Eine bunte Hummel sitzt in einer Wiese, die in der Stuttgarter Wilhelma extra für Wildbienen angelegt wurde (Archivbild).  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow)

Lebensräume für Tiere und Pflanzen

Baden-Württemberg zeichnet fünf Projekte mit dem Landesnaturschutzpreis aus

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Johannes Böhler

Der mit 20.000 Euro dotierte Landesnaturschutzpreis 2022 geht an fünf Initiativen aus Baden-Württemberg. Umweltministerin Thekla Walker würdigt damit ihren Einsatz für die Artenvielfalt.

Die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) hat am Samstag in Stuttgart fünf Preisträgerinnen und Preisträgern den Landesnaturschutzpreis der landeseigenen Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg verliehen. Das Motto der mit insgesamt 20.000 Euro dotierten Auszeichnung lautete: "Wo zwei sich treffen - Vielfalt in Saumbiotopen fördern!".

Saumbiotope sind Übergangsräume zwischen verschiedenen Ökosystemen - etwa Wald und Wiesen. Sie bieten daher Tieren und Pflanzen aus verschiedenen Biotopen Lebensraum. Hecken und Blühstreifen am Rand landwirtschaftlicher Flächen sind beispielsweise wichtige Rückzugs- und Schutzräume für Tiere.

Deshalb zeichnet die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg Initiativen aus, die im vergangenen Jahr mit besonderem Engagement für den Erhalt von Saumbiotopen aktiv waren oder Bildungs- und Öffentlichkeitsmaßnahmen dazu anboten.

2.000 Euro für Naturschützer aus Hüttlingen

Mit einem Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro wurde Peter Müller-Krejcir aus Hüttlingen (Ostalbkreis) ausgezeichnet. Er beschäftigt sich seit 2019 mit der Fauna und Flora im Waldgebiet Spatzenfeld, insbesondere mit dem Vorkommen von Schmetterlingen. Akribisch untersuche er seither von März bis Oktober jede Woche den Saumbereich entlang eines Waldweges und kartiere die Vorkommen von Tier- und Pflanzenarten, erklärte die Jury in ihrer Begründung.

Seine Erkenntnisse stellt er der Forstverwaltung zur Verfügung, die diese bei der Pflege von Saumbereichen berücksichtigt. Zudem erreichte er mit seinem Einspruch zu einem Bebauungsplanverfahren, dass ein größerer Abstand von einem geplanten Gewerbegebiet zur benachbarten Saumvegetation eingehalten wurde - den Ausschlag gaben seine Kartierungen.

Radolfzeller Verein will Praxisbuch für naturnahe Gärten entwickeln

Vier weitere Projekte wurden mit einem Preisgeld in Höhe von 4.500 Euro ausgezeichnet. Darunter ist der Verein lebendiges lernen aus Radolfzell (Kreis Konstanz), der für das 2016 gestartete Projekt eines naturnahen und kindgerechten Schulgartens ausgezeichnet wurde. Eltern und Kinder helfen dabei gemeinsam bei der Gestaltung und Pflege eines rund 6.000 Quadratmeter großen Geländes. Die Aktiven erstellen zudem einen Artenvielfaltsplan, der stetig erweitert wird. Um ihr Wissen weiterzugeben, wollen sie ein Praxisbuch für andere Schulen entwickeln.

Dorfinitiative Weikersheim-Neubronn setzt sich für Biotope ein

Ebenfalls mit 4.500 Euro ausgezeichnet wurde die Dorfinitiative Weikersheim-Neubronn (Main-Tauber-Kreis) für ihr Projekt "Grünes Wissen und Gewissen". Dabei geht es um die Schaffung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen an Wegrändern, Feldwegen und Straßenrändern. Bislang beteiligen sich rund 20 Aktive am Anlegen und Pflegen von Hecken und Säumen, Trockenbiotopen und Totholzbereichen, die nun Vögeln, Eidechsen und Insekten aller Art einen Lebensraum bieten. Hinweistafeln an den Standorten klären die Menschen über die jeweiligen Habitate auf.

Tuniberg

Lebenräume für Bienen Konzept von Tuniberg-Landwirten gewinnt Landesnaturschutzpreis

Eine bunte Blumenwiese ist nicht nur schön, sie bietet auch wilden Pflanzen und Tieren wichtigen Lebensraum. Ein Preis für solche blühenden Rettungsinseln ging am Samstag an ein Projekt am Tuniberg.

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Freiburger Initiative bietet Patenschaften für Blühfelder an

Über ein Preisgeld von 4.500 Euro dürfen sich auch die Landwirte Arno Fünfgelt, Mathias Gutekunst, Martin Linser und Erwin Wagner aus Freiburg-Opfingen und der Arbeitskreis Wildbienen des NABU Freiburg freuen. Bereits seit zehn Jahren bemüht sich die Freiburger Gruppe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) darum, die Böschungen und Wegränder am Tuniberg als Lebensräume für Insekten zu erhalten.

2017 tat sich die Freiburger NABU-Gruppe mit den Landwirten zusammen, die in Eigeninitiative Blühfelder in unmittelbarer Nachbarschaft zu anderen Saumbiotopen anlegten. 2020 entwickelten sie gemeinsam ein Patenschaftsmodell: Seitdem können sich Bürgerinnen und Bürger finanziell an der Anlage der Blühfelder beteiligen - zwölf Hektar konnten dadurch bisher angelegt werden.

Tübinger Verein seit dreißig Jahren im Artenschutz aktiv

Weitere 4.500 Euro Preisgeld gehen schließlich an den Verein zur Erhaltung bedrohter Tierarten und ihrer Lebensräume (VEbTiL) aus Ammerbuch (Kreis Tübingen), der sich seit 30 Jahren intensiv für den Natur- und Artenschutz in der Region um Tübingen einsetzt. Die Mitglieder des Vereins verfügen über breite Fachkenntnis und kümmern sich um die Pflege mehrerer Hektar an eigenen, gepachteten und Patenschaftsflächen.

Ministerin lobt Einsatz für die Artenvielfalt

Umweltministerin Walker betonte die Bedeutung der Saumbiotope als Lebensräume mit hohem Artenreichtum. "Initiativen, die diese Lebensräume erhalten, leisten damit sehr viel für den Erhalt der Artenvielfalt in unserem Land insgesamt", so Walker.

"Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist gleichbedeutend mit dem Erhalt unserer eigenen Lebensgrundlagen."

Darum gelte es umso mehr, die Menschen hervorzuheben, die den Schutz der Pflanzen- und Tierwelt lokal vorantreiben und mit ihrem Beispiel zur Nachahmung anzuregen. Walker ist zugleich Vorsitzende der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg.

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