Der mit 75.000 Euro dotierte Europäische Dramatikerpreis wird nach Antisemitismus-Vorwürfen gegen die Preisträgerin in diesem Jahr nicht vergeben. Das hat das Schauspiel Stuttgart mitgeteilt. Die Jury hatte im April der 84-jährigen Britin Caryl Churchill den "Europäischen Dramatiker:innen Preis" - wie die Organisatoren selbst den Preis bezeichnen - für ihr Gesamtwerk zugesprochen. Er sollte am 20. November in Stuttgart verliehen werden. Wegen Recherchen eines Journalisten-Netzwerks war die Entscheidung aber in die Kritik geraten.
Antisemitismus-Vorwürfe
Der Vorwurf: Die britische Dramatikerin soll sich in der internationalen Israel-Kulturboykott-Bewegung BDS engagiert haben, darüber hinaus tauchen in ihren Werken antisemitische Stereotype auf. Das Stück "Seven Jewish Children" könne antisemitisch wirken, heißt es vom Schauspiel Stuttgart. Daraufhin hatte Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) aufgefordert, die Schirmherrschaft für den Preis zurückzugeben. Die Jury hat sich jetzt entschieden, den Preis in diesem Jahr nicht zu vergeben.
Landesregierung steht hinter Entscheidung
Die Landesregierung habe sich der Empfehlung der Jury angeschlossen, sagte Kunstministerin Petra Olschowski (Grüne).
Umso mehr könne ein mit staatlichen Mitteln geförderter Preis unter den gegebenen Umständen nicht verliehen werden. Die mit 75.000 Euro dotierte Auszeichnung wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert.
Verwendung des Preisgelds noch unklar
Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski gab bekannt, dass das Schauspiel Stuttgart die Entscheidung der Jury nachvollziehen könne und sie unterstütze. Man bedauere den Vorgang zutiefst. Das Schauspiel will nach eigener Aussage noch Gespräche über die Verwendung des Preisgeldes führen.