren "zweiten Vater", wie Nataliia ihn nennt.

Alois hilft uns immer.

Die Ukrainer sind dankbar für die Hilfe der Haltinger

Alois Wehrle ist gerade 87 Jahre alt geworden. Er fährt mit Nataliias Schwiegervater etwa zum Arzt, ohne viel Aufhebens: "Ich möchte mich nicht einmischen in diese Familie. Aber wir sind da, wenn wir gebraucht werden." Das gilt gerade auch bei Sprachproblemen. Dafür, dass Khomenkos Sohn Sascha schnell Deutsch lernt, hat Jürgen Engler gesorgt und ihn im vergangenen Sommer an seinen Arbeitsplatz mitgenommen. Er sollte so viel wie möglich Deutsch sprechen - mit Erfolg: Die Aufnahmeprüfung für das Technische Gymnasium hat er bestanden.

Wenn sie zuhause ihre Muttersprache reden, dann verlernen sie Deutsch.

Haltingens Feuerwehrkommandant Jürgen Engler und seine Frau Susi haben für die ukrainische Familie viel getan. (Foto: SWR, Matthias Zeller)
Haltingens Feuerwehrkommandant Jürgen Engler und seine Frau Susi haben der ukrainischen Familie viele Türen geöffnet.

Inzwischen zählt Sascha zu den Klassenbesten im Technischen Gymnasium in Lörrach. Seine Zukunft und die seiner 15-jährigen Schwester Dascha liegt den Eltern am meisten am Herzen: Nataliia und ihr Mann wünschen sich, dass die Kinder hier studieren können und die ganze Familie in Deutschland Arbeit findet. Sie sind für die große Hilfe, die sie von den Haltingern bekommen haben, sehr dankbar.

Wir möchten weiter in Deutschland bleiben.

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