Wasser sparen (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Neue Hitzewelle in Baden-Württemberg

Wie sich der Wasserverbrauch an heißen Tagen in Stuttgart verändert

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Olga Henich
Olga Henich (Foto: privat)

Die Menschen in Stuttgart ächzen unter der Hitze. Wegen der Ferien sank der Wasserverbrauch, ist aber jetzt wieder gestiegen. Ein Experte verrät, wie es um das Trinkwasser steht.

Der Betriebsleiter der Netze BW Wasser, Marcus Schaufuß, verrät, wie es um das Trinkwasser in Stuttgart steht und worauf die Bürgerinnen und Bürger achten sollten.

Wie stark macht sich eine Hitzeperiode im Wasserverbrauch bemerkbar?

In Stuttgart steigt die Wasserabnahme an heißen Tagen nach Angaben des alleinigen Trinkwasserversorgers der Landeshauptstadt Netze BW Wasser GmbH deutlich sichtbar. Besonders vor den Sommerferien würden Menschen das meiste Wasser verbrauchen. Mit der Reisewelle in den Ferien sinke der Wert wieder ab. Durchschnittlich haben die Stuttgarter in den letzten acht Jahren 117.684 Kubikmeter Trinkwasser am Tag verbraucht. Der Tagesrekord lag bei über 180.000 Kubikmetern im Sommer 2015.  

Wasserverbrauch in der Landeshauptstadt 2022

Der SWR veröffentlicht hier ab dem 13.7.2022 täglich die Werte des Trinkwasserverbrauches des Vortages in Stuttgart. Die Zahlen werden von Netze BW Wasser GmbH zur Verfügung gestellt, die Temperaturen stammen von Wetter.com.

Wasserverbrauch 2022 ab dem 13.7.2022
DatumHöchsttemperaturWasserverbrauch
13.07.202231,9 Grad140.769 m³
14.07.202232,6 Grad142.975 m³
15.07.202224,9 Grad140.672 m³
16.07.202225,2 Grad130.689 m³
17.07.202228,4 Grad131.735 m³
18.07.202232,6 Grad147.996 m³
19.07.202234,9 Grad152.223 m³
20.07.202234,5 Grad144.350 m³
21.07.202227,8 Grad123.897 m³
22.07.202231,3 Grad136.438 m³
23.07.202228,8 Grad128.322 m³
24.07.202231,4 Grad132.051 m³
25.07.202233,9 Grad146.402 m³
26.07.202226,2 Grad138.190 m³
27.07.202224,4 Grad139.393 m³
28.07.202229,1 Grad141.269 m³
29.07.202225,6 Grad127.316 m³
30.07.202227,7 Grad117.621 m³
31.07.202230,1 Grad118.733 m³
01.08.202227,7 Grad128.489 m³
02.08.202229,2 Grad128.967 m³
03.08.202233,5 Grad138.488 m³
04.08.202236.3 Grad143.292 m³
05.08.202231,8 Grad130.575 m³

Worauf ist der höhere Verbrauch zurückzuführen?

Die Mengen an Wasser, die Haushalte für das Duschen, Trinken oder Putzen verbrauchen, sind laut Marcus Schaufuß nicht für die Spitzenwerte verantwortlich. Eine viel größere Belastung stelle in den Sommermonaten vor allem die Bewässerung von Gärten und Grünflächen dar, so der Experte.

Wird das Trinkwasser in Stuttgart im Sommer knapp?

In Stuttgart ist der Vorrat an Trinkwasser laut Marcus Schaufuß stabil. In ländlicheren Gegenden wie auf den Fildern im Kreis Esslingen könne es bei Dürren wie im Jahr 2018 zu Engpässen kommen. Wenn Landwirte ihre Felder mit Trinkwasser bewässern, werde die Versorgung von Endkunden kritisch, berichtete die Stuttgarter Zeitung vor vier Jahren. Massive Einschränkungen im eigenen Haushalt sind nach Angaben des Wasserversorgers in Stuttgart nicht nötig.

Wie und wo kann ich als Verbraucher Trinkwasser sparen?

Hochwertiges Trinkwasser sollte als knappe Ressource grundsätzlich wertschätzend genutzt werden, erklärt Marcus Schaufuß. Der Pro-Kopf-Verbrauch für Trinkwasser liege in Deutschland im Vergleich zu anderen Industriestaaten allerdings niedrig. Viele Sparmaßnahmen sind in deutschen Haushalten in der Regel bereits etabliert. Moderne Toilettenspülungen, Wasch- und Spülmaschinen mit langen Waschprogrammen und geringem Wasserbedarf halten den Verbrauch gering. Was viele nicht glauben: "Der Abwasch mit der Hand verbraucht mittlerweile mehr Wasser und Energie als die Spülmaschine", sagt Marcus Schaufuß. Sinnvoller sei es nach Aussage des Experten, die Bewässerung im Garten zu drosseln. "Statt pauschal Rasenflächen zu berieseln, könnte man sich informieren, welche Kulturen dringend Wasser benötigen und den Rasen im Sommer ruhig auch gelber werden lassen."   

Die Spülmaschine, die wassersparende Variante im Vergleich zum händischen Abwaschen, sagt der Wasserexperte. (Foto: dpa Bildfunk, picture-alliance/ dpa | Bernd Thissen)
Die Spülmaschine sei die wassersparende Variante im Vergleich zum händischen Abwaschen, sagt der Wasserexperte.

Wird das Warmwasser in Hinblick auf steigende Heizkosten teurer?

Wasserversorger brauchen elektrische Energie, um das System zu betreiben und das Wasser ins Netz zur transportieren. Das Trinkwasser für Stuttgart bedarf einer Aufbereitung durch die Landeswasser- und die Bodenseewasserversorgung. Steigende Stromkosten könnten künftig auch höhere Wasserpreise nach sich ziehen, so Schaufuß.

Muss ich beim Warmwasser sparen?  

Der Experte warnt dringend davor, die Warmwassererzeugung im Haus auf eigene Faust zu optimieren. Zentrale Warmwassersysteme, die je nach Bedarf auf eine bestimmte Temperatur aufgeheizt werden, sollten nicht abgeschaltet, sondern konstant auf derselben Temperatur gehalten werden, empfiehlt Schaufuß. Werden die Warmwasserheizungen aus Spargründen zwischenzeitlich abgedreht, können sich in den Wasserspeichern und Rohren Legionellen bilden und Menschen krank machen. Wer wenig Energie verbrauchen möchte, sollte lieber die Fußbodenheizung oder Heizkörper in Zimmern ausschalten. "Bei der Warmwasserbereitung, wo es auch im Trinkwasser geht, sollte man keine Experimente wagen", rät der Betriebsleiter der Netze BW Wasser.  

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