Die Kinderbücher "Der junge Häuptling Winnetou" haben für ordentlich Aufsehen und erhitzte Gemüter gesorgt - vor allem in den sozialen Medien. Die Firma Ravensburger hatte entschieden, nach Rassismusvorwürfen zwei Kinderbücher aus dem Verkauf zu nehmen. Hunderte Instagram-Nutzer äußerten daraufhin ihr Unverständnis und bezichtigten die Firma der Zensur oder des Einknickens. Daneben gab es auch Unterstützung für die Entscheidung.
Vorwurf der "Cancel Culture"
Auf Twitter entbrannte eine hitzige Debatte über die Entscheidung des Verlags. Begriffe wie "Cancel Culture" und "Woke-Wahnsinn" machten die Runde. So wie bei CDU-Politiker Christian Natterer auf Twitter:
Der Begriff der "Cancel Culture" bezeichnet den Boykott von Prominenten, Gruppen oder Firmen mit dem Ziel, ihren Ruf zu schädigen oder ihre Präsenz in den Medien zu vermindern. Auch der Begriff "woke" tritt in diesem Zusammenhang häufig auf. Das Wort "woke" wurde in den letzten Jahren vor allem durch die sozialen Medien geprägt und soll auf soziale, strukturelle und politische Missstände aufmerksam machen. Der Begriff ist allerdings teils auch negativ behaftet, weil damit häufig lediglich Kritik geübt wird, ohne Raum für Dialog und Aufklärung zu geben.
Auch prominente Politiker äußerten sich ablehnend gegenüber der Verlagsentscheidung, so wie der frühere Vize-Kanzler Sigmar Gabriel auf Twitter:
Die Bundestagsabgeordnete und Grünen-Politikerin Canan Bayram kritisierte daraufhin die Äußerungen Gabriels:
Kulturminister Hoff: Internet ist falscher Ort für Debatte
Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) gehört zu denen, die sich eine vertiefte inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema gewünscht hätten. "Wenn sich Betroffene in ihren Gefühlen verletzt fühlen, muss man reagieren", sagte der Linken-Politiker dem MDR. Im Fall der Kinderbücher habe es aber eine Debatte in den sozialen Netzwerken gegeben. Soziale Netzwerke seien jedoch mit ihrer oft klaren "Frontstellung - schwarz-weiß, Verbotsforderung, Ablehnung, Kritik" keine Arena für eine wirkliche Debatte. Aus Hoffs Sicht wäre ein einordnendes Vorwort für die Bücher sinnvoll gewesen.
Die Sprachwissenschaftlerin Heidrun Kämper vom Mannheimer Institut für Deutsche Sprache hält die Rassismusvorwürfe für gerechtfertigt:
Verlag will künftig externe Fachberater hinzuziehen
Auf Instagram schrieb der Ravensburger Verlag, man werde in Zukunft sogenannte "Sensitivity Reader" einsetzen, die auf den richtigen Umgang mit sensiblen Themen achten sollen und Bücher und Titel auf schädliche oder missverständliche Darstellungen prüfen. "Leider ist uns all das bei den Winnetou-Titeln nicht gelungen. Die Entscheidung, die Titel zu veröffentlichen, würden wir heute nicht mehr so treffen", schrieb der Verlag in dem Post.