Die grüne Fassade der neuen Calwer Passage in Stuttgart.  (Foto: SWR)

Kühle Luft durch ganz viel Grün

Lösung gegen Hitze in Stuttgart? - Bäume auf dem Dach und an der Fassade

Stand

Grüne Fassaden und Bäume auf den Dächern sollen die Stadtluft besser machen. Ein bundesweites Vorzeigeprojekt ist die Calwer Passage. Lösen solche Fassaden unser Klima-Problem?

Sie hüllen das Gebäude der neuen Calwer Passage quasi ein: Über 2.000 Kübel mit verschiedenen Pflanzen auf 1.700 Metern Fassade. Das sind beeindruckende Zahlen. Dazu noch Bäume und ein Garten auf dem Dach, alles bewässert mit einer intelligenten Wassersteuerung.

41 verschiedene Pflanzen in 2.000 Trögen

Und mit dem vielen Grün könnte man allein das Baugrundstück zweimal komplett bepflanzen. Das sieht nicht nur hübsch grün aus, sondern das Ganze ist tatsächlich ein wichtiger Baustein in Sachen Stadtklima. Davon ist Architekt Christoph Ingenhoven überzeugt. Der Architekt, der auch den neuen Stuttgarter Tiefbahnhof entworfen hat, hat in Düsseldorf schon vorher ein Gebäudekomplex mit Grün bepflanzt. Den grünen Kö-Bogen.

Landschaftsgärtner Martin Belz und Frank Beling vom Bauherr, der Ferdinand Piëch Holding, auf dem Dach des Gebäudes in der Stadtmitte von Stuttgart.  (Foto: SWR)
Landschaftsgärtner Martin Belz und Frank Beling vom Bauherr, der Ferdinand Piëch Holding, auf dem Dach des Gebäudes in der Stadtmitte von Stuttgart.

Die grüne Fassade hat er gemeinsam mit dem Bauherr, der Ferdinand Piech Holding, gebaut. Das Gebäude bringe was in Sachen Stadtklima und für die Menschen, die später hier in den zahlreichen Büros sitzen, sagt Martin Belz, der verantwortliche Landschaftsgärtner am Bau:

"So eine Steinfassade heizt sich im Sommer auf 60 bis 80 Grad auf. Eine begrünte Passage kann sich maximal auf 35 Grad sein. Es wird kühler werden. So ähnlich, wie wenn man im Baumschatten steht."

Gemeinsam mit Frank Beling von der Ferdinand Piech Holding steht der Landschaftsgärtner im Schatten unter Bäumen. Und das auf dem Dach des neuen Geschäftsgebäudes. Beide schauen sich an, ob die 100 Bäume auf dem Dach auch schon gut festgewachsen sind. Alle Baumstämme sind weiß angemalt, damit wird der Stamm gegen die Hitze geschützt. Kein Sonnenbrand am Stamm zu sehen. Der Gärtner ist zufrieden: "Ja, wir sehen, dass die Blätter gut ausgetrieben haben. Voller Laubtrieb ist da. Die Standfestigkeit ist auch gegeben. Und das ist für mich das gute Zeichen, dass die Pflanzen alle angewachsen sind. Irgendwann ist das Wurzelwerk so groß wie die Krone und dann haben wir erreicht, was wir erreichen wollen."

Eine grüne Klimaanlage an der Wand und auf dem Haus

Und die Pflanzen haben nicht nur einen kühlenden, sondern auch einen reinigenden Effekt. Die 41 Sorten nehmen starken Regen auf und binden natürlich CO2. Die Luft soll also besser werden. Immergrün, Winterjasmin, Strauch-Efeu, Clematis schaffen, damit die Klimaanlagen im Haus weniger zu tun haben. Alles bewässert mit einer intelligenten Wassersteuerung.

Eine grüne Zukunft in der Stadt

In den Städten ist zu viel Fläche versiegelt, dadurch staut sich die Hitze. Wasser kann nicht mehr verdunsten und kühlen, außerdem wächst die Gefahr von Überflutungen bei Starkregen. Die grüne Passage in Stuttgart ist ein Anfang. Doch mit einem Gebäude allein sei es nicht getan, meint Gärtner Belz. Um den Klimawandel zu verlangsamen und die Städte lebenswerter zu machen, müssten mehr solcher Projekte entstehen.

Grüne Stadt (Foto: SWR, David Kölsch)
Dichtes Grün vor der Fassade spendet Schatten und Verdunstungskühle

Noch wird an der Calwer Passage geschraubt und noch sind die Büros nicht bezogen. Aber Frank Beling ist schon mal zufrieden. Die höheren Kosten für die doppelte Fassade hätten sich gelohnt. Es wäre günstiger gegangen, aber es sei ein Pionierprojekt gewesen. Und er fügt hinzu: "Ich glaub die Mieter und die Bürgerinnen und Bürger wird das schon begeistern, wenn es fertig ist."

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Doc Fischer SWR Fernsehen

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