In Geislingen (Kreis Göppingen) ermöglicht der Rentner Hermann Bieler geflüchteten Menschen das Musizieren. Wenn Hermann Bieler angesprochen wird, klingt das in jeder Sprache ein bisschen anders. Aber in jedem "Hermann" steckt viel Dankbarkeit. Denn Hermann Bieler ist der Initiator der Band "Odelos". Sozusagen der Band-Papa.

"Ich will anderen Menschen helfen. Helfen hilft. Ich sehe viel Leid und Schmerz, aber ich weiß: Musik hat die Kraft das zu lindern", sagt der 59-jährige Pensionär. Vor zwei Jahren hat er die Band gegründet. Er und die sechs anderen Odelo-Mitglieder proben in Geislingen ihre Lieder - und genießen die Gemeinschaft.
Durch die Musik miteinander sprechen
Die meisten der sieben Bandmitglieder sind Geflüchtete aus der Ukraine. Wolodomir Degalo kommt beispielsweise aus Charkiw, Igor Prokholov aus der Region Dnipro. Jetnor Mehmeti kommt aus Albanien. Er ist mit 29 Jahren das jüngste Mitglied der Band und spricht noch kein Deutsch oder Ukrainisch. Die Kommunikation klappt trotzdem, sagt er: "Es ist hier nicht notwendig, die Sprache zu sprechen. Wir können uns zwar nicht mit Worten unterhalten, aber Musik ist einfach eine internationale Sprache."
Entfernte Klänge ganz nah
Eine feste Aufteilung in der Band gibt es nicht. Bei jedem Lied hat eine andere Person die Gitarre umgespannt oder die Rassel in der Hand. Igor Prokholov sitzt fast immer am Keyboard. Die meiste Zeit stimmt er Lieder an, die er aus seiner Heimat, der Ukraine, kennt. Hermann Bieler gefällt diese Musik: "Ich finde ukrainische Musik unheimlich schön. Sie hat mich in ihren Bann gezogen. Manchmal klingt sie ein bisschen traurig, aber das macht gar nichts." Wenn die Band für Auftritte gebucht wird, sind alle Mitglieder stolz, diese ukrainische Musik den Zuhörern ein wenig näherzubringen.

„Es war klar, dass wir Odelos heißen“
Am Anfang des Projekts stand ein Aufruf auf der Online-Plattform Ebay vor zwei Jahren: Hermann Bieler hatte mitbekommen, dass in Geislingen ein neues Heim für Geflüchtete aus der Ukraine eröffnet werden soll. "Deshalb habe ich eine Anzeige auf Ebay gestartet, ob jemand mit mir Musik machen möchte und dann ging alles ganz schnell." Immer mehr Musiker meldeten sich bei Hermann Bieler.
Ein Proberaum war auch schnell gefunden: Auf dem ehemaligen Gelände der Firma "Odelo" wurde nicht nur eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet – es gab auch die Möglichkeit für die Band, dort zu spielen. Der Name der Band ergibt sich also aus dem ehemaligen Namen der Firma "Odelo", die hier früher Autolichter herstellte. "Ich finde, es gibt keinen besseren Namen für uns", sagt Hermann Bieler.

Viel Freude im kleinen Proberaum
Wolodomir Degalo fasst zusammen, worum es bei dem Bandprojekt geht: "Ich liebe Musik. Ich spiele gerne Musikinstrumente und für mich bedeutet das einfach, anderen Menschen Freude und Fröhlichkeit zu geben und alles auf dieser Welt, was uns guttut." Für die Odelos bedeuten die Proben mittwochs und samstags: Kopf ausschalten und einfach genießen. Immer samstags ab 10:00 Uhr sind die Proben auch für andere Menschen offen. Interessierte Personen können einfach vorbeikommen, sagt Hermann Bieler. "Wir freuen uns über jede Person, mit der wir hier Musik machen können."