Arno Lederer ist tot. Das bestätigte der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten gegenüber dem SWR. Lederer lehrte von 1985 bis 2014 als Professor an der Universität Stuttgart und gründete gemeinsam mit seiner Frau Jórunn Ragnarsdóttir das renommierte Architekturbüro Lederer Ragnarsdóttir Oei (LRO).
Lederer: Architektur für die Menschen
Als Architekt hat Arno Lederer für die Menschen gebaut: Schulen, Rathäuser, Geschäftshäuser, aber auch Museen und Theater. Mit seinen Entwürfen suchte Lederer den Anschluss an Gebäude und Traditionen einer Stadt, gemäß seinem Leitspruch:
In Stuttgart prägten die Architekten um Lederer ein ganzes Viertel mit dem Neubau des Evangelischen Bildungszentrums Hospitalhof. Rund um eine Kirche ergänzten die Lederer und seine Partner neue Gebäude, die um einen hellen Innenhof auf früheren Klostermauern gruppiert sind.
In Plochingen (Kreis Esslingen) wurde 2021 ein Musikzentrum für ehrenamtliche Musikvereine und Chöre eröffnet - entworfen ebenfalls vom Architekturbüro Lederer, Ragnasdóttir und Oei.
Weitere Gebäude, die Arno Lederer mit seinem Büro entworfen hat: der Neubau des Historischen Museums der Stadt Frankfurt, das Volkstheater in München und das hessische Staatstheater Darmstadt.
Lederer, der seine Entwürfe nach Möglichkeit immer gern mit der Hand zeichnete, kreierte eine Architektur, die den menschlichen Bedürfnissen entgegenkommen sollte: Formenreich, nachhaltig, massiv. An Treppenhäusern oder Fensteröffnungen verzichtete er oft auf die klassischen rechten Winkel und setzte auf runde, geschwungene Formen.
Einsatz für eine Kulturmeile ohne Autos in Stuttgart
Engagiert in der Initiative "Aufbruch Stuttgart" setzte sich Arno Lederer für ein attraktiveres Kulturquartier in der Landeshauptstadt ein. Die Idee dahinter: die Stadtautobahn B14 verschwinden zu lassen. Möglicherweise ließ er deshalb den Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek, den er entworfen hat, direkt an die Straße angrenzen, die Nachbargebäude sind weiter zurückgesetzt. Bei Verkehr werde immer an das Auto gedacht, so Lederer, dabei gebe es auch Fahrrad- und Fußgängerverkehr.
Arno Lederer und Stuttgart 21: erst Zustimmung, dann Distanz
In der Debatte um das Bauprojekt "Stuttgart 21" nahm Arno Lederer nach anfänglicher Zustimmung zuletzt eine sehr distanzierte Haltung ein, weil sich aus seiner Sicht die Bedingungen nachträglich geändert hätten. Er warf dem Bauherrn Deutsche Bahn eine "liederliche Weiterentwicklung des Projekts" vor. 1997 hatte er als Mitglied des Preisgerichts für das Projekt Stuttgart 21 für den Entwurf des Architekten Christoph Ingenhoven gestimmt. Dieser beinhaltete auch den Abbruch der beiden Seitenflügel. Davon distanzierte sich Lederer später und sprach sich gegen den Abriss aus.
Am Samstag, den 21. Januar 2023 ist Arno Lederer im Alter von 75 Jahren gestorben.