Betriebsratschef: "Schock sitzt tief"

Drastischer Stellenabbau bei Bopp & Reuther in Mannheim geplant

Stand

Von Autor/in Wolfgang Kessel

Schlechte Nachrichten für die Belegschaft des Mannheimer Armaturen-Herstellers Bopp & Reuther: Die Geschäftsführung plant einen drastischen Abbau von Arbeitsplätzen.

Die Unternehmensleitung des Mannheimer Armaturenherstellers Bopp & Reuther im Stadtteil Waldhof hat der Belegschaft angekündigt, rund 75 Arbeitsplätze abzubauen. Stand jetzt arbeiten laut Betriebsrat etwa 230 Menschen in dem Unternehmen. Laut der Gewerkschaft IG Metall erklärte die Firmenleitung, dass die Jobs aus wirtschaftlichen Gründen abgebaut werden müssten.

Es sollen demnach nun "umfassende Restrukturierungsmaßnahmen" umgesetzt werden. Die Folge: Mehrere Geschäftsbereiche sollen ins Ausland verlagert werden. Dazu gehören zum Beispiel das Armaturengeschäft für konventionelle Kraftwerke und Energieanlagen. Der Stellenabbau in Mannheim sei "zwingend erforderlich, um die verbleibenden Arbeitsplätze nachhaltig sichern zu können", zitiert die Gewerkschaft die Unternehmensführung. Der SWR hat versucht, die Geschäftsführung des Mannheimer Werks telefonisch zu erreichen, dort war aber zunächst niemand erreichbar.

Das Mannheimer Bopp & Reuther-Werk im Stadtteil Waldhof
Das Mannheimer Bopp & Reuther-Werk im Stadtteil Waldhof

Betriebsratschef in Mannheim: "Es sind Tränen geflossen"

Betriebsratschef Jürgen Laier sagte dem SWR, bei einer Betriebsversammlung am Donnerstag habe die Geschäftsführung die Belegschaft über ihre Pläne informiert. "Die Menschen sind emotional am Boden", sagte Laier. Erste Informationen hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter laut Laier bereits am Dienstag erhalten, "auch da sind Tränen geflossen".

Es sind Ängste um den Arbeitsplatz. Es geht darum: Wie finanziere ich mein Haus, mein Auto, meine Familie, die Brötchen? Die Leute sind geschockt.

Betriebsrat: Belegschaft "glaubt Unternehmensleitung nichts mehr"

Die Belegschaft habe das Vertrauen in die Geschäftsführung verloren, so Laier weiter. Denn die habe "Monat für Monat erzählt, wie toll die Zahlen sind, wie super wir dastehen" - und dann heiße es plötzlich, das Unternehmen habe 2024 ein schlechtes Jahr gehabt. "Der Schock sitzt tief - keine Kollegin, kein Kollege glaubt der Unternehmensleitung noch was".

Betriebsrat will Bopp & Reuther ein "Gegenkonzept" präsentieren

Der Hintergrund laut Betriebsratschef Laier: Der englische Mutterkonzern IMI peilt einen Profit von 20 Prozent an. Bopp & Reuther in Mannheim bringe nur 16 oder 17 Prozent. Das sei aber im Maschinenbau eigentlich "ein hervorragendes Ergebnis", so Laier. "Der Markt für unsere Produkte ist da."

In den Verhandlungen mit der Geschäftsführung werde es nun vor allem darum gehen, der Leitung ein "Gegenkonzept" zu präsentieren, mit dem Jobs in Mannheim gehalten werden können. Die Verhandlungen im Rahmen der sogenannten Informationsphase beginnen laut Laier am 27. Januar. In dieser Phase soll dafür gesorgt werden, dass Betriebsrat und Geschäftsführung über den gleichen Wissensstand verfügen.

Bopp & Reuther wurde 1872 in Mannheim gegründet. Der Hersteller von Sicherheits- und Regelarmaturen gehört mittlerweile dem IMI-Konzern in Großbritannien.

Negativ-Schlagzeilen zuletzt von Alstom Mannheim

Zuletzt hatte in Mannheim der Bahntechnik-Konzern Alstom für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Der Konzern hatte Anfang Oktober 2024 mitgeteilt, am Standort Mannheim bis zu 140 Stellen zu streichen. Alstom will unter anderem das Werk in Mannheim stark umbauen und einige Bereiche dicht machen. Dort arbeiten laut Betriebsrat zurzeit rund 1.000 Menschen.

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