Vor dem "Gasgipfel" mit Kommunen, Wirtschaft und Versorgern hat die grün-schwarze Landesregierung ein Bündel von Maßnahmen zum Energiesparen erarbeitet. Eine Arbeitsgruppe aus unterschiedlichen Ministerien hat den Katalog zusammengestellt, mit dem zunächst die Verwaltung dazu angehalten werden soll, den Verbrauch von Gas und Strom so stark wie möglich zu senken. Die Liste liegt dem SWR vor.
Katalog ist Reaktion auf Gas-Alarmstufe
Angesichts der Gas-Alarmstufe, die seit Ende Juni gilt und die zweite von drei Stufen des Notfallplans Gas darstellt, müssten Haushalte und Firmen den Verbrauch so weit wie möglich schon im Sommer reduzieren und alternative Energienutzungen verstärken, so die Verantwortlichen des Interministeriellen Verwaltungsstabs von Baden-Württemberg. "Der Bedarf muss abgesenkt werden, um sicher durch Herbst und Winter zu kommen", heißt es wörtlich. Mit dem zusammengestellten Katalog soll eine Grundlage für den kommenden "Gasgipfel" vorliegen, bei dem Sparvorschläge für Unternehmen und Privatleute gesammelt werden sollen.
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Noch ist unklar, ob Russland nach der Wartung von Nord Stream 1 wieder Gas an Deutschland liefert. Deshalb will sich der baden-württembergische Ministerpräsident noch im Juli mit wichtigen Akteuren an einen Tisch setzen.
Liste enthält Sparmaßnahmen für die Landesverwaltung
Konkret schlagen die Beamtinnen und Beamten etwa vor: "Ein Grad Celsius weniger an Raumtemperatur entspricht einer Energieeinsparung von sechs Prozent. Häufig genügt eine weitaus niedrigere Raumtemperatur, als wir es bisher gewohnt sind." Zudem mahnt die Arbeitsgruppe in ihrem Beschluss, es seien nicht überall in der Verwaltung 20 Grad Celsius nötig, etwa in Büros, Teeküchen, Kopierräumen, Werkstätten, Lagerräumen, Besprechungsräumen, Fahrzeughallen, Sporthallen oder Hallenbädern. Eine Einsparmöglichkeit für Energie bietet laut dem Katalog auch eine optimierte Raumnutzung. Räume, die nicht regelmäßig gebraucht werden, könnten gar nicht mehr genutzt werden. Der sinnvolle Einsatz von warmem Wasser wird ebenfalls angesprochen. In Sanitärbereichen könne die Warmwasserzufuhr beispielsweise komplett abgestellt werden, so die Beamtinnen und Beamten im Katalog.
Auch Strom soll gespart werden
Die Arbeitsgruppe weist zudem darauf hin, "dass in Deutschland 10 bis 15 Prozent des Stroms unter Einsatz von Gas produziert werden". Daher trage auch die Reduktion des Stromverbrauchs zur Gasreduktion bei. Die Beamtinnen und Beamten schlagen vor, Aufzüge nicht mehr zu nutzen, höchstens noch für Menschen mit körperlichen Behinderungen.
Die Behörden sollen auch prüfen, ob noch mehr Beamtinnen und Beamte zu Hause arbeiten können, weil durch den Wegfall der Hin- und Rückfahrt Energie eingespart werden könne. Im Büro könne dann die Heizung runtergeregelt werden. Flexible Arbeitszeiten sollen "insbesondere" im Sommer wenn möglich ausgeweitet werden. So würden in Büros auch keine Klimaanlagen gebraucht. Zudem sollen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch häufiger Schreibtische teilen, damit weniger Räume benötigt werden.
Dienstreisen per Bahn oder in Fahrgemeinschaften
Bei Dienstreisen soll, wenn möglich, auf das Flugzeug verzichtet und die Bahn genommen werden. Wird ein Dienstwagen benutzt, sollen Fahrgemeinschaften gebildet werden. Ansonsten verweist die Arbeitsgruppe auf das "Energiespar-Büchle", in dem das Umweltministerium praktische Tipps gibt, wie noch mehr Strom und Gas eingespart werden kann.