Nachts auf dem Feld - mit großem Scheinwerfer und Wärmebildkamera: Was nach einer spektakulären Fahndungsaktion aussieht, ist eine Safari der besonderen Art. Das Ziel: Feldhasen. Einst gefährdet, stehen sie nun im Mittelpunkt einer sorgfältigen Zählung. Hase für Hase, Feld für Feld. Bis April sind die Hasenzähler der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg auf Mission. Dieses Mal waren die Hasen-Detektive in Bad Krozingen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) unterwegs.
Hasen-Suche mit bloßem Auge
Bei der Hasenzählung sind gute und schnelle Augen gefragt. Denn man sieht zwar die roten Hasenaugen im Scheinwerferlicht, aber manchmal hoppeln sie auch schnell davon - oder sind in Wahrheit ein Fuchs oder ein Reh. Auch Kinder können gut geeignete Hasenzähler sein, da ihre Augen in der Dunkelheit noch zuverlässiger die Hasen entdecken können, sagt der Haupt-Hasenzähler in Baden-Württemberg, Guido Dalüge. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Feldhasen zu zählen und zu schützen.
Scheinwerfer und Wärmebildkamera helfen beim Zählen
Die sogenannte Scheinwerfertaxation ist eine wissenschaftlich anerkannte Methode. Sie dient dazu, den Bestand der Feldhasen zu ermitteln. Dabei werden feste Routen entlang der Felder abgefahren. Mit dabei: ein Scheinwerfer, der 150 Meter weit leuchtet, und eine Wärmebildkamera. Jeder gesichtete Hase - und auch andere Tiere - wird gezählt und notiert. So entsteht eine "Feldhasendichte" pro Hektar. Seit 1997 zählen Forscherinnen und Forscher der Wildforschungsstelle auf diese Weise die Feldhasen. Feld für Feld, Hase für Hase. Und sie sind nicht allein. Viele Ehrenamtliche unterstützen sie dabei.
Feldhase gilt als gefährdet
Der Feldhase ist im vergangenen Jahrhundert immer seltener geworden. Das liegt daran, dass sich die Landnutzung stark verändert hat. Ein schlechtes Zeichen für die Feldflur, die Gesundheit der Ökosysteme. Auch Flächenversiegelung und zunehmender Straßenverkehr haben dazu beigetragen, dass der Feldhase immer weniger Lebensräume hat, so die Wildforschungsstelle Baden-Württemberg. Deswegen gilt der Feldhase auf der bundesweiten Roten Liste der Säugetiere als "gefährdet".
Viele Feldhasen im Markgräflerland heimisch
In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Feldhasen aber gut entwickelt: Im Jahr 2023 wurden die höchsten Werte seit Beginn der Erfassungen verzeichnet, sowohl im Frühjahr mit je rund 19 Feldhasen und im Herbst mit 22 Feldhasen pro Quadratkilometer in Baden-Württemberg. In Südbaden, beispielsweise im Markgräflerland waren es im letzten Jahr 37 Hasen pro 100 Hektar Land. Bei der Zählung an diesem Abend im Revier in Tunsel (Bad Krozingen) waren es sogar 50 Hasen, die durchschnittlich auf 100 Hektar Land zu finden waren. Ein gutes Zeichen für die Feldflur in Südbaden!
Jäger und Landwirte schützen Lebensräume des Feldhasen
In Südbaden hoppeln sie wieder vermehrt herum - die Feldhasen. Das liegt an der guten Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Jägern, die sich für den Schutz des Lebensraums dieser Tiere einsetzen. Ein Beispiel dafür ist Paul Schmid, ein Jäger aus Bad Krozingen. Er und seine Kollegen haben eine klare Mission: die natürlichen Feinde der Feldhasen - Füchse, Marder und Waschbären - in Schach zu halten. Sie fangen und erlegen diese Raubtiere, um den Bestand der Feldhasen zu sichern. Außerdem brauchen Feldhasen Schutz vor Bedrohungen aus der Luft. Hier kommen ungenutzte Äcker und Brachen ins Spiel, die mit vielen Sträuchern eine gute Deckung bieten.
Überraschungen auf einer Hasen-Safari immer möglich
Bei so einer Hasen-Safari im Dunklen kann es auch ganz schön wild zugehen. Mehr als 30 Hasen pro Feld sind keine Seltenheit. Genauso wie kleine Hasenbabies, die sich so gut tarnen, dass sie ohne Wärmebildkamera nicht zu entdecken wären. Und die Feldhasenjungen zeigen: Der Feldhase fühlt sich im Markgräflerland wieder heimisch!