Nachdem sich in den vergangenen Tagen an mehreren Orten in der Region Stuttgart antisemitische Vorfälle gehäuft haben, hat sich der Sicherheitsbeauftragte der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, Michael Kashi, zur aktuellen Situation mit der Polizei besprochen. In Berlin und Frankfurt gab es Übergriffe, in Stuttgart bisher nicht. Doch die Sicherheitslage habe sich verschärft. Man müsse jetzt noch mehr aufpassen.
Sicherheitslage in der Region schon seit Jahren angespannt
Vorsichtig geworden sei man in der Gemeinde auch schon vor dem Angriff auf Israel, so Kashi. "Bei uns trauen sich schon seit Jahren viele Gemeindemitglieder nicht mehr mit Kippa auf die Straße. Sehr viele Eltern verlangen von ihren Kindern, in der Schule lieber nicht zu erzählen, dass sie Juden sind", sagte Kashi dem SWR. Jetzt habe sich die Situation weiter zugespitzt.
Antisemitische Vorfälle in der Region häufen sich
In Fellbach (Rems-Murr-Kreis) wurde letztes Wochenende eine vier mal einen Meter große Israel-Flagge abgerissen, die bei der Schwabenlandhalle gehisst war. Laut Polizei wurde die Flagge angezündet und mit den Brandschäden bei einer U-Bahn-Haltestelle wieder an einen Laternenmast gehängt. Im oberen Schlossgarten in Stuttgart wurde letzte Woche ebenfalls eine israelische Flagge angezündet und beschädigt.
Außerdem haben Unbekannte in der Stadtmitte israelfeindliche Parolen an eine Hauswand geschmiert. In Waiblingen-Hegnach wurde eine israelische Flagge am Sonntagmorgen von einem Fahnenmast gestohlen, am Donnerstagabend (19.) wurde eine an einem Fahnenmast angebrachte Israel-Flagge direkt in Waiblingen entwendet. Der Täter ist dabei beobachtet und daraufhin verfolgt worden. Trotzdem gelang dem unbekannten Mann die Flucht. Damit wurde schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche in Waiblingen eine Israel-Flagge vom Mast geholt. In allen Fällen ermittelt jetzt der Staatsschutz.
In der Nacht zum 17. Oktober (Dienstag) haben Unbekannte in Stuttgart-Feuerbach eine israelische Flagge heruntergerissen und beschädigt. Die fünf mal ein Meter große Flagge wurde laut Polizei von einem Fahnenmast gerissen und in ein wenige Meter entferntes Gebüsch geworfen.
In neuer Woche weiterer Fall in Stuttgart
Und auch in dieser Woche gibt es einen neuen Fall. Zwischen Samstag (21. Oktober) und Montag (23. Oktober) wurde laut Polizei an der Heilbronner Straße/Ecke Türlenstraße eine Israel-Flagge gestohlen.
Mehrere antisemitische Straftaten gemeldet LKA richtet Koordinierungsstelle für antisemitische Vorfälle ein
An Gebäuden in mehreren Städten in BW wurden in der vergangenen Woche Israel-Flaggen entwendet und beschädigt. Für solche Vorfälle gibt es nun eine zentrale Koordinierungsstelle bei der Polizei.
Antisemitische Vorfälle in ganz Baden-Württemberg
Antisemitische Vorfälle gibt es nicht nur in der Region Stuttgart: Am Wochenende entfernten Unbekannte eine Fahne von einem Fahnenmast am Rathaus in Rheinfelden (Kreis Lörrach), wie die Polizei am Montag mitteilte. In der Nähe wurden demnach verbrannte Reste der Flagge gefunden. In Bad Säckingen (Landkreis Waldshut) wurde ebenfalls am Wochenende eine Israel-Fahne, die eine evangelische Kirchengemeinde gehisst hatte, mit Eiern beworfen. Ein Zeuge soll laut Polizei am Samstag einen vermummten Menschen gesehen haben, der floh, als er bemerkt wurde. Am Sonntag wurden die Verschmutzungen gemeldet. Bereits in der vergangenen Woche wurde eine israelische Fahne abgerissen, wie die Polizei meldete.