Kunstmuseum Basel (Foto: SWR, Matthias Zeller)

Provenienzforschung wird gefördert

Museen in Basel geben NS-Raubkunst und Schädel aus Kolonialzeit zurück

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Matthias Zeller

Basel lässt Museums-Exponate nach ihrer Herkunft untersuchen. NS-Raubkunst und Schädel australischer Ureinwohner sollen wieder an die rechtmäßigen Besitzer gehen.

Das Kunstmuseum Basel ist bei seinen Provenienzforschungen auf NS-Raubkunst gestoßen. Konkret geht es um eine Apokalypse-Darstellung, ein seltener Druck aus dem Spätmittelalter. Das Kunstwerk war in der NS-Zeit der jüdischen Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung geraubt und anschließend verkauft worden. Es soll nun wieder an die rechtmäßige Eigentümerin zurückgegeben werden. Auch der Basler Regierungspräsident Beat Jans unterstützt das Vorhaben.

"Wir sind selbst darauf gekommen, dass dieses Objekt problematisch ist und eigentlich nicht uns gehört.“

Geraubtes Bild jetzt Dauerleihgabe

Der spätmittelalterliche Apokalypse-Druck bleibt dem Basler Kunstmuseum dennoch erhalten - und zwar als Dauerleihgabe. Darauf haben sich Museumsleitung und Stiftung, aus der das Heidelberger Völkerkundemuseum hervorgegangen ist, verständigt.

Basler Provenienzforschung als Vorbild für Baden-Württemberg?

Die Direktorin des Heidelberger Völkerkundemuseums, Margareta Pavaloi, ist froh über den Kompromiss. Daran könne sich auch das Land Baden-Württemberg ein Beispiel nehmen, sagt sie. Pavaloi hat eng mit der Leiterin für Provenienzforschung im Kunstmuseum Basel, Tessa Rosebruck, kooperiert. Die Kunsthistorikerin hat zuvor bei der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe gearbeitet..

"Es ist eine gute Lösung, weil dem Unrecht damit Rechnung getragen wird."

Margareta Pavaloi vom Völkerkundemuseum in Heidelberg spricht von einer "guten Lösung". (Foto: SWR, Matthias Zeller)
Margareta Pavaloi vom Völkerkundemuseum in Heidelberg unterstützt bei Provenienzforschung

Rückgabe von Exponaten aus der Kolonialzeit

Neben dem Apokalypse-Druck geht es auch um zwölf Schädel und eine Haarprobe von Aborigines, den Ureinwohnern Australiens. Die Exponate befinden sich noch im Naturhistorischen Museum in Basel, sollen aber auf Gesuch der australischen Regierung bald überführt werden.

Kanton fördert die Suche nach der Herkunft

Der Kanton Basel-Stadt will in den nächsten vier Jahren jeweils eine Viertelmillion Franken ausgeben, um die Herkunft von Sammlungsstücken seiner Museen zu erforschen. Das wird viel Zeit brauchen. Denn allein das Naturhistorische Museum Basel verfügt über rund zwölf Millionen Exponate.

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