Solarmodule sind auf Wohnhäusern zu sehen.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Unabhängigkeit und niedrigere Energiekosten

Umweltbeauftragter: Kommunen in BW profitieren vom Klimaschutz

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Anne Jethon

Die Landesenergieagentur empfiehlt Kommunen im Land, mehr Personal für den Klimaschutz einzustellen. Das habe auch Vorteile für die Bürger, sagt der Tübinger Klimaschutzbeauftragte.

Knapp ein Fünftel aller Kommunen in Baden-Württemberg beschäftigen Klimaschutzmanagerinnen und -manager - "ein ausbaufähiger Wert", wie die landeseigene Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) findet. Denn sie spielen eine wichtige Rolle im Klimaschutz: Sie erstellen Klimaschutzkonzepte und sorgen dafür, dass diese umgesetzt werden. Doch wie können Kommunen und damit auch die Bürgerinnen und Bürgern profitieren?

Beharrlichkeit - das ist für Bernd Schott eine der wichtigsten Qualifikationen, wenn es um seinen Job geht. Seit 2008 ist er Umwelt- und Klimaschutzbeauftragter von Tübingen. In diesem Beruf müsse man immer wieder mit Rückschlägen umgehen - und trotzdem immer wieder weitermachen. "Klimaschutz ist nach wie vor eine Freiwilligkeits-Aufgabe, sowohl für jeden Bürger und jede Bürgerin, als auch für die Kommunalverwaltung", sagt er im Gespräch mit dem SWR.  

Das bedeutet auch: Es brauche einen langen Atem und Überzeugungskraft, wenn es darum gehe, Prozesse in Unternehmen, bei Privatleuten oder der Stadt anzustoßen. Weniger relevant ist für Schott dagegen die Ausbildung zum Ausüben seines Berufs: Ein Studium, egal in welcher Fachrichtung, reiche. Schott selbst hat Umweltwissenschaften studiert.

Portrait von Bernd Schott (Foto: Universitätsstadt Tübingen)
Bernd Schott ist seit 2008 Umwelt- und Klimaschutzbeauftragter von Tübingen.

Was sind Klimaschutzmanager?

Bernd Schotts Aufgabe ist es, in Tübingen ein Klimaschutzkonzept samt Maßnahmen aufzustellen. Fachleute helfen ihm dabei. Dieses Konzept müsse dann durch den Gemeinderat. Auch die Umsetzung verfolge und begleite er. "Alle zwei Jahre schreiben wir dieses Klimaschutzprogramm fort", so Schott. 2008 habe er mit einer halben Stelle angefangen - mittlerweile arbeiteten innerhalb der Stadtverwaltung Tübingen bis zu 16 Leute, deren Hauptaufgabe Maßnahmen zum Klimaschutz beinhalteten.

Obwohl seine Dienstbezeichnung nicht Klimaschutzmanager, sondern Umwelt- und Klimaschutzbeauftragter ist, so fällt Schott nach seiner Auffassung mit seinen Tätigkeiten trotzdem in die Aufgabendefinition der KEA-BW für Klimaschutzmanagerinnen und -manager hinein.

In Baden-Württemberg verfügen 201 der 1.101 Kommunen über solche Stellen. Über ein Drittel der Kommunen gehen laut KEA-BW den Klimaschutz strategisch an - das bedeutet, dass sie ein integriertes Klimaschutzkonzept aufgestellt haben. Sowohl beim Klimaschutzkonzept als auch bei Klimaschutzmanagerinnen und -managern sollten die restlichen Kommunen nachziehen, empfiehlt die Landesenergieagentur.

Deshalb lohnt sich Klimaschutz in Kommunen in BW

Das kann sich durchaus lohnen, meint Bernd Schott. Denn Klimaschutz mache die Gesellschaft widerstandsfähiger:

"Klimaschutz und Energiesparen ist eben nicht einfach nur Klimaschutz, um unseren Beitrag zur CO2-Reduktion zu leisten, sondern ist auch immer ein Beitrag, um uns unabhängiger von riskanten Energieimporten zu machen."

Das habe unter anderem Russlands Krieg gegen die Ukraine gezeigt. In Tübingen habe man stark darauf gesetzt, erneuerbare Energien zu fördern. So sei die Stadt auch unabhängiger von Energieimporten. Außerdem würden die Energiepreise in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen. "Deshalb sind wir da natürlich auch handlungsfähiger: als Stadtgesellschaft, aber auch als Stadtverwaltung, wenn wir nicht so hohe Energiekosten haben."

Schritt für Schritt zum Klimaschutz

In den vergangenen Jahren habe Bernd Schott mit seinem Team viel erreicht: Von 2007 bis 2019 habe die Stadt 40 Prozent CO2 eingespart. Außerdem habe man einen deutlichen Zuwachs an Photovoltaikanlagen geschafft, eine "deutlich effizientere Fernwärmeversorgung hinbekommen", die Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt und über 2.000 Beratungsgespräche mit Bürgerinnen und Bürgern geführt.

Die Bilanz der einzelnen Maßnahmen liege oft im Prozentbereich. "Da muss man wirklich beharrlich über viele Jahre an ganz vielen Baustellen arbeiten, um da vorwärts zu kommen", so Schott. Er ist überzeugt: Seine Beharrlichkeit und die seines Teams zahlen sich aus.

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