Betongold: So nennt man das Geschäft, das Unternehmen mit Pflegeeinrichtungen machen. Rund 40 Prozent der Altenpflegeheime in Deutschland sind inzwischen in privater Hand, ein Großteil davon im Besitz von national oder international agierenden Investoren.
Diese Unternehmen versprechen sich hohe Renditen, die nicht selten zu höheren Kosten für die Betreiber der Heime führen - und damit auch zu höheren Beiträgen für die Pflegebedürftigen. Die einen wollen möglichst viel Geld machen - die Leidtragenden sind die Bewohnerinnen und Bewohner, das zeigt sich an einem Beispiel aus einer Einrichtung in Leonberg (Kreis Böblingen).
Landkreis verkauft Gebäude an privaten Investor
Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen raus aus dem Heim. Denn dem Betreiber, der Samariterstiftung, wurde die Pacht zu teuer. Ursprünglich lebten in dem Altenheim über 110 Bewohnerinnen und Bewohner. Die Samariterstiftung hatte das Gebäude schon seit 1977 vom Landkreis Böblingen gepachtet. An ihn zahlte der Heimbetreiber eine angemessene Pacht.
Das ging lange gut, doch dann wollte der Landkreis das Gebäude verkaufen. Die Samariterstiftung bot zwar mit, wurde jedoch überboten. Eberhard Goll, ehemaliger Vorstand der Samariterstiftung im Bereich Altenhilfe und Pflege, kritisiert das Vorgehen. Der Landkreis habe danach geschaut, wo am meisten Geld verdient werden könne und sei so seiner Verantwortung nicht nachgekommen.
Der neue Besitzer, ein Investor, verlangt eine deutlich höhere Pacht als der Landkreis. "Erst waren sie sehr freundlich, die Vertreter des Investors. Dann haben sie aber klar gesagt, sie erwarten eine Verdreifachung der Jahrespacht. Mit der Drohung wenn wir uns da nicht einig werden, dann müssten sie sich überlegen, dass wir die Kündigung kriegen." So erinnert sich Goll, ehemaliger Vorstand der Samariterstiftung, an die Verhandlungen.
Der Film "Renditejäger in der Altenpflege" erzählt die Geschichte vom großen Geld mit Pflege-Immobilien, wer davon profitiert - und wer dafür einen sehr hohen Preis bezahlt:
Investor verkauft Gebäude gewinnbringend weiter
Die Konsequenz: Die Samariterstiftung muss eine neue Bleibe suchen - und der Investor verkauft das Gebäude kurze Zeit später weiter. Mit fettem Gewinn. Finanzinvestoren drängen nicht nur in Leonberg auf den Markt mit Pflegeimmobilien. Von den rund 16.000 Altenpflegeheimen in Deutschland sind knapp 43 Prozent in der Hand von privaten Trägern, darunter kleine Familienbetriebe.
Der größte Anteil bei den Privaten entfällt jedoch mittlerweile auf Aktiengesellschaften und Finanzinvestoren. Weil die Kasse machen wollen, steigen die Preise, meint Goll. "Am Ende bezahlen pflegebedürftige Menschen die Rendite für die Anleger", das sei die Konsequenz, wenn private Investoren in Pflegeheime investieren. Wenn private Betreiber in dem Spiel involviert seien, passe das mit einer anständigen Versorgung von Pflegeheimbewohnern nicht zusammen.
Höhere Kosten für die Bewohnerinnen und Bewohner
Die Samariterstiftung konnte Klaus Wider und viele weitere Bewohner in einer anderen, neu gebauten Einrichtung in Leonberg unterbringen. Dieses Mal gehört das Gebäude der Samariterstiftung, sie ist also Besitzer der Immobilie und Betreiber des Heims. Schön sei es hier, sagt Wider. Aber: "Die Preise sind deutlich erhöht. Letztlich kann ich´s zahlen. Aber es war doch ein Schöckle." Grundsätzlich sorgte er sich auch vor dem Umzug: "Die Zimmer sind etwas kleiner. Also, Hauptsache, ich kann meine Bücher unterstellen. Bücher sind mein Leben."
Der Umzug in den Neubau hat seinen Preis. 600 Euro monatlich zahlt Wider jetzt mehr als im alten Pflegeheim. Und was wird aus dem? Das plant der Investor laut Grundbucheintrag mittlerweile weiter zu verkaufen - an einen anderen Investor, der damit ebenfalls Rendite machen will.