Der Hindhu-Tempel in Stuttgart-Bad Cannstatt ist traditionell bunt und üppig geschmückt. Das steht unter anderem für Lebensfreude. (Foto: SWR)

Weihnachtliche Bräuche

Weihnachten in Stuttgart: Wie feiern andere Religionen?

Stand

Zusammensein, beten, singen, essen - und natürlich die Geschenke. Christen haben feste Rituale, um Weihnachten zu feiern. Wie aber verbringen Menschen aus anderen Religionen das Fest?

Für die meisten Christen gehört es einfach dazu: Sie schmücken ihr Zuhause und den Weihnachtsbaum festlich, sie gehen in die Kirche, sie singen gemeinsam. Viele Familien haben ein traditionelles Essen an Heiligabend. Diese Traditionen haben viele Muslime in der Region Stuttgart von klein auf erlebt und schätzen gelernt.

Auch bei Muslimen gibt es Geschenke

Muslime stellen nach den Christen die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in Stuttgart. Filiz und Volkan zum Beispiel schenken ihrer 4-jährigen Tochter eine Puppe zu Weihnachten. Volkan hat dank der christlichen Nachbarn schöne Erinnerungen an die Weihnachtszeit. "Wir durften unsere Stiefel vor Nikolaus rausstellen, unsere Nachbarn haben dann was reingelegt", erzählt er. "Da war ich happy als Kind." Einige Muslime haben sogar einen geschmückten Weihnachtsbaum, ein Festessen oder Geschenke für die Kinder. Denn die erleben im Kindergarten oder in der Schule, dass die christlichen Kinder beschenkt werden und wollen das auch. Viele Muslime nutzen die Feiertage einfach, um zur Ruhe zu kommen und Zeit mit der Familie zu verbringen.

Buddhismus: Schenken mit der richtigen Geisteshaltung

Im Buddhismus hat Weihnachten keine Bedeutung. Die buddhistische Nonne Gen Kelsang Lobma aus Stuttgart feiert das Fest aber trotzdem gerne. Sie war früher Protestantin. "Ich liebe diese Momente in der Kirche, wenn so viele Menschen zusammen kommen", sagt sie. Außerdem sei ihre Verehrung für Jesus Christuis noch größer geworden, seit sie sich mit dem Buddhismus beschäftige.

Die buddhistische Nonne Gen Kelsang Lobma aus Stuttgart in einem Tempel. (Foto: SWR)
Die buddhistische Nonne Gen Kelsang Lobma aus Stuttgart feiert gerne mit ihrer christlichen Familie das Weihnachtsfest.

Gen Kelsang Lobma findet auch Schenken nach wie vor schön, sich Gedanken machen, was dem anderen gefallen könnte. Nicht gut sei aber, wenn sich da etwas einschleiche, zum Beispiel etwas zurückzuwollen oder etwas Bestimmtes geschenkt bekommen zu wollen.

"Das ist immer abhängig vom Geisteszustand, mit dem wir schenken und mit dem wir überhaupt Weihnachten feiern."

Hinduismus: gemeinsam feiern mit Christen

Der Stuttgarter Hindu Yoga Putra mag Weihnachten. In seiner Heimat Sri Lanka leben und feiern Hindus und Christen gemeinsam, es wird gemeinsam gekocht und gegessen. Auch in Stuttgart wird er mit Christen aus Sri Lanka Heiligabend verbringen.

Der Hindu Yoga Putra feiert gerne Weihnachten mit christlichen Freunden. Im Hintergrund ist der bunt geschmückte Hindutempel in Stuttgart-Bad Cannstatt zu sehen.  (Foto: SWR)
Der Hindu Yoga Putra feiert gerne Weihnachten mit christlichen Freunden.

Yoga Putra ist vor fast vierzig Jahren aus seiner Heimat geflüchtet, wegen des Bürgerkrieges dort. Er hat in Stuttgart seine zweite Heimat gefunden und kann im Hindu-Tempel in Bad Cannstatt seine Religion leben.

Juden: Freude über Chanukka-Feier mitten in Stuttgart

Auf dem Schlossplatz in Stuttgart feiern die Juden von 18. bis 26 Dezember Chanukka, das Lichterfest. Michael Kashi von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg erklärt, worum es dabei geht:

"Kerzen anzünden, sich freuen über das Licht, über die Freiheit, Lieder singen, spielen."

Michael Kashi von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg steht neben dem riesigen Leuchter Chanukkia auf dem Schlossplatz in Stuttgart. (Foto: SWR)
Michael Kashi von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg freut sich, dass die Juden ihr Lichterfest Chanukka ganz öffentlich und mitten in Stuttgart feiern können.

Dass die Chanukkia, der neunarmige Leuchter, riesengroß und mitten in Stuttgart auf dem Schlossplatz steht, gleich neben dem Weihnachtsmarkt, das empfindet Kashi als Ehrung. "Früher war das sehr gefährlich, so etwas zu machen, wir wurden deswegen verfolgt. Heute machen wir das sogar mit den Ministerpräsidenten zusammen", so Kashi.

Stand
AUTOR/IN
SWR