Hilfe für junge Menschen in schweren Lebenslagen

Kürzungen bei Jobcenter Stuttgart: Träger steigen bei Projekt "Respekt" aus

Stand
Autor/in
Maxim Flößer
Maxim Flößer arbeitet im SWR Studio Stuttgart.

Die Caritas und die Evangelische Gesellschaft führen das Hilfsprojekt "Respekt" nicht weiter. Grund dafür sei eine unzureichende Finanzierung durch Kürzungen beim Jobcenter.

Zu geringe Projektmittel, unzureichende Bedingungen für die Teilnehmenden und weniger Raum für pädagogische Betreuung: Der Caritasverband Stuttgart e.V. und die Evangelische Gesellschaft (eva) werden sich nicht erneut um die Ausschreibung für das Projekt "Respekt" bewerben. Das teilten die beiden Träger am Donnerstag mit.

Projekt "Respekt": Hilfe für Jugendliche, die durch das System fallen

Clara Streicher ist Teamleiterin bei "Respekt". Die Botschaft, dass ihre Einrichtung geschlossen wird, mache sie wütend. "Wir fangen bereits jetzt an alles aufzulösen und unsere Teilnehmenden weiterzuvermitteln", erzählt sie im Gespräch mit dem SWR. Nach eigenen Angaben richtet sich "Respekt" an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren, die durch das Hilfssystem gefallen sind und bei "Respekt" wieder eine Perspektive finden.

Das brauche Zeit und Vertrauen, erklärt Clara Streicher. Denn viele der Teilnehmenden hätten multiple Probleme: Prekäre Wohnverhältnisse, keine Familie, kein Geld, keinen oder keinen guten Schulabschluss oder auch psychische Erkrankungen. Bei "Respekt" helfen Streicher und ihre acht Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen den Jugendlichen, beispielsweise bei Amtsgängen, Konflikten oder beim Aufsuchen sozialer Dienste. Laut Caritas sollten dadurch die Jugendlichen ihren Weg zurück in die Gesellschaft finden.

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Keine erneute Bewerbung durch Caritas und eva

Betrieben wurde das Projekt seit 2020 durch die Caritas und die eva in Stuttgart. Die Träger haben sich in der Vergangenheit gemeinsam auf die Ausschreibungen des Jobcenters beworben. In einem gemeinsamen Schreiben teilten die beiden Träger mit, dass man entsetzt sei von der aktuellen Ausschreibung für das Projekt.

Im neuen Projektrahmen habe der Gemeinderat die Mittel für "Respekt" um 50 Prozent gekürzt, zudem wurden die Bedingungen verschärft, sodass eine zielgruppengerechte Arbeit mit den Jugendlichen nicht mehr möglich sei.

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Zukünftig soll beispielsweise die Teilnahmedauer auf neun Monate begrenzt werden. In der Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus prekären Lebenslagen sei dies viel zu wenig Zeit. "Viele der Jugendlichen haben schlechte Erfahrungen mit Ämtern gemacht", sagt Clara Streicher. Da brauche es erst Mal Zeit, um Vertrauen zu schaffen, erklärt die Noch-Teamleiterin des Projekts.

In ihrem Schreiben betonen Caritas und eva, dass durch den neuen Projektrahmen viele junge Menschen, die bereits jetzt durch das Hilfssystem nicht erreicht werden, eine wichtige Unterstützung verlieren könnten.

Kürzungen auf Bundesebene trifft Stuttgarter Jobcenter

Neben der aktuellen finanziellen Situation der Stadt Stuttgart hängen die Einsparungen auch mit dem vorgesehenen Bundeshaushalt für 2025 zusammen. Dieser sieht bundesweit Einsparungen für die Leistungen der Jobcenter vor. Dies betrifft neben der Unterstützung für schwer zu erreichende junge Menschen auch die Förderung von Erwerbslosen zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Beides ist gesetzlich in Paragraf 16 im zweiten Sozialgesetzbuch unter verschiedenen Punkten verankert.

Laut der Stadt Stuttgart hat das Jobcenter für 2025 ein Gesamtbudget von 71,2 Millionen Euro, von denen aufgrund der Deckung anderer, laufender Kosten nur 5,4 Millionen Euro frei zur Verfügung stehen, um Leistungen zur Eingliederung in Arbeit zu finanzieren. Rund 13 Millionen Euro sind bereits für die Fortführung bestehender Maßnahmen verbucht.

Clara Streicher zufolge, die auch für die SPD im Stuttgarter Gemeinderat sitzt, sei es durch diese Gesamtlage letztlich dazu gekommen, dass das Projekt nicht wie zuvor finanziert werden konnte.

Stadt Stuttgart: Projekt "Respekt" läuft weiter

In einem Schreiben vom Dienstag betont die Stadt, dass das Projekt "Respekt" auch nach dem Ausstieg der Bietergemeinschaft Caritas und eva weiterlaufen werde. Trotz der geringeren Mittel für das Jobcenter habe sich der Gesundheitsauschuss dafür ausgesprochen, Maßnahmen für Jugendliche und junge Erwachsene weiterhin zu fördern.

So sollen laut einem Stadtsprecher rund ein Viertel aller Leistungen des Jobcenters zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt für Jugendliche und junge Erwachsene eingesetzt werden. Dazu zähle auch eine Neuausschreibung für das Projekt "Respekt".

Mehrere neue Bewerber für "Respekt" laut Stadt

Die neuen Projektbedingungen seien aufgrund der allgemeinen Kürzungen notwendig gewesen. Nach eigenen Angaben bedauert die Stadt, dass Caritas und eva sich nicht wieder auf das Projekt bewerben. Die Stadt habe bereits zahlreiche Bewerbungen auf die Ausschreibung erhalten. Darum sei man zuversichtlich, dass man ein passendes Angebot für schwer erreichbare Jugendliche anbieten könne.

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