Tausende Menschen haben am Dienstag in Baden-Württemberg gegen den geplanten Verkauf der unternehmenseigenen Mercedes-Autohäuser protestiert. Allein vor dem Werk in Sindelfingen (Kreis Böblingen) versammelten sich schätzungsweise 10.000 Menschen, wie der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall mitteilten. Weitere Kundgebungen gab es demnach am Stammsitz des Unternehmens in Stuttgart-Untertürkheim sowie in Rastatt, Düsseldorf, Bremen und Berlin. Bundesweit beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben rund 25.000 Menschen an den Protesten unter dem Motto "Wir halten zusammen - am 2. Juli und jeden Tag".
Zu den Kundgebungen kamen nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Autohäuser, sondern auch der Mercedes-Werke. Mit Trommeln, Trillerpfeifen und Bannern machten sie ihrem Ärger Luft. "Die Beschäftigten sind stinksauer", sagte Mercedes-Benz-Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali. "Wer einen von uns angreift, der greift uns alle an". Alle Bänder stünden still. Auch zahlreiche Niederlassungen seien geschlossen.
Mercedes-Benz will nicht in Standorte investieren
Hintergrund für die andauernden Proteste bei Mercedes-Benz sind die Pläne des Konzerns, bundesweit 80 Mercedes-Niederlassungen an private Investoren zu verkaufen. Betroffen seien alle Autohäuser und Werkstätten im Eigenbesitz. Dem Konzern sei die Rendite zu niedrig, vor allem der Fahrzeugverkauf werfe zu wenig Gewinn ab. Zudem stünden an den betreffenden Standorten in den nächsten Jahren Investitionen in Höhe von rund 80 Millionen Euro an, die der Konzern angesichts der schwachen Rendite nicht investieren möchte.
Autobauer stellt Niederlassungen auf Prüfstand Mercedes-Betriebsrat kämpft gegen möglichen Verkauf von Autohäusern
Die Mitarbeitenden von Mercedes-Benz sind verärgert, dass der Autobauer den Verkauf seiner Autohäuser prüft. Das sei "vollkommen inakzeptabel", so der Betriebsrat in Stuttgart.
Mercedes-Benz-Beschäftigte fürchten finanzielle Nachteile
Der geplante Verkauf der Niederlassungen sei ein Schlag ins Gesicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so Gesamtbetriebsratschef Lümali. Demnach befürchteten die rund 8.000 Betroffenen finanzielle Nachteile im Falle eines Verkaufs. So gäbe es bei Mercedes beispielsweise tarifliche Leistungen, die im Autohandel sonst nicht üblich wären. Dazu käme, dass die Beschäftigten im Mercedes-Benz-Konzern durch eine Betriebsvereinbarung bis Ende 2029 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt sind - diese Regelung würde bei einem Verkauf jedoch nicht mehr gelten.
Der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall fordern unter anderem Sicherheit, eine gezielte Auswahl der Käufer und gute Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge und Tarifbindung. Auch ein angemessener Werteausgleich sowie Respekt für die Beschäftigten der Niederlassungen wird gefordert. Derzeit laufen dazu zwischen Unternehmen und Arbeitnehmervertretern die Verhandlungen.