Zehn bis zwölf Bahnen stehen zurzeit in der Werkstatthalle der RNV. (Foto: SWR)

Teilemangel und Krankheitsfälle im ÖPNV

Rhein-Neckar: Jeden Tag fallen fast 200 Fahrten aus

Stand

Wer mit dem Bus oder der Bahn zur Arbeit fährt, hat es in der Region aktuell schwer. Bei den Rhein-Neckar-Verkehrsbetrieben (RNV) fallen täglich fast zehn Prozent der Fahrten aus.

Kommt sie heute oder kommt sie nicht? Die Straßenbahn der Linie 5, die die vier Schülerinnen Mia (13), Enya (13), Noemi (10) und Carla (11) brauchen, um zur Schule zu kommen. Wie jeden Morgen stehen sie um sieben Uhr an der Straßenbahnhaltestelle in Mannheim-Seckenheim und sind gespannt, ob ihre Bahn auch wirklich fährt. Eigentlich wollen sie nur pünktlich in der Schule sein. Doch das klappt selten.

Kinder warten an Straßenbahnhaltestelle (Foto: SWR)
Mia (13), Noemi (10), Enya (13) und Carla (10) warten am morgen auf ihre Bahn.

"Manchmal fällt die Bahn ganz aus oder hat zwanzig Minuten Verspätung. Wenn dann endlich eine kommt, ist die total überfüllt und man kommt gar nicht mehr rein."

Hauptgründe: Ersatzteilmangel und Krankenstand

So wie den vier Schülerinnen geht es vielen RNV-Kunden im Moment. Überfüllte Bahnen und Busse, Verspätungen oder Totalausfälle. Schuld an der chaotischen Situation im öffentlichen Personennahverkehr ist laut RNV der hohe Krankenstand beim Fahrpersonal, die vielen Baustellen wie die an der Kurpfalzbrücke, die länger dauern als erwartet. Vor allem aber der Mangel an Ersatzteilen für die modernen Niederflurbahnen.

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Lieferketten funktionieren nicht mehr

Hoher Krankenstand und Baustellen, das hatte man früher schon. Doch dass nun auch die Lieferketten für Ersatzteile zusammengebrochen sind, das ist neu. Bei der Werkstattleiterin der Rhein-Neckar Verkehrs GmbH Bianca Mösner stehen derzeit zehn Bahnen zur Reparatur im Depot. Manchmal fehlt nur eine Schraube, und die Bahn bleibt wochenlang stehen.

Die Werkstattleiterin Bianca Mösner macht sich Sorgen um fehlende Ersatzteile für die Fahrwerke. (Foto: SWR)
Bianca Mösner leitet die Werkstatt bei den Verkehrsbetrieben Rhein-Neckar.


"Wir bekommen teilweise gar keine Liefertermine mehr genannt, das ist total unzuverlässig, wann Teile geliefert werden. Wir haben Lagerbestände erhöht, gerade bei Teilen, die wir als kritisch erachten haben. Aber es trifft ja nicht nur uns, sondern auch unsere Vorlieferanten. Die gesamte Lieferkette ist im Prinzip gestört."

Verkehrsbetriebe in ganz Deutschland betroffen

Die Rhein-Neckar Verkehrs GmbH betont, dass bundesweit Nahverkehrsbetriebe die gleichen Probleme hätten. Grund für den Ersatzteilmangel und die unterbrochenen Lieferketten seien noch immer die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine. Das wirke sich regional massiv aus, sagte Moritz Freier (RNV).

"Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation."

Man bedauere, dass Fahrgäste dennoch von zu vielen Ausfällen und Verspätungen betroffen seien. In Anbetracht der schwierigen Situation habe man entschieden, weniger frequentierte Linien einzustellen, damit wichtige Linien zuverlässig bedient werden könnten, so Specht weiter. Damit soll der Betrieb stabilisiert werden. Weitere konkrete Infos dazu gibt es auf den Internetseiten der rnv.

Ohne Elterntaxi geht oft nichts

Als um 7.50 Uhr die Schule beginnt, stehen Mia (13), Enya (13), Noemi (10) und Carla (11) in Neuostheim an der Bushaltestelle. Seit 30 Minuten. Ihre Bahn war zwar heute pünktlich. Aber der Anschlussbus hat Verspätung. Deshalb ruft Carla jetzt ihren Papa an. Der soll die Mädchen fahren. Sonst verpassen sie auch die zweite Stunde.

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