Junge Katzen sind in einem gemeinsamen Zimmer in einem Tierheim untergebracht (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Martin Schutt)

Haustier-Boom sorgt für klamme Kassen

Corona-Folgen: BW will überfüllte Tierheime unterstützen

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Haustiere waren während der Pandemie so beliebt wie nie, doch das hat sich schnell gelegt. Die Folge: Die Tierheime sind überfüllt und es fehlt ihnen Geld. Das Land BW plant Hilfe.

Hund, Katze, Meerschweinchen - während der Corona-Pandemie dachten offenbar viele Menschen, dass es schön wäre, einen tierischen Begleiter zum Streicheln und Spielen zu haben. Doch der Boom ging schnell zu Ende und die Tierheime sind jetzt voll. Hinzu kommen noch die steigenden Kosten für Strom und Futter, die den Einrichtungen ebenfalls zu schaffen machen. Das Land Baden-Württemberg will jetzt prüfen, wie ein Rettungsschirm helfen kann.

Vor allem junge Hunde müssen intensiv betreut werden

Die Regierung plant, den Tierheimen in der angespannten finanziellen Situation besser zu helfen. Konkrete Entscheidungen seien aber noch nicht getroffen worden, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Der von Minister Peter Hauk (CDU) geleitete und beratende Landesbeirat für Tierschutz habe sich zuletzt aber intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt.

Durch die Corona-Krise kämpften Tierheime mit der zunehmenden Abgabe von Tieren, die während der Pandemie angeschafft worden seien, so Landwirtschaftsminister Hauk. Viele dieser Tiere, vor allem junge Hunde, müssten intensiv betreut werden, weil die früheren Halter im Umgang mit Tieren vollkommen unerfahren und überfordert gewesen seien.

Ein Hundewelpe in einem Pappkarton. (Foto: Getty Images, Getty Images/iStockphoto)
Viele Halterinnen und Halter sind im Umgang mit Jungtieren überfordert und bringen sie dann ins Tierheim. (Symbolbild)

Hoher Energiebedarf bei Reptilien könnte zum Problem werden

Wegen der steigenden Energiekosten befürchteten zudem viele Tierheime, dass zunehmend auch exotische Wildtiere - zum Beispiel Reptilien - abgegeben oder ausgesetzt würden. "Die Haltung dieser anspruchsvollen Tierarten erfordert einen hohen Energiebedarf und die Futterkosten steigen auch hier erheblich", sagte Hauk.

Nicht nur Tiere in Heimen sind momentan in einer schwierigen Situation, auch in freier Wildbahn drohen Probleme.

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Tierheime nehmen Kredite auf um Mitarbeiter zu bezahlen

Auch der immer noch boomende illegale Online-Handel macht den Tierheimen schwer zu schaffen, während zeitgleich weniger gespendet werde. Laut dem Landestierschutzverein deckt der Verein eines Tierheims seinen wesentlichen Anteil der Kosten durch Spenden, Erbschaften und eigene Veranstaltungen wie Tierheimfeste, Infostände oder Flohmärkte ab.

Durch die Pandemie seien diese Einkünfte drastisch eingebrochen und Rücklagen vielfach aufgebraucht. "Einzelne Tierheime müssen bereits Kredite aufnehmen, um den Lohn der Mitarbeiter weiter zahlen zu können". Außerdem heißt es vom Landestierschutzverband, dass viele abgegebene Vierbeiner nicht einfach zu vermitteln seien. Sie blieben überdurchschnittlich lange im Tierheim, viele seien alt, krank oder verhaltensauffällig.

Wie die Tierheime in Baden-Württemberg versuchen die Probleme durch zu viele Tiere in den Einrichtungen in den Griff zu bekommen, zeigt ein Film von Zur Sache Baden-Württemberg:

Hauk: Gemeinden sollen Fundtierkosten prüfen

Landwirtschaftsminister Hauk rief die Städte und Gemeinden auf, die Vereinbarungen über Fundtierkosten zu überprüfen. Wird ein verlorenes oder entlaufenes Tier gefunden, ist die Gemeinde für die Kosten von Unterbringung und Versorgung zuständig.

Hauk betonte außerdem, er appelliere auch an potentielle Tierhalter, sich die Verantwortung, die die Haltung eines Haustieres mit sich bringe, bereits vor der Anschaffung bewusst zu machen. "Ein Haustier einfach aus seinem vertrauten Umfeld heraus zu nehmen und ins Tierheim abzuschieben, ist in jedem Fall eine schlechte Lösung," so Hauk.

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