Das rot-graue Gebäude der Weraheim-Kita im Stuttgarter Westen. (Foto: SWR)

Probleme bei der Ausländerbehörde

Stuttgart: Erzieherinnen dürfen nicht arbeiten - Kita-Leiterin ratlos

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Nicole Freyler
Nicole Freyler (Foto: SWR, SWR - Foto: Alexander Kluge)

In der Kita des Weraheims in Stuttgart wollten seit September zwei neue Erzieherinnen arbeiten. Doch die Fachkräfte haben von der Ausländerbehörde keine Arbeitserlaubnis erhalten.

Ursi Lempert ist verärgert und ratlos. Die Kita-Leiterin des Weraheims im Stuttgarter Westen hatte sich gefreut, zum ersten September zwei neue Fachkräfte einstellen zu können. Es sind fertig ausgebildete Erzieherinnen, die von der Diakonischen Einrichtung der evangelischen Kirche dringend gebraucht werden. Doch daraus wird vorerst nichts.

Kita-Leiterin Ursi Lempert aus Stuttgart ärgert sich über die Ausländerbehörde. Auf dem Foto lächelt die Frau mit schulterlangem Haar in die Kamera (Foto: privat)
Kita-Leiterin Ursi Lempert hat Ende August erst erfahren, dass die ausgebildeten Erzieherinnen nicht arbeiten dürfen. Nun musste sie die Betreuungszeiten verkürzen.

Dreijährige Ausbildung zur Erzieherin absolviert

Zum ersten September sollten die beiden Erzieherinnen mit ausländischer Herkunft für die Kinder in der Kita da sein. Es sind die 30-jährige Odyleiddy C. aus Kuba und Asel Z., die ursprünglich aus Belarus stammt. Beide Frauen haben gerade ihre dreijährige, praxisintegrierte Ausbildung (PIA) zur Erzieherin abgeschlossen. Odyleiddy C. hat ihre Ausbildung sogar in der Kita des Weraheims gemacht.

Plötzlich keine gültige Arbeitserlaubnis

"Wir haben uns gefreut über die Fachkräfte, haben Arbeitsverträge erstellt und dann sehr kurzfristig erfahren, dass sie nicht tätig werden dürfen", erklärt Ursi Lempert. Beide Frauen hätten schon in Deutschland gearbeitet. Doch nun habe die Ausländerbehörde ihnen anstelle einer regulären Arbeitserlaubnis nur eine Verlängerung der sogenannten "Fiktionsbescheinigung" ausgestellt.

In einer Kita sind die Stühle auf den Tisch gestellt, keine Kinder zu sehen. Die Kita des Weraheims in Stuttgart muss fürher schließen. Zwei Fachkräfte haben von der Ausländerbehörde keine Arbeitserlaubnis erhalten. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Jens Kalaene)
Die Kita des Weraheims in Stuttgart muss zweieinhalb Stunden früher schließen, weil zwei ausgebildete Fachkräfte keine Arbeitserlaubnis bekommen haben. (Symbolbild)

Diese vorläufige Bescheinigung erlaubt den Erzieherinnen nach Aussage der Kita-Chefin, nur wenige Stunden pro Woche zu arbeiten wie schon während der Ausbildung. Dabei seien die beiden ausgebildete Erzieherinnen und würden händeringend gesucht.

Akuter Notstand in der Kita: zweieinhalb Stunden weniger Betreuung

Das habe einen akuten Notstand bei ihnen ausgelöst, schildert die Kita-Leiterin die Situation. Demnach konnten Urlaube wegen fehlender Fachkräfte nicht genehmigt werden, die Öffnungszeiten mussten von 16.30 Uhr auf 14 Uhr verkürzt werden. Außerdem können weniger neue Kinder in der Kita eingewöhnt werden. Das sei eine Hiobsbotschaft für die Eltern, die auf die Betreuung angewiesen seien und sich darauf verlassen hätten.

Kita-Chefin wünscht sich schnelle Lösung

"Da müsste man doch eigentlich gar nicht mehr viel prüfen", meint Ursi Lempert mit Blick auf die zuständige Ausländerbehörde der Stadt Stuttgart. Schließlich hätten beide Frauen in der Einrichtung selbst die Ausbildung genossen. Die Kita-Leiterin wünscht sich, dass die Ausländerbehörde eine schnelle Entscheidung trifft und die ausgebildeten Erzieherinnen arbeiten dürfen. Doch dort hakt es aufgrund personeller Engpässe in jüngster Zeit massiv, was aktuell für viel Unruhe und Unmut sorgt.

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Die Behörde ist seit Monaten hoffnungslos überlastet. Zuletzt sagte Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU), die Situation werde sich nicht von heute auf morgen ändern lassen. Das will Ursi Lempert so nicht hinnehmen. "Wir brauchen die Erzieherinnen einfach hier - und jetzt sind die Frauen arbeitslos", beklagt sie.

Die Stadt Stuttgart hat bisher zu dem Fall keine Stellung genommen. Aus Datenschutzgründen dürfe man sich nicht konkret zu Einzelfällen äußern, so die Auskunft. Bislang erreichte die Redaktion auch keine allgemeine Stellungnahme zum Umgang mit Fiktionsbescheinigungen.

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