Prozess wegen versuchter Kindesentführung in Böblingen beginnt. (Foto: SWR)

Bauarbeiter hatten Zehnjährigen gerettet

Nach versuchter Kindesentführung in Böblingen: Prozess hat begonnen

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Christoph Ulmer
SWR Redakteur Christoph Ulmer (Foto: SWR)

Im Herbst wird in Böblingen ein Junge in einen Kleinbus gezerrt. Bauarbeiter schreiten mutig ein, retten das Kind und halten den mutmaßlichen Täter fest. Er steht jetzt vor Gericht.

In Stuttgart hat am Mittwoch der Prozess gegen einen 52-jährigen Mann begonnen, der im vergangenen Oktober in Böblingen einen damals zehnjährigen Jungen in sein Auto gezerrt haben soll. Der Mann ist seit dem Vorfall in einem psychiatrischen Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft ihm Freiheitsberaubung und die versuchte Entziehung Minderjähriger vor. Allerdings geht sie davon aus, dass er wegen einer psychischen Krankheit nicht schuldfähig sei.

Beschuldigter bestreitet die Vorwürfe

In seiner Aussage vor Gericht am Mittwoch bestritt der Beschuldigte die Vorwürfe. Der Junge habe sich vielmehr freiwillig in den Bus gesetzt, er hätte auch jederzeit wieder aussteigen können, sagte er. Er habe lediglich klären wollen, ob der Freund des Jungen ihn gefilmt habe und einen Nachnamen erfahren wollen. Gewalt habe er nie angewendet. Vielmehr habe er sich schon länger bedroht und verfolgt gefühlt, so der Beschuldigte vor Gericht.

Schuldfähig oder psychisch krank?

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart geht davon aus, dass der Mann zum Tatzeitpunkt schuldunfähig war. Er sei psychisch erkrankt, heißt es. Sollte das Gericht zu dem Schluss kommen, dass der Mann die Tat begangen hat, kann es die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus anordnen. Voraussetzung dafür sei, so Staatsanwalt Aniello Ambrosio, dass der Beschuldigte eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen könnte. Dann könne die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus auch unbefristet angeordnet werden.

Sollte sich im Verlauf der Verhandlung herausstellen, dass der Beschuldigte doch schuldfähig ist, kann das Gericht den Prozess umwandeln, vom aktuellen Sicherungsverfahren in einen normalen Strafprozess. Dann könnte es auch eine Freiheitsstrafe verhängen, so Staatsanwalt Ambrosio. Für den Prozess sind acht Verhandlungstage angesetzt.

Bauarbeiter hatten Entführung in Böblingen in letzter Sekunde verhindert

Nach Zeugenaussagen wurde der Junge in dieses Auto gezerrt (Foto: dem SWR von den Bauarbeitern zur Verwendung überlassen)
Nach Zeugenaussagen wurde der Junge in diesen Van mit abgeklebten Scheiben gezerrt.

Die Kindesentführung in Böblingen hatte überregional für Schlagzeilen gesorgt. Weil der Junge laut um Hilfe geschrien hatte, als ein Mann ihn in einen Van mit abgeklebten Scheiben gezerrt hatte, waren Bauarbeiter einer nahe gelegenen Baustelle aufmerksam geworden. Sie verhinderten die Entführung in letzter Sekunde. Dafür sind sie mit einem Zivilcourage-Preis geehrt worden.

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