Das Land Baden-Württemberg will sich auf eine mögliche Corona-Welle im Herbst vorbereiten. Dafür soll unter anderem ein neues Terminvergabesystem her, das die Nachfrage nach Corona-Impfungen besser regelt. Das kündigte Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) bei einer Online-Expertenanhörung zur Impfinfrastruktur am Freitag in Stuttgart an. In dem neuen Buchungssystem sollen sich Haus-, Zahn-, Betriebs- und bald auch Tierärztinnen und Ärzte und Apotheken registrieren, die impfen möchten.
Warteliste soll Kapazitäten für Corona-Impfungen zeigen
Mit dem neuen Tool soll es demnach keine Mehrfachbuchungen mehr geben. Außerdem soll eine Warteliste deutlich machen, an welchen Orten mehr Impfkapazitäten benötigt werden. Buchungen sollen zudem auch ohne Computer möglich sein.
Lucha schließt massive Belastung des Gesundheitssystems im Herbst nicht aus
Mit dem neuen System will sich die Landesregierung auf einen möglichen Anstieg der Corona-Fallzahlen im Herbst vorbereiten. Lucha sagte, dass insgesamt zu wenig Menschen geimpft seien. Man wisse noch nicht, wie krankheitserregend eine für den Herbst erwartete neue Variante sein werde. Allerdings könne man angesichts einer Grundimmunisierung von 73 Prozent nicht ausschließen, dass im Herbst und Winter erneut eine massive Belastung des Gesundheitssystems drohe, so Lucha.
Die vom Land bereitgestellte Impfinfrastruktur in den Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg soll nach Angaben von Minister Lucha in reduzierter Form zunächst beibehalten werden. Es würde aber der Übergang in die Regelversorgung durch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte vorbereitet. Langfristig werde sich der Staat aus der Impfung herausziehen, sagte Lucha. Aber nur, wenn dies durch die Regelversorgung abgesichert sei.
Der Freiburger Virologe Hartmut Hengel sieht die aktuellen Corona-Impfzahlen mit Blick auf den Herbst mit Sorge. Er empfiehlt die rechtzeitige Schließung von Impflücken. Eine möglicherweise gefährlichere Virusvariante ab Herbst ist laut Hengel nicht auszuschließen.
Gesundheitsminister: Corona-Impfquote bei über 60-Jährigen muss höher werden
Die Impfung bleibe der wichtigste Baustein in der Pandemiebekämpfung, betonte der Minister. Es seien weiterhin zu wenige Menschen in Baden-Württemberg geimpft. Insbesondere die Impfquote bei den Menschen über 60 Jahre müsse höher werden. "Das ist unser oberstes Ziel", sagte Lucha. Sonst drohe bereits im Herbst wieder eine massive Belastung des Gesundheitssystems.
Corona-Pandemie STIKO empfiehlt zweite Booster-Impfung für alle über 60
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die vierte Impfung jetzt auch für alle Menschen ab 60 statt bisher ab 70 Jahren.
Auffrischungsimpfung soll vor schweren Erkrankungen schützen
Zahlen aus dem In und Ausland zeigten: Eine Auffrischungsimpfung schütze vor schweren Erkrankungen, so der Epidemiologe und Mitglied der Ständigen Impfkommission Klaus Überla, der für eine Auffrischungsimpfung wirbt. Neben Corona drohe im kommenden Winter aber auch eine Influenza-Welle, gegen die die Menschen in den vergangenen beiden Wintern keine Immunität aufbauen konnten. Weshalb im Herbst neben einer Auffrischungsimpfung auch eine Grippeschutzimpfung empfohlen werde.