Trauben frisch gelesen

Neu, süß und schnell

Badischer Federweißer: Die Lese hat begonnen

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AUTOR/IN
Stefan Schlegel

Kalendarisch ist zwar noch nicht Herbst, aber meteorologisch. Und tatsächlich: die ersten Blätter fallen, im Supermarktregal liegt Spekulatius und die Winzer ernten erste Trauben.

Der Badische Federweißer wird wieder ausgeschenkt. Die ersten Winzerinnen und Winzer in Südbaden haben mit der Weinlese gestartet. Eingefahren werden frühreife Sorten wie Solaris und Müller-Thurgau, zum Beispiel beim Weingut Löffler in Staufen.

Vollernter bei der Lese

Geschwindigkeit geht vor Romantik

Alle Weinbergromantiker müssen jetzt ganz stark sein. Denn wenn Bernd Löffler den Müller-Thurgau erntet für den Neuen Süßen, dann sitzt er ganz allein auf seinem haushohen Landmaschinen-Monster, genannt der Vollernter, und fährt durch die Reihen. "Früher haben viele Hausfrauen die Trauben gelesen, später waren es Polen und Rumänen, aber da ist auch kein Nachschub mehr da," erzählt Bernd Löffler. "Die Maschinen machen eine Top-Lesequalität, aber die Romantik geht da natürlich verloren."

Der Vollernter braucht gerade mal eine halbe Stunde, dann hat er vier Tonnen Trauben in die Bottiche auf dem Anhänger verfrachtet. Dabei ist er sogar extra langsam gefahren, denn es gibt Hagelschäden in den Reben. Wenn er nicht zu stark rüttelt und nicht zu schnell fährt, dann fallen nur die gesunden Trauben ab und die vertrockneten bleiben hängen. Für die gleiche Menge hätten zehn Menschen fast den ganzen Tag gebraucht. Der große Vorteil dabei: Die Trauben werden an heißen Sommertagen schon morgens früh gepresst. "Das Traubengut soll ja möglichst kühl sein," sagt der Kellermeister Wolfgang Löffler, denn dann vermehren sich keine Bakterien, und es muss nicht extra gekühlt werden. Auspressen, filtern, ein bisschen Hefe dran und möglichst schnell abfüllen in Flaschen, bevor sich beim Gären Schaum bildet. Beim Neuen Süßen kommt es offensichtlich vor allem darauf an, schnell zu sein.

Wettrennen im Supermarktregal

Ungefähr 15.000 Flaschen Federweißer produziert das Weingut Löffler in diesem Jahr. Die werden ab Hof verkauft, in die Gastronomie und an Supermärkte. Und das ist einer Gründe, weshalb die Löfflers versuchen, möglichst früh dran zu sein mit dem neuen Wein. Durch den Klimawandel hat sich die erste Lese in den letzten Jahrzehnten immer weiter nach vorne geschoben, trotzdem sind die italienischen Winzer immer etwas früher dran, aber das Rennen nehmen die Löfflers an.

"Wir haben die frühen Sorten mit Müller-Thurgau und Solaris und dann schauen wir natürlich auch, dass nicht die Italiener den Regalplatz bekommen."

Ein Do-it-Yourself-Wein

Wenn der Federweißer erstmal in der Flasche ist, dann kann man sich Zeit lassen. Dann wird der Federweißer zu so einer Art Do-it-Yourself-Produkt. "Wir empfehlen immer, erstmal einen Schluck zu probieren. Ist er zu süß, dann einfach in der Wärme stehen lassen und dann kann ihn jeder so kretzen, wie er ihn gern hätte." Man muss also nicht all zu viel dazu beitragen, eigentlich nur warten, bis genügend Zucker in Alkohol umgewandelt wurde. Was dabei heraus kommt, hilft jedenfalls vielen Menschen, sich den Abschied vom Sommer zu versüßen, vorzugsweise in Begleitung eines Stückchens Zwiebelkuchen, auch wenn der bei manchen als ähnlich schwer bekömmlich gilt.

"Zwiebelkuchen und Neuer Süßer. Das ist die perfekte Kombi, um den Herbst einzuleiten."

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