Der Betriebsleiter der Netze BW Wasser, Marcus Schaufuß, verrät, wie es um das Trinkwasser in Stuttgart steht und worauf die Bürgerinnen und Bürger achten sollten.
Wie stark macht sich eine Hitzeperiode im Wasserverbrauch bemerkbar?
In Stuttgart steigt die Wasserabnahme an heißen Tagen nach Angaben des alleinigen Trinkwasserversorgers der Landeshauptstadt Netze BW Wasser GmbH deutlich sichtbar. Besonders vor den Sommerferien würden Menschen das meiste Wasser verbrauchen. Mit der Reisewelle in den Ferien sinke der Wert wieder ab. Durchschnittlich haben die Stuttgarter in den letzten acht Jahren 117.684 Kubikmeter Trinkwasser am Tag verbraucht. Der Tagesrekord lag bei über 180.000 Kubikmetern im Sommer 2015.
Wasserverbrauch in der Landeshauptstadt 2022
Der SWR veröffentlicht hier ab dem 13.7.2022 täglich die Werte des Trinkwasserverbrauches des Vortages in Stuttgart. Die Zahlen werden von Netze BW Wasser GmbH zur Verfügung gestellt, die Temperaturen stammen von Wetter.com.
Datum | Höchsttemperatur | Wasserverbrauch |
13.07.2022 | 31,9 Grad | 140.769 m³ |
14.07.2022 | 32,6 Grad | 142.975 m³ |
15.07.2022 | 24,9 Grad | 140.672 m³ |
16.07.2022 | 25,2 Grad | 130.689 m³ |
17.07.2022 | 28,4 Grad | 131.735 m³ |
18.07.2022 | 32,6 Grad | 147.996 m³ |
19.07.2022 | 34,9 Grad | 152.223 m³ |
20.07.2022 | 34,5 Grad | 144.350 m³ |
21.07.2022 | 27,8 Grad | 123.897 m³ |
22.07.2022 | 31,3 Grad | 136.438 m³ |
23.07.2022 | 28,8 Grad | 128.322 m³ |
24.07.2022 | 31,4 Grad | 132.051 m³ |
25.07.2022 | 33,9 Grad | 146.402 m³ |
26.07.2022 | 26,2 Grad | 138.190 m³ |
27.07.2022 | 24,4 Grad | 139.393 m³ |
28.07.2022 | 29,1 Grad | 141.269 m³ |
29.07.2022 | 25,6 Grad | 127.316 m³ |
30.07.2022 | 27,7 Grad | 117.621 m³ |
31.07.2022 | 30,1 Grad | 118.733 m³ |
01.08.2022 | 27,7 Grad | 128.489 m³ |
02.08.2022 | 29,2 Grad | 128.967 m³ |
03.08.2022 | 33,5 Grad | 138.488 m³ |
04.08.2022 | 36.3 Grad | 143.292 m³ |
05.08.2022 | 31,8 Grad | 130.575 m³ |
Worauf ist der höhere Verbrauch zurückzuführen?
Die Mengen an Wasser, die Haushalte für das Duschen, Trinken oder Putzen verbrauchen, sind laut Marcus Schaufuß nicht für die Spitzenwerte verantwortlich. Eine viel größere Belastung stelle in den Sommermonaten vor allem die Bewässerung von Gärten und Grünflächen dar, so der Experte.
Wird das Trinkwasser in Stuttgart im Sommer knapp?
In Stuttgart ist der Vorrat an Trinkwasser laut Marcus Schaufuß stabil. In ländlicheren Gegenden wie auf den Fildern im Kreis Esslingen könne es bei Dürren wie im Jahr 2018 zu Engpässen kommen. Wenn Landwirte ihre Felder mit Trinkwasser bewässern, werde die Versorgung von Endkunden kritisch, berichtete die Stuttgarter Zeitung vor vier Jahren. Massive Einschränkungen im eigenen Haushalt sind nach Angaben des Wasserversorgers in Stuttgart nicht nötig.
Wie und wo kann ich als Verbraucher Trinkwasser sparen?
Hochwertiges Trinkwasser sollte als knappe Ressource grundsätzlich wertschätzend genutzt werden, erklärt Marcus Schaufuß. Der Pro-Kopf-Verbrauch für Trinkwasser liege in Deutschland im Vergleich zu anderen Industriestaaten allerdings niedrig. Viele Sparmaßnahmen sind in deutschen Haushalten in der Regel bereits etabliert. Moderne Toilettenspülungen, Wasch- und Spülmaschinen mit langen Waschprogrammen und geringem Wasserbedarf halten den Verbrauch gering. Was viele nicht glauben: "Der Abwasch mit der Hand verbraucht mittlerweile mehr Wasser und Energie als die Spülmaschine", sagt Marcus Schaufuß. Sinnvoller sei es nach Aussage des Experten, die Bewässerung im Garten zu drosseln. "Statt pauschal Rasenflächen zu berieseln, könnte man sich informieren, welche Kulturen dringend Wasser benötigen und den Rasen im Sommer ruhig auch gelber werden lassen."
Wird das Warmwasser in Hinblick auf steigende Heizkosten teurer?
Wasserversorger brauchen elektrische Energie, um das System zu betreiben und das Wasser ins Netz zur transportieren. Das Trinkwasser für Stuttgart bedarf einer Aufbereitung durch die Landeswasser- und die Bodenseewasserversorgung. Steigende Stromkosten könnten künftig auch höhere Wasserpreise nach sich ziehen, so Schaufuß.
Muss ich beim Warmwasser sparen?
Der Experte warnt dringend davor, die Warmwassererzeugung im Haus auf eigene Faust zu optimieren. Zentrale Warmwassersysteme, die je nach Bedarf auf eine bestimmte Temperatur aufgeheizt werden, sollten nicht abgeschaltet, sondern konstant auf derselben Temperatur gehalten werden, empfiehlt Schaufuß. Werden die Warmwasserheizungen aus Spargründen zwischenzeitlich abgedreht, können sich in den Wasserspeichern und Rohren Legionellen bilden und Menschen krank machen. Wer wenig Energie verbrauchen möchte, sollte lieber die Fußbodenheizung oder Heizkörper in Zimmern ausschalten. "Bei der Warmwasserbereitung, wo es auch im Trinkwasser geht, sollte man keine Experimente wagen", rät der Betriebsleiter der Netze BW Wasser.