Die Giftgasanschläge an Mädchenschulen im Iran lösen auch in Stuttgart große Betroffenheit und Solidarität aus. Seit November letzten Jahres erreichen Sarah Hilferufe von verzweifelten Eltern. Der Name der Ärztin wurde geändert - zu ihrem Schutz. Die Opfer der teilweise lebensbedrohlichen Giftgasanschläge sind junge Mädchen. "Wenn ich die Bilder sehe, kommt ein Gefühl von Frust und Trauer auf", erzählt Sarah.
Preis für ihr Engagement: Keine Heimatbesuche mehr
Sarah, geboren im Iran und als Kind gemeinsam mit ihren Eltern nach Deutschland geflohen, arbeitet nun als Ärztin im Raum Stuttgart. Ein Teil ihrer Familie lebt noch in dem Land, dem sie sich so nah fühlt. Ihre Familie wird sie aber nicht mehr besuchen können. Grund dafür ist ihr Engagement. Seit November bekommt sie immer wieder Nachrichten von Betroffenen, beispielsweise mit Bildern von Hauterscheinungen durch die Giftgasangriffe.
Laut offiziellen Zahlen des iranischen Gesundheitsamtes sind 13.000 Mädchen Opfer dieser Giftgasattacken geworden. Wer hinter den Attacken steckt ist unklar. "Die Lage ist total chaotisch. Die Notaufnahmen waren teilweise komplett überfüllt mit Mädchen, die reihenweise eingeliefert wurden", sagt Sarah. "Teilweise war das so, dass Ärzte unter Druck gesetzt werden, dass sie diese Mädchen nicht behandeln dürfen."
Mit 100 anderen Ärzten, Pflegern, Apothekern und Therapeuten engagiert sich Sarah bei ParsiMed. Mittwochs tragen sie schwarze Armbinden in den Arztpraxen mit der Aufschrift "Frau. Leben. Freiheit." – dem Motto der Proteste im Iran. Sie schmuggeln medizinische Hilfsmittel und finanzielle Unterstützung in den Iran. Unter anderem versuchen sie über das Internet, in akuten Fällen von Deutschland aus zu helfen. Doch selbst hierzulande wird Unterstützerinnen gedroht.
Wut der Betroffenen im Iran wächst
Im Iran meiden aus Angst viele Mädchen die Schule. Die Wut der Betroffenen wächst. Eltern protestieren lautstark. Doch noch ist das Regime mächtig, dämmt Proteste gewaltsam ein und erschwert medizinische Arbeit vor Ort. Sarah kämpft weiter, um die Situation der Betroffenen vor Ort zu verbessern - jedoch undercover und auf eigene Gefahr.